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„Angesicht des Bruderkriegs in der Ukraine sind die Ur-Fragen der Bibel auch für uns höchst aktuell“

19. Mai 2022 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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„Kain, wo ist dein Bruder Abel?“ (Gen 4, 1-16). Gastkommentar von Archimandrit Andreas-Abraham Thiermeyer


Eichstätt (kath.net) Liebe Freunde und Wohltäter des Christlichen Ostens, wir sind Zeugen des Bruderkrieges in der Ukraine.
Die biblischen Brüder Kain und Abel stehen für die gesamte Menschheit. Die Erzählung (Gen 4,1-16), die Mitte des 10. Jh. v. Chr. in der Zeit von David/Salomon als eine der Familiengeschichten entstanden ist, die Entwicklungen von Kulturepochen und deren gesellschaftliche Konflikte schildert, hat heute höchste Aktualität. Sie enthält Wesensaussagen über die für den Menschen und seine Welt grundgelegte Ordnung. Gen 4 gehört zu den „Urzeiterzählungen“, die „nicht Einmaliges, sondern Erstmaliges als Allmaliges“ erzählen. Sie erzählen, „was niemals war und immer ist“, sie decken auf, „was jeder weiß und doch nicht weiß“, und „sie wollen helfen, mit diesem vorgegebenen Wissen und Wesen das Leben zu bestehen“ (E. Zenger). Genau dieses Erfahrungswissen macht diese Texte so besonders und aktuell bis in unsere Zeit herein.

Angesicht des Bruderkriegs in der Ukraine sind die Ur-Fragen der Bibel auch für uns höchst aktuell: „Kain“, der Machtmensch (hebr.: „der gemachte ‚Macher‘“), und „Abel“, der Ohnmächtige (hebr.:“Hauch“, „ein windiges Nichts“). Kain ist der Typus des Erfolgsmenschen, der gutsituierte Mann, der Ackerbauer und Grundbesitzer. Abel steht für die üblichen Unbedeutenden, für die Milliarden „Nichtse“, Menschen, die nichts zu sagen haben, die weder über Vermögen verfügen noch auf einem Boden leben, der ihnen zugestanden wird. Von Anfang seiner Erschaffung an wird der Mensch schuldig, da er immer wieder versucht, seine Grenzen zu überschreiten. Dies tut er sowohl im Hinblick auf Gott als auch im Umgang mit seinem Bruder.


Deshalb sind die ersten Fragen Gottes in der Bibel an uns Menschen:

1. Wo bist du Adam/Mensch? – Die Frage Gottes an uns Menschen nach unserem Verhältnis zu ihm. Gott geht mit den Menschen ihren Weg von Anfang an. Gott geht auch mit dem Menschen, der sich gegen ihn erhebt. Er sucht den schuldig gewordenen Menschen, der sich vor ihm versteckt. Er will, dass wir uns vor ihm als der zeigen, der wir sind. Verharren wir im gestörten Verhältnis zu Gott, dann erwächst daraus ein Konflikt mit dem Bruder.

2. Wo ist dein Bruder? – Die Frage Gottes an den Menschen nach dem Verhältnis zu seinen Mitmenschen und seinen Nächsten. Gott erwartet, dass wir füreinander ebenso Sorge tragen, wie er es für uns tut. Er stellt Kain nach seinem Mord an Abel die Frage: Wo ist dein Bruder? Gott nimmt uns alle in die Verantwortung für unseren Bruder, für unsere Schwester. Er gibt uns Teil an seiner Sorge. Gott erwartet, dass wir uns ebenso füreinander sorgen, wie er sich für uns sorgt, d.h. wie er uns liebt. Wir sind oft wie Kain, wir wollen uns unserer Verantwortung entledigen: „Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“ Aber Gott lässt ihn nicht, er stellt ihn: „Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit von der Erde bis zu mir!“

Das Blut schreit. Im Blut ist nach biblischer Auffassung der Sitz des Lebens, die Seele: In der Materie Blut wohnt eine immaterielle Kraft, sie ist „beseelt“. „Leben ist Blut“, daher ist der Verzehr von Blut verboten (Lev 17,11.14) und auch das Blutvergießen (Gen 9,6), weil der Mensch Gottes Ebenbild ist (Gen 1,26ff). Alles Blut gehört daher in besonderer Weise Gott allein, weil er der Schöpfer des Lebens ist. Daher steht Blut unter Gottes besonderem Schutz. Gewaltsam vergossenes Blut kann nicht einfach „ausgeräumt“, „abgewischt“ oder „durch Lösegeld gesühnt“ werden, sondern haftet am Gewalttäter, an dessen Kopf (1Kön 2,33), an seinen Händen (Jes 1,15) und Schuhen (1 Kön 2,5). Wenn Menschenblut unschuldig vergossen wird, schreit es zu Gott (Gen 4,10) nach Vergeltung (Genesis 9,5-6).

Das vergossene Blut in der Ukraine schreit. „Kain ergrimmt und senkt finster seinen Blick“. Die „Machtmenschen“ (Kain), die in diesem Krieg so Mächtigen in Staat und Kirche, missbrauchen selbst Gott finsteren Blickes für sich. Sie bringen „ihre Opfer“ als religiöses Spektakel vor der Welt in ihren Kathedralen auf Prunkaltären dar, obgleich sie voller Zorn und Hass sind. Sie werden zu Bruder-Mördern in ihrem Machtrausch, ihrer Habgier, ihrem Neid und ihrer Wut auf die in ihren Augen so „Unbedeutenden“ (Abel), „Nichtse“, die ihnen im Wege stehen, denen sie doch nicht einmal das Recht auf ihr Land zugestehen. Gott hört den Schrei des Blutes der unschuldig getöteten Zivilisten, Frauen, Kinder und Alten nicht ungestraft! Die Kains werden nicht entkommen, Gott stellt sie: „Wo ist dein Bruder? Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit von der Erde zu mir.“ Da hilft auch die arrogante Antwort „Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“ nicht. Gottes Recht ist nicht das Recht des Stärkeren. Gottes Liebe und Zuwendung gilt vor allem den „Kleinen“, den „Niedrigen“, den Abels.

Unrecht muss als Unrecht benannt und bestraft werden. Der Kreislauf von Willkür und Tod muss durch das Recht durchbrochen werden, es darf nicht die Rache herrschen. Gott straft die Kains für ihr Verbrechen nach seinem Recht, aber er schützt auch ihr Leben, denn das Recht Gottes ist niemals gnadenlos! Das „Kains-Mal“ wird er von nun an sichtbar an sich tragen müssen. Es ist ein Zeichen der Schande seiner Blutschuld und des Schutzes für sein Leben, dank der Gnade Gottes. Sein Leben soll trotz seiner Schuld nicht wie ein Hauch, wie die „windigen Nichtse“– die durch seine Hand, durch den „Machtmenschen“ umgebracht wurden – vergehen.

Helfen wir wieder zusammen mit, auf dass wir nicht nur Zaungäste dieses grausamen Geschehens in der Ukraine sind, sondern auch weiterhin für unsere bedrängten und notleidenden Schwestern und Brüder tatkräftige Helfer und Zeugen der Liebe und Menschenfreundlichkeit unseres Gottes bleiben.

Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer ist Gründungsrektor des Collegium Orientale, Eichstätt


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