‚Bitte Kirche nicht als Diskothek nutzen!’

3. Dezember 2011 in Weltkirche


Vietnamesische Katholiken protestieren weiter gegen Enteignung ihrer Kirche durch den Staat, jetzt wurden 40 Personen nach einer friedlichen Kundgebung gewaltsam festgenommen


Hanoi (kath.net/igfm) Fünf Priester des Redemptoristen-Ordens und über 30 Katholiken einer Pfarrgemeinde aus Hanoi in der Sozialistischen Republik Vietnam wurden am Freitagmorgen verhaftet. Sie hatten an einer friedlichen Kundgebung gegen die Enteignung ihrer Kirche durch den Staat teilgenommen. Das meldet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).

Die Katholiken von der Hanoier Gemeinde Thai Ha kritisieren, dass die Regierung seit Jahren illegale Bauarbeit auf dem Kirchengrundstück durchführen lässt. Sie befürchten dahinter die Absicht, damit vollendete Tatsachen zu schaffen, um der Gemeinde ihr Eigentumsrecht zu entziehen.

Das jetzige Streitobjekt ist eine frühere Kirche des Redemptoristen-Ordens, die heute als Krankenhaus und Diskothek benutzt wird. 2008 hatte die Regierung nach neunmonatigen Auseinandersetzungen mit der Gemeinde das Grundstück zu einem öffentlichen Park umbauen lassen.

Da alle schriftlichen Proteste der Pfarrgemeinde Thai Ha ergebnislos blieben, versuchte sie nun, mit öffentlichen Protestaktionen auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Am Freitagmorgen hatten etwa 100 Katholiken beim Hanoier Volkskomitee eine Beschwerde gegen illegale Bauarbeit auf dem Grundstück ihrer Kirche eingereicht.

Während der anschließenden Kundgebung auf dem Rückmarsch vom Volkskomitee wurden sie von Personen tätlich angegriffen, die rote Armbänder trugen und von Polizisten angeleitet wurden. Die Gläubigen wurden in einen Bus gezerrt und zum "Aufenthaltszentrum Loc Ha" gebracht, das eigentlich ein Heim für festgenommene Prostituierte ist.

Bis zu ihrer gewaltsamen Auflösung verlief die Kundgebung friedlich. Auf den Transparenten war zu lesen: „Bitte die Kirche nicht als Diskothek nutzen!“, „Hände weg von Grundstücken und Eigentum religiöser Gemeinschafen!“, „Geliehene Kirchengebäude müssen zurückgegeben werden!“, „Gegen die Verdrehung der Wahrheit in Thai Ha von der (staatlichen) Zeitung Neues Hanoi“, „Artikel 70 der Verfassung schützt Eigentum religiöser Gemeinschafen!“. Eine ihrer Tafeln zeigte Aufnahmen von einem Milizbeamten, der am 20. November 2011 während der Sonntagsmesse in die Kirche Thai Ha eingedrungen war und den Pfarrer beschimpft und bedroht hatte.

Unter den Festgenommenen befinden sich der Pfarrer Giuse Nguyen Van Phuong, die Priester Giuse Luong Van Long und Vinh Son Vu Van Tuan sowie rund 35 Seminaristen und Gemeindemitglieder. Die IGFM fordert die vietnamesische Regierung auf, die festgenommenen Katholiken umgehend und bedingungslos freizulassen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Informationen zur Menschenrechtslage in Vietnam: www.igfm.de/Vietnam

Foto: © www.igfm.de



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