Koch: Papst-Enzyklika "Ut unum sint" bis heute Wegweiser der Ökumene

5. Oktober 2020 in Österreich


Vatikanischer "Ökumene-Minister" Kardinal Koch eröffnete neues Studienjahr an Hochschule Heiligenkreuz mit Vortrag zum 25. Jahrestag der Ökumene-Enzyklika von Papst Johannes Paul II.


Wien (kath.net/KAP) Wie geht es weiter in der Ökumene? Welche Schritte gilt es noch zu setzen auf dem Weg zur vollen Einheit der Christenheit? Der vatikanische "Ökumene-Minister", Kardinal Kurt Koch, empfiehlt bei diesen Fragen den Blick auf ein Dokument, das heute vor 25 Jahren veröffentlicht wurde: Die Ökumene-Enzyklika "Ut unum sint" von Papst Johannes Paul II. Bis heute sei dieses Dokument in wichtigen ökumenischen Streitfragen - etwa jener zum Primat des Bischofs von Rom oder zur Frage nach dem eigentlichen Ziel der Ökumene - ein Wegweiser, sagte Koch bei einem Vortrag am Donnerstagabend in der Stiftskirche von Stift Heiligenkreuz.

Der Vortrag, der unter dem Titel "Die unumkehrbare Verpflichtung zur Suche nach der Einheit in der Kirche. Zum 25. Jahrestag der Ökumene-Enzyklika 'Ut unum sint'" stand, bildete zugleich den Auftakt zum neuen Studienjahr an der Hochschule Heiligenkreuz. Zuvor hatte Kardinal Koch mit Studierenden und Lehrenden einen Gottesdienst in der Stiftskirche gefeiert und zudem Grüße des emeritierten Papstes und Namensgebers der Hochschule, Benedikt XVI., übermittelt, der sich dem Kloster wie der Hochschule "im Herzen verbunden" fühle, so Koch.

In der ökumenischen Bewegung gebe es heute bei allen Fortschritten in theologischen Detailfragen weiterhin zwei offene Baustellen, so Koch: Die Frage, was das eigentliche Ziel der Ökumene sei, sowie die Frage, ob der Bischof von Rom eher Hindernis oder Motor der Einheit der Christen sei. Von Johannes Paul II. könne man in diesen beiden Fragen lernen, dass es keine Abstriche bei den Zielen der Ökumene geben dürfe: "Der Papst empfand die Teilung der Christenheit von Anfang an als Verletzung, die ihn persönlich betraf". Daher habe Johannes Paul II. sich während seines gesamten Pontifikats auch immer wieder zu ökumenischen Fragen zu Wort gemeldet und die Ökumene zu "einer seiner pastoralen Prioritäten" erklärt, so Koch.

Am Ziel der Ökumene bestehe im Blick auf Johannes Paul II. und "Ut unum sint" jedenfalls kein Zweifel: Es müsse dies die "Wiederherstellung der sichtbaren, vollen Einheit aller Getauften sein" - ein Ziel, zu dem in der Ökumene heute "leider noch kein wirklich tragfähiger Konsens besteht", wie der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen anmerkte. Ähnliches gelte für die Stellung des Bischofs von Rom in der Ökumenischen Bewegung: Johannes Paul II. habe dieses Amt nie als Hindernis betrachtet, sondern - im Gegenteil - als "Dienst an der Einheit, damit nicht ein Altar gegen einen anderen gestellt wird". Wenn man den Primat des Bischofs von Rom nämlich - mit "Ut unum sint" - von der Eucharistie her verstehe, die er als höchsten Ausdruck der Einheit zu schützen habe, so werde deutlich, dass das Papstamt "kein Hindernis der Ökumene darstellt, sondern eine Hauptmöglichkeit dafür darstellt", so Koch.

Vor diesem Hintergrund müsse man etwa den 1983 erneuerten "Codex Iuris Canonici" (CIC, katholisches Gesetzbuch) sowie den "Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium" (CCEO, Gesetzbuch der katholischen Ostkirchen) auch als Versuche verstehen, die Kirche rechtlich auf die Ökumene hin zu verpflichten. Er sei schließlich überzeugt gewesen, "dass der Ökumenismus nicht bloß irgendein Anhängsel ist, dass der traditionellen Tätigkeit der Kirche hinzugefügt wird, sondern der vielmehr organisch zum Leben und Wirken der Kirche dazugehört". Vor diesem Hintergrund könne auch das am 25. Mai 1995 veröffentlichte Dokument "Ut unum sint" als "Summe seines ökumenischen Engagements" verstanden werden, unterstrich Koch.

Wesentliche Bedeutung maß Koch außerdem der Verbreitung der ökumenischen Bildung sowohl bei den Gläubigen als auch bei den pastoralen Mitarbeitern bei. Dabei komme auch den theologischen Fakultäten eine wichtige Rolle zu, schlug Koch den Bogen zum Anlass des Starts ins neue Studienjahr. Denn nur eine solide ökumenische Bildung sei "die beste Garantie dafür, dass auch morgen Ökumene als heilige Pflicht wahrgenommen wird".

Im Anschluss an die Inaugurationsfeier lud die Hochschule schließlich zum Spatenstich für die Errichtung eines neuen Gebäudekomplexes: Das "Pater Anastasius Brenner Haus" soll künftig als Zentrum für junge Männer auf der Suche nach ihrer Berufung dienen. Etwa 30 Studenten sollen in den Räumlichkeiten wohnen können, an der Hochschule studieren und geistlich begleitet werden. Der Baubeginn ist für April 2021 geplant. (Infos: www.hochschule-heiligenkreuz.at)

 

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