Covid-19-Pandemie hat ‚neue Ekklesiologie, neue Theologie’ gebracht

21. Oktober 2020 in Weltkirche


Im vierten Jahrhundert sei die Hauskirche zugunsten der Hierarchie zurückgedrängt worden. Die Messverbote während der Pandemie könnten eine Wende einläuten, hofft Bischof Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode.


Rom (kath.net/LifeSiteNews/jg)

Bischof Mario Grech, der Generalsekretär der Bischofssynode, hat in einem Interview mit der Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica von einer „neuen Ekklesiologie, vielleicht sogar einer neuen Theologe und einem neuen Priestertum“ gesprochen, welche die Kirche durch die Gottesdienstverbote in der Covid-19 Pandemie „entdeckt“ habe.

 

Die neue Ekklesiologie, also ein neues Kirchenverständnis, bestehe in der „Rehabilitierung der Hauskirche“. Diese müsse „mehr Raum erhalten, eine Kirchenfamilie bestehend aus einer Anzahl von Familien-Kirchen“, sagte Grech. Die Katholiken müssten „Kirche in den Familien leben“. Die große Gemeinschaft der Kirche sei aus kleinen Kirchen aufgebaut, die sich in den Häusern versammle. Wenn die Hauskirche versage, könne die Kirche nicht existieren. „Wenn es keine Hauskirche gibt, hat die Kirche keine Zukunft“, sagte er wörtlich.

 

Die wichtigste Ursache für das Vergessen der Hauskirche bereits in der Frühzeit der Kirchengeschichte sei der „Klerikalismus“. Die hierarchische Struktur der Kirche habe das Übergewicht gegenüber der Hauskirche bekommen. Bereits im vierten Jahrhundert sei eine „Sakralisierung der Priester und Bischöfe“ auf Kosten der Hauskirche zu bemerken. Letztere habe dadurch an Bedeutung verloren, bedauerte Grech.

 

Nicht die Familie sei subsidiär gegenüber der Kirche, die Kirche sollte subsidiär gegenüber der Familie sein, schlug er vor. Die Familie sei die grundlegende und dauernde Struktur der Kirche, die „sakrale und kultische Dimension“ sollte darauf ausgerichtet sein.

 

Das allgemeine Priestertum werde von den Eheleuten, gestärkt durch das Sakrament der Ehe, in besonderer Weise gelebt. Die Eltern seien „Priester des Gottesdienstes“, die in der „Hausliturgie das Brot des Wortes brechen und beten“. Auf diese Weise würde der Glaube an die Kinder weiter gegeben.

 

Während der Covid-19-Pandemie konnten viele Menschen in der westlichen Hemisphäre monatelang die Messe nicht besuchen und die Kommunion nicht empfangen. Sie seien bereit gewesen, auf die Messe zugunsten der „Hauskirche“ zu verzichten. Es sei interessant gewesen, dass viele sich beklagt hätten, dass sie die Eucharistie nicht empfangen konnten und keine kirchlichen Begräbnisse stattgefunden hätten. Andererseits hätten sie sich nicht gefragt, wie sie sich mit Gott und dem Nächsten versöhnen könnten, wie sie das Wort Gottes hören und feiern könnten und wie sie ein Leben des Dienstes führen könnten.

 

Die Eucharistie sei zwar „Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens“, sagte Grech. Es sei aber zu bedauern, dass sich manche außerhalb des Kontextes der Eucharistie oder des Gottesdienstes verloren fühlen würden. Das würde zeigen, dass diese Menschen keine anderen Wege kennen, um sich „dem Mysterium“ zu nähern. Das zeige nicht nur ein „spirituelles Analphabetentum“, sondern auch „die Unzulänglichkeit der gegenwärtigen pastoralen Praxis“. Die pastorale Praxis habe zu den Sakramenten geführt, aber nicht durch die Sakramente zu einem christlichen Leben, kritisierte Grech.

 


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