Zweiter Brief an Bischof Wiesemann: „Auf welchem Irrweg die kath. Kirche in Deutschland ist!“

22. Jänner 2021 in Kommentar


„Wer Frauenpriestertum so offen fordert wie unser Generalvikar, befindet sich sichtbar und offensichtlich auf dem Weg ins Schisma!“ – „Wir möchten uns von den ZdK-Funktionären klar distanzieren.“ Offener Brief von Wolfgang und Cindy Bösl


Speyer (kath.net) Offener Brief an den Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann:

Eure Exzellenz, sehr geehrter Herr Bischof Wiesemann,

mit dem Antwortschreiben vom 9. November 2020 haben Sie über Ihren Pressesprecher auf unser Schreiben vom 5. Oktober reagiert. Leider geschah dies erst nach der Veröffentlichung auf kath.net.

Mit diesem Schreiben Ihres Pressesprechers, der sich auf Ihren Auftrag beruft, wurde uns in gewisser Weise unser erstes Schreiben auf ganzer Linie bestätigt. Für uns ist somit klar, dass sich die Kirche in Speyer auf dem Synodalen Irrweg befindet.

Darin bestätigt Ihr Pressesprecher sogar, dass der furchtbare und verabscheuungswürdige Missbrauch missbraucht wird, um Kirchenpolitik zu betreiben und damit die katholische Kirche so zu verändern, dass diese kaum mehr zu erkennen ist... Frauenpriestertum, Zölibat, Sexualmoral usw., um hier wenige Punkte zu nennen. Außerdem möchten wir uns von den Funktionären des Zentralkomitees der deutschen Katholiken klar distanzieren. Wir kennen viele Katholiken, die sich von diesem Komitee nicht vertreten fühlen! Des Weiteren machen wir uns hier die Stellungnahme Kardinal Brandmüllers zu eigen, der gegenüber Bischof Bätzings Ausführungen über Homosexualität und Zölibat, von denen wir uns ebenfalls distanzieren, eine klare katholische Position vertritt.

Im ersten Punkt der Ausführungen Ihres Pressesprechers bezüglich des sexuellen Missbrauchs wird die Frage der Verteilung, Ausübung und Kontrolle von Macht in der Kirche genannt. Wenn diese und die übrigen von ihm angeführten Punkte das Problem wären, dürfte es keinen sexuellen Missbrauch beispielsweise in der evangelischen Kirche, geschweige denn in Vereinen und Familien, geben. Auch ist der sexuelle Missbrauch meist homosexueller Natur, teilweise verbunden mit Pädophilie. Der Zölibat kann hier nicht verantwortlich sein, da sonst jeder Christ, der sich an „kein Sex vor der Ehe“ hält, ein potenzieller Täter sein müsste.

Wenn die Legitimation des Synodalen Wegs vor allem in der oben genannten Problematik besteht, kann man diesen – unserer Meinung nach – als gescheitert betrachten und sofort beenden. Wir möchten Ihnen hierzu den Aufsatz S.H. Papst em. Benedikt XVI. „Die Kirche und der Skandal des sexuellen Missbrauchs“ in Erinnerung rufen. Unter Punkt III.1 fragt der Hl. Vater, was wir tun können: „Müssen wir etwa eine andere Kirche schaffen, damit die Dinge richtig werden können? Nun, dieses Experiment ist bereits gemacht worden und bereits gescheitert. Nur der Gehorsam und die Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus kann den rechten Weg weisen. Versuchen wir also als erstes, neu und von innen her zu verstehen, was der Herr mit uns gewollt hat und will.“  

Wenn man diese beiden Ansätze miteinander vergleicht, zeigt sich für uns deutlich, auf welchem Irrweg die kath. Kirche in Deutschland ist!

Im zweiten Punkt Ihres Schreibens stellt sich die Frage nach der priesterlichen Existenz. Ein gutes Vorbild hierfür ist der Hl. Pfarrer v. Ars, nicht die Forderung des Synodalen Wegs. Es ist wirklich erschreckend!

Die Frage nach Möglichkeiten für Dienste und Ämter der Frauen in der Kirche wird im dritten Punkt behandelt. Warum macht man den Frauen falsche Hoffnung auf Weiheämter? Wie wir in unserem ersten Brief bereits darlegten, hat bereits der Hl. Johannes Paul II. endgültig und unfehlbar erklärt, dass dies nicht möglich ist und sein wird. In der evangelischen Kirche wird der Inhalt dieser Forderungen umgesetzt, dennoch steht diese in vielerlei Hinsicht noch wesentlich schlechter da. Wer das Frauenpriestertum so offen fordert, wie z.B. unser Generalvikar Andreas Sturm, befindet sich sichtbar und offensichtlich auf dem Weg ins Schisma!

Folgende Anmerkungen in Bezug auf die Sexualmoral der Kirche möchten wir zum vierten Punkt Ihres Schreibens anbringen: Nur wer die Sexualmoral der kath. Kirche lebt, kann deren wahre Größe verstehen. Auch hier haben uns der Hl. Johannes Paul II. mit seiner Theologie des Leibes oder Weihbischof Andreas Laun mit dem Buch „Liebe und Partnerschaft“ gute Orientierung zum Verständnis und der Umsetzung der katholischen Morallehre gegeben.

In Ihrem Antwortschreiben erklären Sie, dass die Tradition in Speyer nicht über Bord geworfen werden solle. Was, wenn nicht dies, meinen Sie damit, dass die Tradition nichts Starres, sondern etwas Veränderbares sei? Die Wahrheit kann sich weder verändern noch verändert werden, sondern „nur“ vertiefen! Eine Weiterentwicklung im Sinne einer solchen Vertiefung ist z. B. die Verkündigung eines Dogmas, also die lehramtliche Festlegung einer Glaubensüberzeugung, die schon immer Bestandteil der Tradition war, wie dies zuletzt von S.H. Papst Pius XII. bezüglich der Aufnahme Mariens in den Himmel festgestellt wurde. Wenn ich also die Lehre ändere oder z. B. das Frauenpriestertum fordere, bin ich auf dem Weg in die Häresie bzw. das Schisma. Mit der Königsteiner Erklärung wurde hier auf der Moralebene eine Erosion der kirchlichen Lehre in Gang gesetzt.

Ein angemessenes Zeichen der Zeit wäre nun, den Gläubigen den vollen kath. Glauben zu verkünden und zu erklären. Ein anderes Zeichen der Zeit ist hingegen, dass sich der Hl. Vater Papst Franziskus in seiner Audienz am 25.11.2020 erneut an die deutsche Kirche gewandt hat. Sein Bezug auf die Kirche in Deutschland geht eindeutig aus der Tatsache hervor, dass das Phänomen des Synodalen Wegs nur in unserem Land auftritt. Er sagte hierzu wörtlich: „‘Aber, die Mehrheit, die Minderheit, was halten Sie von diesem, jenem, dem anderen... Und das ist wie eine Synode, ein synodaler Weg, den wir einschlagen müssen...‘ - Ich frage mich: Wo ist der Heilige Geist dort? Wo ist das Gebet? Wo gibt es Gemeinschaftsliebe? Wo ist die Eucharistie? Ohne diese vier Koordinaten wird die Kirche zu einer menschlichen Gesellschaft, zu einer politischen Partei. Veränderungen werden vorgenommen, als wäre sie ein Unternehmen, durch Mehrheit oder Minderheit... aber es gibt keinen Heiligen Geist. Dabei ist die Gegenwart des Heiligen Geistes genau für diese vier Koordinaten garantiert.“ Die Kirche, so sagt Papst Franziskus, sei „kein Markt, sie ist keine Gruppe von Unternehmern, die dieses neue Unternehmen vorantreiben“. Die Kirche sei ein Werk des Heiligen Geistes, den Jesus uns gesandt habe, um uns zu versammeln. Die Kirche „ist genau das Werk des Geistes in der christlichen Gemeinschaft – im Gemeinschaftsleben, der Eucharistie, im Gebet, immer. Es ist Gott, der die Kirche macht, nicht der Tatendrang der Werke“. Auch synodale Prozesse dürften nicht in den Kategorien politischer Parteien oder Unternehmen wahrgenommen werden, warnt Papst Franziskus – denn Geist, Gebet und spirituelles Leben seien wesentlich für das kirchliche Leben.

Genau diesen Eindruck vermittelt der Synodale Weg, er macht beinahe den Anschein, mehr Teil der Partei „Bündnis 90 Die Grünen“ als der Kirche Jesu Christi zu sein.

Sie schrieben in Ihrem Hirtenbrief zum Advent 2020, man solle sich auf das Wesentliche konzentrieren? Was ist das Wesentliche für Sie, für das Bistum Speyer? Der Synodale Weg, den Sie kurz zuvor in diesem Hirtenbrief erwähnten? Das Verbot der öffentlichen Gottesdienste für die Gläubigen, das sie uns zu Beginn des Hochfestes als „Weihnachts-Geschenk“ verkündeten?

Nein, das kann nicht das Wesentliche sein!

Der Hl. Pater Pio sagte einmal, dass die Welt eher ohne Sonne bestehen könne, als auch nur einen einzigen Tag ohne das Hl. Messopfer.

Es steht außer Frage, dass wir innerhalb der Kirche und der Gesellschaft einen Glaubensabfall zu verzeichnen haben. Wird dieser nicht noch weiter beschleunigt, wenn die öffentliche Feier des Hl. Messopfers schon einigen Bischöfen nicht mehr wichtig zu sein scheint?

Warum sollten wir denn in guten Zeiten noch zur Kirche gehen, wenn es uns doch gerade in schweren Zeiten verwehrt wird?

Wir Gläubigen fühlen uns von Ihnen und unserem Bistum im Stich gelassen.

Ja, Corona ist schlimm. Ja, jeder einzelne Tod ist tragisch und zu viel. Aber ist es nicht noch schlimmer, wenn wir ohne die Wegzehrung, den Leib Christi und die heilige Eucharistie sterben?

Das Verbot öffentlicher Gottesdienste ist hier der falsche Weg. Selbst das Grundgesetz Artikel 4 Abschnitt 2 sichert jedem Bürger die „uneingeschränkte Religionsausübung“ zu. Die Gründungsväter des Grundgesetzes, Konrad Adenauer sei hier namentlich genannt, erlebten wesentlich schlimmere Zeiten! Zwei Weltkriege und die Spanische Grippe mit Millionen Toten! Gerade aus diesen Erfahrungen heraus war ihnen das so wichtig, was Sie als Bischof und Bistum in unseren Augen nun aufs Spiel setzen.

Die seelische Not und Gottvergessenheit sind heute so groß, ohne Gott geht alles kaputt! Ohne Gott wird Corona nicht besiegt, wie vieles andere auch. Die Geschäfte für die Nahrung des Leibes bleiben offen, Millionen gehen ohne Abstände in die warmen Läden, betreten und verlassen diese durch die gleiche Tür, und die Wenigen, die für die Nahrung der Seele noch in die kalten Kirchen gehen, dabei Abstand halten und Rücksicht nehmen, um für sich und ihre Lieben zu beten, werden alleingelassen. Wer denkt an die Gläubigen, die unter dem Kampf gegen das Hl. Messopfer leiden?

Die Kirche macht sich mit solchen Aktionen selbst überflüssig. Das Seelenheil steht an erster Stelle der Kirche, nicht die körperliche Gesundheit. „Wer sein Leben geringachtet, wird es gewinnen…“   

Was soll man jetzt den Mitchristen sagen, die keinen Sinn mehr darin sehen, in der Kirche zu bleiben, weil sie sich – zu Recht – im Stich gelassen fühlen?

Meine Frau und ich waren in unserem Dorf die Einzigen, die noch für ein Amt kandidierten. Nur die Liebe zur Heiligen Mutter Kirche und zur Kirche vor Ort, der wir im Gemeindeausschuss und verschiedenen liturgischen Formen (Maiandachten, Rosenkranzandachten, Kreuzweg, etc.) dienen, hält uns noch in der „deutschen“ Kirche.

Pater Schmidberger sagte einmal in einem Interview: „Man verlässt seine kranke Mutter am Krankenbett nicht.“

Uns – und auch vielen anderen Katholiken – stellt sich jedoch die Frage, ob die Kirche in Deutschland nicht bereits tot ist. Die katholische und apostolische Kirche wird nicht untergehen , der suizidale Irrweg hingegen schon!

Ein alter Ehrendomherr und Prälat sagte mir vor ca. 17 Jahren, ich bin jetzt 38, dass die Katholiken in Deutschland einmal froh sein werden, dass es die Piusbruderschaft gibt, wo sie dann zur Hl. Messe gehen können. Dies ist spätestens jetzt der Fall, Sie zwingen uns ja durch das Verbot öffentlicher Messen bis mind. 10. Januar 2021 dazu. Und vermutlich wird dies noch nicht das Ende sein.

Meine Frau ist nicht vor sieben Jahren als 21-jährige aus Protest katholisch geworden, sondern weil sie die Wahrheit und den Schatz in der Hl. Messe, den vollen katholischen Glauben aus 2000 Jahren, erkannte. Sie sagt inzwischen immer wieder: „Ich bin nicht katholisch geworden, damit die katholische Kirche jetzt evangelisch wird.“

Zur Antwort auf unseren ersten Brief: Wir haben weder das Tragen von Mund- und Nasenschutz noch andere Maßnahmen, die der Gesundheit dienen, kritisiert, sondern vor allem das Verbot der Seelsorge für Pensionäre und das Verhalten einiger Bischöfe.

Wir wissen, dass viele Katholiken, die noch treu zur Kirche stehen, auch den Inhalt dieses Schreibens unterstützen. Daher wünschen wir und bitten um eine deutliche Antwort unseres Bischofs und Hirten, die nicht nur aus einem Standard-Text des Pressesprechers besteht und synodal geprägte Aussagen beinhaltet, die in viele Richtungen gedeutet werden können.

Euer „Ja“ sei ein „Ja“ und euer „Nein“ ein „Nein“!

Daher haben wir folgende Wünsche und Bitten:
1.    Bischöfliche Klarstellung der kirchlichen Lehre zum Thema Frauenweihe etc., wie Bischof Voderholzer in seiner Predigt am Christtag
2.    Aufhebung des Verbotes öffentlicher Gottesdienste
3.    Flächendeckende Förderung der eucharistischen Anbetung und des Rosenkranzgebets
4.    Die (erneute) Weihe des Bistums an die Mutter Gottes
5.    Förderung von kath. Glaubenswissen und Schulung des kath. Gewissens
6.    Absage vom bzw. Ausstieg aus dem Synodalen Weg

Es widerspricht in gewisser Weise unserer Einstellung, Glaubensthemen so offen zu diskutieren und zu kritisieren. Da jedoch die Feinde der Kirche wie brüllende Löwen herumgehen, sehen wir keinen anderen Weg als diesen, um unsere Liebe zur Hl. Mutter Kirche zum Ausdruck zu bringen. Darum bitten wir Eure Exzellenz, Ihre großartige Berufung als Nachfolger der Apostelfürsten innerhalb der einen heiligen, katholischen und apostolischen Kirche auszuführen.

Uns ist bewusst, dass dies in solch schwierigen Zeiten, die von Glaubensabfall, Missbrauchsproblematik etc. geprägt sind, keine leichte Aufgabe ist! Aber auch hier erhalten wir den Zuspruch Jesu in der Heiligen Schrift: „Zu wem ihr euch bekennt, werde auch ich mich bekennen.“
Wir selbst haben die Auswirkungen von Corona deutlich zu spüren bekommen, da wir beruflich selbstständig sind und unsere Waren (Flammkuchen etc.) auf Märkten und Festen verkaufen. Somit waren die letzten Monate für uns aus wirtschaftlicher Sicht eine schwere Prüfung. In dieser Zeit haben uns unser Glaube und die Hl. Messe gehalten und gestärkt.

In diesem Sinne – im Gebet vereint – bitten wir und alle Katholiken um Euren bischöflichen Segen und wünschen Euch ein gesegnetes neues Jahr.

Cindy und Wolfgang Bösl

Foto (c) Karl Hoffmann/Bistum Speyer


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