Olympische Spiele: Japans Katholiken beklagen "Klima der Angst"

28. Juli 2021 in Weltkirche


In Tokio tätiger US-Franziskaner: Pandemiewelle raubt dem Sportgroßereignis den Festcharakter wie auch den "Geist der Brüderlichkeit" - Für die Kirche eine "verpasste Chance"


Tokio (kath.net/KAP) Die Coronavirus-Pandemie raubt den derzeit laufenden Olympischen Spielen in Tokio auch aus Sicht vieler vor Ort tätigen Kirchenvertreter den Sportsgeist. "Die Katholiken hier in Japan sind sich einig: Die Spiele im gesellschaftlichen Klima der Angst haben ihren Festcharakter und den Geist universaler Brüderlichkeit verloren", schilderte der US-Missionar Russel Becker gegenüber der Nachrichtenagentur Fides (Dienstag). Die Chance, Japan durch Verschiebung der Spiele bessere Umstände zu ermöglichen, hätten die Veranstalter verabsäumt, so der Franziskaner-Bruder.

Angesichts der strikten Präventionsbestimmungen seien die Spiele auch für die katholische Kirche, die im Vorfeld zahlreiche Seelsorge-Angebote geplant hatte, eine "vertane Chance" zur Evangelisierung. Aus christlicher Sicht sei man dennoch darum bemüht, trotz der vielen Beschränkung wie etwa bei den Gottesdienst-Teilnehmern Hoffnung und Optimismus zu vermitteln. "Der Glaube ermutigt dazu, sich um andere zu sorgen und die eigene Selbstbezogenheit zu überwinden", so der Ordensmann. Vorübergehend müsse man daher mit Online-Angeboten wie etwa bei Bibel- oder Ehevorbereitungskursen auskommen.

Derzeit gibt es steigende Zahlen der Corona-Neuinfektionen in Tokio, wobei mit 7.708 Neuinfektionen am Dienstag der zweithöchste Tageswert seit Beginn der Pandemie erreicht wurde. In einer am Montag von der japanischen Zeitung "Nikkei" veröffentlichten Umfrage forderten 31 Prozent der Befragten den Abbruch oder die Verschiebung der Spiele.

Die meisten Japaner gehören dem Shinto sowie dem Buddhismus gleichzeitig an; offizielle Statistiken listen rund 85 Prozent der Bevölkerung als Buddhisten und zugleich über 90 Prozent als Shintoisten. Weniger als ein Prozent der rund 127 Millionen japanischen Staatsbürger sind Christen, rund 440.000 davon Katholiken, wobei zusätzlich die Zahl katholischer Gastarbeiter aus den Philippinen, Korea und Brasilien bei über einer halben Million liegen dürfte und weiter ansteigt. Landesweit gibt es rund 850 Pfarren in 16 katholischen Diözesen, unter ihnen die drei Erzdiözesen Tokio, Nagasaki und Osaka.

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