Schottland: Katholische Politiker gegen neue Abtreibungsregel

4. September 2021 in Prolife


Regierung trete mit dauerhafter Einführung der "Abtreibung zu Hause" die Demokratie mit Füßen - Regelung war zunächst nur übergangsweise aufgrund der Pandemie


Glasgow (kath.net/KAP) Heftige Vorbehalte gegen die neuen Abtreibungsgesetze in Schottland haben katholische Politiker geäußert. Mit der dauerhaften Einführung der Möglichkeit, medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche zu Hause durchzuführen, "tritt die Regierung die Demokratie mit Füßen", kritisierte der Leiter des schottischen katholischen Parlamentsbüros, Anthony Horan, laut einem Bericht des Portals Vatican News (Donnerstag).

Aufgrund der Corona-Pandemie war 2020 im Vereinigte Königreich, einschließlich Schottland, vorübergehend der Zugang zu medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen gelockert worden. Bestimmt wurde, dass Frauen ihre Abtreibungsmedikamente zu Hause einnehmen können, ohne ins Krankenhaus gehen zu müssen, um so das Risiko einer Covid-Infektion zu reduzieren. Abtreibungen waren somit bis zur zehnten Schwangerschaftswoche zu Hause möglich, nachdem ein Arzt telefonisch konsultiert und die dazu erforderlichen Medikamente per Post nach Hause geschickt worden waren.

Im Juni leitete das nationale Ministerium für Gesundheit und Soziales eine Konsultation zu der Frage ein, ob diese Art von Diensten nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft eingerichtet werden sollte. Die Ergebnisse der Umfrage wurden im August veröffentlicht, dabei habe die schottische Regierung aber laut Horan "absichtlich versucht, sie herunterzuspielen". Nur 17 Prozent der Befragten hätten dabei eine permanente Zulassung der Abtreibung zu Hause befürwortet, 61 Prozent jedoch ihre Abschaffung gefordert. 74 Prozent hätten sie für schlecht für die Sicherheit der Frauen befunden.

Die Kritik an der ursprünglich nur übergangsweise eingeführten Regelung kam auch von Ärzteseite: Über 600 Mediziner hatten sich in einem offenen Brief an die schottische, walisische und britische Regierung gewandt und ein Ende dieser Praxis gefordert. Als Grund wurde angegeben, dass "viele Abtreibungen über die Zehn-Wochen-Grenze hinaus stattfinden und Frauen möglicherweise gegen ihren Willen zu Abtreibungen gezwungen werden". Darüber hinaus seien selbst durchgeführte Abtreibungen oft mit Schmerzen und Blutungen verbunden.

Derartige Bedenken habe die schottische Regierung in den Wind geschlagen und versucht, sie herunterzuspielen, so der Direktor des schottischen katholischen Parlamentsbüros: "Ihre Antworten wurden als ,von Pro-Life- oder Glaubensgruppen organisiert' bezeichnet und damit deren Bedeutung effektiv abgewertet". Abtreibungsbefürworter seien hingegen nicht in dieser Form behandelt worden.

Klare Ablehnung der Initiative des schottischen Gesundheitsministers hatten bereits im April 2020 auch die katholischen Bischöfe signalisiert. Deren Vorsitzender, Bischof Hugh Gilbert, äußerte in einem Brief eine Reihe von Bedenken und hinterfragte auch, ob die Frauen in Konfliktschwangerschaften auch "Informationen über alle verfügbaren Optionen erhalten, einschließlich Einzelheiten über Organisationen, die sowohl der Mutter als auch dem Baby Unterstützung bieten können".

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