'Lieber rot als tot!'

26. Oktober 2021 in Kommentar


Wie werden sich deutsche Bischöfe an die Linksregierung anpassen? - Ein Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

Europa zerfällt. Die neue deutsche Linksregierung wird daran massiv mitwirken, aus ideologischer Verblendung. Vorab: Die so gen. "Ampelkoalition" wird eine Linksregierung sein. Jungsozialisten sind zwar beleidigt, dass krasse neomarxistische Ideen noch ausgebremst wurden. Die verwöhnten Bürgerstöchter von "FFF" fordern für "die ersten hundert Tage" so etwas wie den rückwirkenden Ausstieg aus sämtlicher Energieversorgung seit 1945, ginge das nur. Unmöglich? Egal. Hauptsache: "Kiffen fürs Klima." Die Steuern werden zumindest in den nächsten sechs Wochen noch nicht erhöht. Aber die Lindnergrünen lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass aus dem "Zweckbündnis" mehr werden soll. Was denn mehr? Eine antichristliche Allianz? Scholz: konfessionslos. Habeck: konfessionslos. Lindner: konfessionslos. Eine Regierung ohne Bekenntnis? Mitnichten! Ab 14 soll man das Geschlecht selber bestimmen können. Coole Idee! Reproduktionsmedizin einerseits und 'Verantwortungsgemeinschaft' andererseits könnten allmählich die Familie ersetzen. Mega-cool! Willkommen in der schönen, neuen Welt! Die randalierenden Politiker sind allesamt noch aus Familien hervorgegangen. Baerbock und Habeck haben sogar Kinder, wenn auch nicht miteinander. (Wie kann's?) Aber diese Qual wird man zukünftigen Generationen ersparen.

Europa zerfällt. Noch nicht sofort, noch nicht restlos, aber sein Herz. Denn das war das Herz Jesu: Barmherzigkeit, Erlösung, Aussicht auf das Ewige Leben in der Herrlichkeit Gottes. Aber seit "Toleranz" zur Seele Europas deklariert wurde, anstelle der unsterblichen Seele, bekräftigen katholische Bischöfe das Hohe Lied von der Toleranz im Chor. Man kann es ja richtig meinen, als Tugend. Hier geht es aber um eine neue Lehre, die den Ursprung des christlichen Anspruchs ausblendet, nämlich das Wort Gottes. Da gibt es nur eine Antwort: Kein anderes Evangelium!

Wenn ein Bischof Pudding stattdessen der "Gottkanzlerin" überschwänglich dankt, selber ganz betört von seiner ihm eigenen, triefenden Sprachkunst, so übt er doch nur dafür, sich auch vor der nächsten Regierung in den Staub zu werfen: Murxel 2.0 kommt. Solche Bischöfe sind bereit, jedem Politiker sofort das "christliche Wertefundament" zu bescheinigen, wenn er nur die konfessionellen Überflussquellen nicht anrührt. Es geht ja um Milliardenwerte! Erfreulicherweise wird die AfD so gut wie gar nicht von Katholiken gewählt. Aber es kann sein, dass die Noch-Verortung des Wischi-Waschi-Kandidaten Laschet im printensüßen CDU-Restmilieu des Bistums Aachen, weichgespült bis an die Grenze der Selbstauflösung, exakt die 1,6 % Wähler "nach rechts" vertrieben hat, die ihm jetzt an der Kanzlerschaft fehlen werden. Er hätte besser regiert als der Scholzomat es tun wird. Aber er hätte den Wählern schon noch verraten dürfen, warum das so sein könnte. Er sprach vorsichtshalber von "unserem" Menschenbild, anstatt vom christlichen. Vielleicht wäre ihm heute eine türkische Hochzeit lieber als eine katholische? Das Mitleid mit dem Opfer Söders hält sich in Grenzen, da er schon wieder beginnt, sich etwas vorzumachen: Nach Kohl habe Merkel die CDU ja auch rasend schnell wieder in himmlische Höhen gehoben. Wer soll das jetzt schaffen? Etwa Spahn? Der bringt die Partei unter 10 %. Söder allerdings ist gar kein Politiker, jedenfalls keiner, der Vertrauen verdient. Der will "seinen Bolzen nur in jedes Loch rammen", bildlich gesprochen. Man hält auch Ausschau nach jüngeren und weiblichen Kräften. Wenn aber die CDU-Frauen nichts anderes vertreten als SPD-Frauen, Grüne und Linke, dann braucht die CDU keine Frauen, auch nicht im Bundestagspräsidium. Die Union wird sich nicht so leicht vom Tiefschlag erholen wie erhofft, gerade weil man das "Wertefundament" unterspült hat, nicht nur wegen der "Ehe für alle". Es fehlt an einer Übersetzungsarbeit für Nichtchristen, was denn der Vorzug "christlicher Verantwortung" auch für sie in der entchristlichten Umwelt bedeuten kann, auch für die Jüngeren und die modernen Frauen. Christliche Religion in politische Verantwortung übersetzt: bedeutet nämlich Entlastung vom Alpdruck der Ideologie, ob liberal, öko-sozialistisch oder national; und Hinwendung zu konkreter Arbeit für Frieden, Freiheit und Wohlfahrt.

Der politische Liberalismus hat seine Vorzüge. Die Schnittmenge mit wesentlichen Einsichten der katholischen Soziallehre ist heute viel größer als vermutet: Freiheit, Selbstverantwortung, Subsidiarität. Die FDP ist akut allerdings davon bedroht, dass sie sich über Nacht vom politischen Liberalismus abwendet und sich zu einem nurmehr weltanschaulichen Liberalismus hinüberrettet, um auf den anrollenden Zug zur 'Staatsfrömmigkeit' noch aufzuspringen. Umerziehung für alle! Man kann auch einem etwas aufgelockerten Öko-Staatssozialismus frönen, der für die Oberschicht einige Oasen ausspart, die Freiheit der Person für die meisten aber schmälert. Man kann Menschen auch unterdrücken, indem man sie zwingt, bloße Glaubensbekenntnisse der 'Freiheit' nachzubeten, anstatt wirklich selbstbestimmt zu leben, so: vielleicht sogar religiös bestimmt. Die freie Wahl des Geschlechts mit 14 hingegen ist keine "Wahl", sondern nur Wahnsinn.

Der Staat sei "Diener der Ordnung", überschrieb Kardinal Höffner sein letztes DBK-Referat 1986. Die Ordnung aber ist vorgegeben, also ist der Staat nicht "Ordnungshüter", nicht nur 'Polizei' und gar nicht 'Erzieherin'. Von deutschen Bischöfen heute ist nicht mehr zu erwarten, dass sie dem nationalen Rausch linkswärts, von allen Medien einmütig gefeiert, noch irgendetwas entgegensetzen. Sie werden froh sein, wenn sie weiterhin als Zierrat bei Empfängen und Veranstaltungen der Politik in der ersten Reihe sitzen dürfen, 'immer dabei'; und gern wird sich mancher Prälat dort als Büffetfräse betätigen. Der Linksruck in der deutschen Kirche ist kein allein politisches Phänomen. Hier geht es beim vermeintlichen "Kampf gegen rechts" gar nicht so sehr um politische Extremisten. Die Zahl der Nationalisten, Militaristen und Rassisten war unter deutschen Katholiken immer gering und nimmt stetig weiter ab. Man wird hierzulande keine Handvoll fromme Beter finden, die an einem offen gezeigten Davidstern oder an einem hebräischen Shalom-Lied auch nur den geringsten Anstoß nehmen. Die mit Eifer betriebene Ausrottung der angeblich "rechtslastigen" Frömmigkeit hat theologische Gründe. Man bekämpft die eigene Tradition, die dunklen Schatten der Vergangenheit, um in der "Welt von heute" gut dazustehen und den Applaus der Andersdenkenden zu ernten. Der ebbt aber nach einem ersten Effekt schnell ab. "Ach, ihr habt gar nichts zu sagen? Nett. Dann also: Tschüs." Man gönnt sich was und spricht heute fahrig noch von der 'Botschaft des Evangeliums', um die kognitiv fassbaren Inhalte des Glaubens zu verleugnen, beispielsweise hinsichtlich der Sünde und der Erlösung von ihr, speziell hinsichtlich der 'Letzten Dinge'. Nichts Genaues weiß man nicht; aber die Stimmung ist ja bombig auf der 'Titanic': "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben ..." dröhnen vielleicht Herr Frank, Frau Reisinger und W.F. Rothe an Bord im Trio.  'Mann, das fühlt sich aber gut an!' (Noch 500 Meter bis zum Eisberg ...)

Die hier gemeinten Bischöfe werden wahrscheinlich einen stillen Seufzer tun, wiewohl Missbrauchsaufarbeitung so gut wie gar nicht glückt (seit über zehn Jahren), dass ihnen das große Ablenkungsmanöver namens "Synodaler Weg" noch rechtzeitig einfiel. Sodass man jetzt gegenüber der theologisch uninformierten, ziemlich vollheidnischen Linksregierung schon eifrig Sympathiepunkte einfahren kann. 'Wir lieben doch, alle Menschen'; und bekämpfen doch längst unsere eigene Religion! Vielleicht haut der Deal sogar hin und Olaf Bätzing darf mit Georg Scholz zusammen die nächste Neujahrsansprache halten. Man verspricht "Fortschritt". Das ist ein besonders inhaltsleeres Wort. In Nordkorea, auf Kuba und in Venezuela werden Armut, Hunger und Verwahrlosung immer noch als Fortschritt angepriesen. Willkommen, Energiekrise! Willkommen, Inflationsregierung! Willkommen, Volkserziehung! Unsere besten Bischöfe sind stolz auf Euch. 'Lieber rot als tot'; sagte man in den fernen Achtzigern: Märtyrerblut war damit allerdings schon damals nicht gemeint.

 

 

VIDEO: Was tun als normal getaufter Christ? | Laien bei der Arbeit am Werk Gottes - Dr. Margarete Strauss

 

<iframe class="rumble" width="640" height="360" src="https://rumble.com/embed/vlf9u3/?pub=83mdl" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>


© 2021 www.kath.net