Papst Franziskus: ‚Black Lives Matter’-Demonstranten wie kollektive Samariter

27. Oktober 2021 in Weltkirche


In einer Rede an lateinamerikanische Volksbewegungen warnte der Papst vor einer Rückkehr ‚zu den alten Mustern’. Mit einer Reihe konkreter sozialer Forderungen wandte er sich an Entscheidungsträger in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.


Vatikan (kath.net/jg)

In einer weitgehend frei gehaltenen Videoansprache an lateinamerikanische Volksbewegungen hat sich Papst Franziskus für ein bedingungsloses Grundeinkommen und verkürzte Arbeitszeiten ausgesprochen. In seiner Rede, in der er soziale und wirtschaftliche Themen behandelte, verglich der Papst Bewegungen wie „Black Lives Matter“ und „Me Too“ mit dem barmherzigen Samariter aus der Bibel.

Er bezeichnete die Demonstranten, die im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung auf die Straße gegangen sind, als „kollektive Samariter“. Wie die biblische Figur sei die Bewegung „nicht einfach weitergegangen, als sie sah, wie sehr die Menschenwürde durch einen solchen Machtmissbrauch verletzt wurde“, sagte Franziskus. Aktionen dieser Art „gegen soziale, rassistische oder sexistische Ungerechtigkeit“ könnten aber „manipuliert oder für politische Machenschaften und ähnliches instrumentalisiert werden“, räumte der Papst ein.

Die Organisation „Black Lives Matter“, die hinter den Protestkundgebungen steht, hat bekennt sich zur LGBT-Agenda und vertritt eine radikale Position der Gender-Ideologie. Die führenden Vertreter der Organisation sind ausnahmslos für legale Abtreibungen, schreibt Jonathon Van Maren auf LifeSiteNews. Im Zuge von „Black Lives Matter“ Protesten wurden Heiligenstatuen zerstört und Kirchen beschädigt.

Nach der Covid-Krise müsse sich jede Person, jede Organisation, jeder Staat einbringen, forderte Franziskus. Wenn wir „zu den alten Mustern zurückkehren, wäre das selbstmörderisch“, warnte er. Mit einer Reihe konkreter Bitten wandte er sich an Wirtschaft und Politik. Pharmakonzerne sollen Patente für Corona-Impfstoffe freigeben, Finanzgruppen sollen Kredite an arme Länder vergeben, Bergbau-, Erdöl-, Immobilien- sowie Agrarunternehmen sollen die Umweltzerstörung beenden, Waffenhersteller und –händler sollen ihre Tätigkeit vollständig einstellen. Technologie- und Medienkonzerne sollten aufhören Hassreden, Falschinformationen, Verschwörungstheorien und politische Manipulationen hinzunehmen. Politiker sollten ehrlich für das Gemeinwohl arbeiten und nicht nur auf die wirtschaftlichen Eliten hören. Populistische Reden von Intoleranz, Xenophobie und Aporophobie – Hass auf Arme – seien zu überwinden.

Er erinnerte an die Katholische Soziallehre, die er als „traditionelle Doktrin der Kirche“ bezeichnete. Er legte das von Papst Johannes Paul II. herausgegebene Kompendium der Soziallehre allen Verantwortlichen in Wirtschaft, Politik und Religion ans Herz.

Im Verlauf seiner Rede ging Papst Franziskus darauf ein, dass er aus der katholischen Kirche Widerspruch erhalte, wenn er soziale Probleme anspreche und Lösungen vorschlage: "Die Soziallehre der Kirche enthält nicht alle Antworten, aber sie enthält einige Grundsätze, die auf diesem Weg helfen können, die Antworten zu konkretisieren und sowohl Christen als auch Nicht-Christen zu helfen. Es überrascht mich manchmal, dass jedes Mal, wenn ich von diesen Grundsätzen spreche, einige Leute überrascht sind, und dann wird der Papst mit einer Reihe von Epitheta katalogisiert, die jede Reflexion auf bloße diskreditierende Adjektive reduzieren. Es macht mich nicht wütend, es macht mich traurig. Sie ist Teil des Post-Wahrheits-Komplotts, das darauf abzielt, jede humanistische Forschungsalternative zur kapitalistischen Globalisierung zunichte zu machen; sie ist Teil der Kultur des Wegwerfens und Teil des technokratischen Paradigmas".

Mit Material der KAP

 


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