Herr Sternberg und die biologische Lösung – „Das, Herr Sternberg, ist ungeheuerlich!“

23. November 2021 in Kommentar


Sternberg sagt, der Synodale Wege habe eine Regelung eingeführt,… „wenn dann ein Bischof in einem kleinen Bistum eine Regelung nicht umsetzt, dann gibt es schon einen erheblichen Druck…“ Gastkommentar von Ursula Zöller/Neue katholische Frauenbewegung


Bonn (kath.net/Neue katholische Frauenbewegung) Hoffen auf den Tod? Manchmal hört man Dinge, von denen man glaubt, sie könnten nicht wahr sein. Dann zweifelt man an sich selbst, denkt, dass man sich verhört haben müsse. So erging es mir an diesem 19. November kurz vor sieben Uhr am Morgen als ich im Deutschlandfunk ein Interview mit Herrn Sternberg hörte.

War ich einfach noch nicht wach genug? Hatte ich einiges missverstanden und einiges überhört? Ging es um rhetorische Fragen und gute Antworten, die ich einfach nur nicht mitbekommen hatte?

Es ging um seinen Abschied als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und dessen Arbeit. Und natürlich waren die sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche und die Rolle der Laien eines der Themen.

Auf die erste Frage des Interviewers Heinemann, wie weit der „Synodale Weg“ inzwischen gekommen sei, antwortet Herr Sternberg, dass bereits in der ersten Versammlung „wichtige Grundlagentexte mit durchaus auch provokanten Inhalten mit Mehrheiten zwischen 76 und 92 Prozent“ verabschiedet werden konnten.

Sofort schließt sich die Frage an, warum die Bischöfe das letzte Wort hätten. Das sei einfach nach Kirchenrecht so, antwortet der Befragte, „obwohl unsere Synode nicht nach Kirchenrecht funktioniert“. Aha, interessant. Die „Synode“ bewegt sich bewusst außerhalb des Rechts jener Kirche, die sie reformieren will.

Aber dann kommt, was bezeichnend für diesen Weg ist, der eben nicht zu einer wirklichen Reform im Sinne des Evangeliums führen wird. Herr Sternberg sagt, wir haben eine Regelung eingeführt, „und da haben wir es so gemacht, dass im Grunde genommen bei solchen Mehrheitsbeschlüssen und Mehrheitsbestimmungen, wenn dann ein Bischof in einem kleinen Bistum eine Regelung nicht umsetzt, dann gibt es schon einen erheblichen Druck und das wird auch nicht ganz ohne Folgen bleiben.“

Was der bisher oberste Laie der Katholiken in Deutschland da anspricht ist der Beschluss der „Synodalen“, ein Gremium zu schaffen, das Pfarrer und Bischöfe quasi überwachen, das melden soll, wenn sich jemand nicht an die Beschlüsse des „Synodalen Weges“ hält und das dann letztlich die Absetzung eines Bischofs verlangen können soll. Das ist eine unerhörte Forderung, die Bischöfe dazu zwingen will, unter Umständen nicht mehr entsprechend ihrem Eid, sondern entsprechend der Forderung des Synodalen Rats als Leitungsgremium auf der berühmt-berüchtigten Augenhöhe zu handeln.

Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück mit seiner Außensicht auf die Kirche in Deutschland fragt denn auch: „Nach welchen Kriterien wird Laien quasi bischöfliche Leitungsautorität übertragen? […] Was ist die theologische Legitimität?“ Dieser Rat, so der Theologe, könne „die Bischöfe zu Gefangenen synodaler Mehrheitsvoten machen“.

Ich hatte davon gehört und gelesen, war immer noch darüber empört, doch Überlegungen, dass ich mich verhört hätte, entstanden deshalb da zunächst nicht. Aber dann hat der nächste Satz des Interviewten doch nachhaltige Zweifel an mir und meinen Sinnen, die ich so früh vielleicht noch nicht zusammenhaben könnte, geweckt. Herr Sternberg sagt nämlich zu der Möglichkeit, dass sich Bischöfe dieser Regelung nicht unterwerfen wollen: „Außerdem: Selbst wenn das in eine paar Bistümern passierte, so etwas kann sich dann auch biologisch regeln.“

Hofft da jemand auf den Tod des ein oder anderen Bischofs, damit die Ziele des Kirchenumbaus erreicht werden können? Ein erster, schneller und hoffentlich absurder Gedanke.

Doch auch der Interviewer fragt nach, was er damit meint. Und Sternberg antwortet schlicht: “Wenn der nächste Bischof kommt, ist das dann eingeführt…“

Spätestens jetzt wird klar, dass ich das Ganze schriftlich haben muss. Diese Aussagen sind so unglaublich, dass man sie wirklich noch einmal überprüfen muss. Und schon am Mittag kann man das Interview Wort für Wort in der Mediathek des Deutschlandfunks nachlesen. Irrtum also ausgeschlossen.

Es folgen dort noch Bemerkungen über Gruppen, die mit „einem Co-Klerikalismus“ dafür gesorgt hätten, dass Missbrauchsprobleme unter der Decke geblieben seien, die Frage der Weihe der Frauen werde jetzt mit Macht auf den Tisch kommen. Und bezüglich der Eucharistie sagt er, dass die wesentliche Funktion auch von einer Frau wahrgenommen werden könne, werde nicht zuletzt auch im „Synodalen Weg“ intensiv diskutiert.

Was bleibt? Grenzenlose Traurigkeit über jemanden, der für sich in Anspruch nahm, Katholiken wie auch mich zu vertreten. Da geht anscheinend jemand, der katholisch ist, der seine und unsere Kirche besser machen will als sie seiner Meinung nach ist, davon aus, dass der Tod erreicht, was synodale Regelungen jetzt manchmal noch nicht erreichen können.

Das, Herr Sternberg, ist ungeheuerlich!

Foto: Symbolbild


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