Die Suche der katholischen Kirche nach dem G-Punkt

6. Dezember 2021 in Aktuelles


Es gibt 3G, 2G, 2G plus und das alles in verschiedenen Untervarianten sowie in unterschiedlich strenger Kontrolle. Fast könnte man meinen, die Sicherheitsmaßnahmen würden schneller mutieren als das Virus selbst - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Früher™ als die katholische Welt sich noch in Ordnung glaubte, gemeint sind vor allem die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, da hätte es einem Fremden am Kirchenportal der Johanneskirche im münsterländischen Heimatdorf meines Vaters passieren können, dass er gefragt worden wäre, ob er denn überhaupt katholisch sei. Luthersche sah man nicht so gerne. Die luthersche Pest war ohnehin gerade erst mit Flucht und Vertreibung ins münsterländische Paradies gekommen und man hatte den Protestanten sogar erlaubt, am Ortsrand eine Kirche zu bauen. Horribile dictu.

Wir wissen längst aus einem Text des jungen Professors Josef Ratzinger, dass es auch damals in den 50ern kein katholisches Paradies in Deutschland gab. Der Verfall war schon grundgelegt und seine Natur war nicht protestantisch, sie war vor allem anderen spießig. Spießig katholisch, dieses Prädikat verdient die katholische Blase heute weitaus mehr als damals. Spießigkeit darin, ja der weltlichen Obrigkeit zu gefallen, hat in Zeiten der Pandemie in unvorstellbarem Ausmaß um sich gegriffen. Das Gegenteil, eine katholische Avantgarde wächst– zahlenmäßig gering, das gehört zum Wesen einer Avantgarde – immer auch dort wo Spießertum wächst. Und Avantgarde ereignet sich oft genug dort, wo man sie überhaupt nicht erwartet hätte.

Im Zeitalter der Pandemie drückt sich Spießertum in „G“ aus. Je aufdringlicher die „G“ präsentiert werden, umso spießiger. Eine Currywurst mit Pommes bekam ich kürzlich nur gegen Vorlage des Impf-QR-Codes, früher reichten dazu ein paar Münzen. Zwar wurde der QR-Code nicht gescannt, ich hätte auch meine jüngste Kinokarte im blauen Rahmen präsentieren können, aber man wollte meinen Ausweis sehen. Und weil wir gerade bei Anekdoten sind, mein früherer Bataillonskommandeur war ein sehr humoriger Mensch. Gelegentlich legte er ein Passbild seines Schäferhundes über seinen Truppenausweis und kam damit in der Regel in die Kaserne. Die Wachen durften sich dann eine Standpauke anhören. Ein junger Soldat bat ihn: „Würden Sie bitte einmal kräftig bellen, Herr Oberstleutnant?“ Dieser bekam trotz seiner Frechheit eine Belobigung. Also bei der nächsten Mantaplatte probiere ich es aus. Kinokarte in blauer Umrandung plus Ausweis mit Bild vom Schäferhund. Wetten es klappt?

Nun braucht man nicht nur für seine wöchentliche Junkfoodration 2G, sondern auch einige Bistümer suchen den G-Punkt. Den Überblick hat man längst verloren. Es gibt 3G, 2G, 2G plus und das alles in verschiedenen Untervarianten sowie in unterschiedlich strenger Kontrolle. Fast könnte man meinen, die Sicherheitsmaßnahmen würden schneller mutieren als das Virus. Wer also vor zwei Jahren zu Weihnachten in die Kirche gehen wollte, brezelte sich festlich auf, nahm sein Gotteslob und ging in die Kirche. War man früh genug, gab es einen Sitzplatz, wer zu spät kam stand.

Wer Weihnachten 2021 in die Kirche gehen möchte, muss sich vorab informieren, ob er überhaupt Aussicht hat, einen Platz zu bekommen. Stehplätze gibt es nicht mehr. Er sollte seinen Personalausweis auf Gültigkeit prüfen, seinen Impfstatus aktuell haben und sich versichern, dass er die richtige Sorte Maske mit sich führt. Sollte es trotz all der Hindernisse am Ende tatsächlich gelungen sein, einen Platz in der Kirche ergattert zu haben, hüte man sich bei Erschallen der Orgel seine Stimme zu erheben. Nicht überall ist das erlaubt. Wer also zu Weihnachten die Eltern oder Großeltern besucht, sollte – falls ihm der Staat überhaupt eine Reiseerlaubnis erteilt – in jedem Falle klären, wie die Regeln im fremden Lande sind. Wer will schon wegen Stille Nacht in den Knast?

Dass Heilige Messen seit nunmehr 22 Monaten im Ordo Corona gefeiert werden, fällt vielleicht schon gar nicht mehr auf. Es ändert sich ja ohnehin ständig irgendwas. Ein wenig liturgische Kreativität fällt da kaum noch auf. Während sich der Katholik von gestern fragte, ob er denn im Stand er Gnade ist und zur Kommunion gehen darf, fragt sich der Katholik von heute, ob er den richtigen G-Punkt gefunden hat, um ja alle Coronaregeln zu befriedigen, um überhaupt die Kirche betreten zu dürfen. Der Zorn, auch der Zorn der kirchlichen Obrigkeit, bei Nichteinhalten aller Regeln trifft den unbotmäßigen Gläubigen mit voller Härte. So wird es einem in diesem Jahr passieren, dass man am Eingang der Kirche strenger kontrolliert werden wird, als es vor Errichtung des Schengenraumes jemals bei Grenzübertritten der Fall war. Zur großen Überraschung gibt es Bistümer, die in geradezu avantgardistischer Manier erklären, man könne Menschen aus Gottesdiensten nicht ausgrenzen. Kein G! Whow! Respekt! Andernorts schafft man bestenfalls noch ein paar schwer zu findende Schlupflöcher ohne G. Die Regel aber ist das G in seiner jeweiligen Gestalt. In kaum zu überbietender Spießigkeit wird man sich mancherorts bemühen unbedingt alle Regeln des Heiligen G vollkommen einzuhalten. Spießig katholisch in Vollendung.

Verwendete man doch nur einen Bruchteil dieser Sorgfalt darauf, die zehn Gebote Gottes und die fünf Gebote der Kirche zu einzuhalten, wir wären ein Land, das vor Heiligkeit und Liebe nur so strahlte.

 

VIDEO-TIPP: Die WAHRHEIT kann man nicht unterdrücken!  Sie kommt ans Licht , früher oder später - Es ist eine Zeit, wo wir viel beten müssen, nur Gott kann das Blatt wenden - Gedanken zum Advent von Bischof Marian Eleganti https://rumble.com/vqb7tf-gedanken-zum-advent-21.html

 


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