Das Prager Jesuskind - Kann seine Verehrung uns alle retten?

4. Jänner 2022 in Spirituelles


Edith Stein, Sievernich und das Prager Jesuskind. Gastbeitrag von Michael Hesemann


Sievernich (kath.net) Vor genau 100 Jahren, am 1. Januar 1922, empfing die jüdische Philosophin Edith Stein in Bad Bergzabern das Sakrament der Taufe. Die Lektüre der Autobiographie der großen spanischen Mystikern Teresa von Avila (übrigens auch die Lieblingsheilige des hl. Johannes Pauls II.) hatte sie von der Wahrheit des katholischen Glaubens überzeugt. Konsequenterweise führte ihr Glaubensweg sie daraufhin, dem Vorbild der „großen Teresa“ folgend, 1933 in den Karmeliterinnenorden, genauer gesagt: in den Karmel von Köln. Nach der Pogromnacht von 1938 ging sie in die Niederlande, wo sie, nach der deutschen Besetzung des Landes, aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im Juli 1942 in das KZ Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurde. Damit wurde ihr Ordensname Teresia Benedicta a Cruce OCD gleichermaßen zur Prophezeiung, kann er doch als „Die durch das Kreuz gesegnete Teresa“ gelesen wäre, womit ihr Martyrium, ihre Christusnachfolge, vielleicht schon angekündigt war.

Nur sechs Monate vor ihrer Ermordung im KZ Auschwitz, am 2. Februar 1942, hatte Edith Stein eine prophetische Vision, die sie in einem noch im Original erhaltenen Brief festhielt. Dabei ging es um das Gnadenbild des Jesuskindes, das einst der hl. Terese von Avila gehört hatte und als Familienerbstück über die spanischstämmige Frau des Oberstkanzlers von Böhmen, Vratislav von Pernstein, nach Prag gekommen war. 1631 stiftete die letzte Verwandte des im Mannesstamm erloschenen Hauses derer von Pernstein, Polyxena von Lobkowicz, es den Prager Karmeliterinnen, deren Klosterkirche seit der Schlacht von Lepanto „Maria vom Sieg“ hieß. Damit setzte eine Reihe von Wundern ein, die das „Prager Jesulein“, wie es jetzt hieß, weit über Böhmens Grenzen bekannt machte und für Pilgerströme aus ganz Europa sorgte. Auch in Italien und Frankreich finden sich Kopien, doch nirgendwo so viele wie in Deutschland und Österreich, was wenig verwundert, gehörte Böhmen doch bis 1812 zum „Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“. Immerhin war Prag, die goldene Stadt, auch das „Aachen des Ostens“; die am östlichsten gelegene Kaiserresidenz des Reiches und zeitweise Aufbewahrungsort der Reichskleinodien. Besondere Verehrung fand es aber im Karmeliterinnenorden, wo auch Edith Stein mit ihm in Berührung kam. So schrieb sie damals:

Die Prophezeiung der Edith Stein

„Gestern kam mir vor dem Bildchen des Prager Jesulein der Gedanke, dass es ja den kaiserlichen Krönungsstaat trägt und sicherlich nicht zufällig gerade in Prag mit seiner Wirksamkeit zum Vorschein gekommen ist. Prag ist ja doch Jahrhunderte hindurch der Sitz der alten deutschen bzw. ‚römischen‘ Kaiser gewesen und macht einen so majestätischen Eindruck, dass sich keine andere Stadt, die ich kenne, damit messen kann, auch Paris und Wien nicht. Das Jesulein kam gerade, als es mit der politischen Kaiserherrlichkeit zu Ende ging. Ist es nicht der ‚heimliche Kaiser‘, der einmal aller Not ein Ende machen wird? Es hat ja doch die Zügel in der Hand, auch wenn die Menschen zu regieren meinen…“

 

Dass dieser prophetische Gedanke sie fortan tief bewegte, dass ihre Liebe zum Prager Jesuskind gerade in der Zeit des Nazi-Terrors wuchs, davon zeugen die letzten Worte Edith Steins, die uns vor ihrem Abtransport in den Osten von einem Besucher des holländischen Sammellagers, Alois Schlütter, überliefert wurden: „Was auch immer kommen mag, ich bin auf alles gefasst. Das liebe Jesuskind ist auch hier unter uns.“

Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet jetzt, in der schwersten Krise der Kirche und unserer Länder seit dem Zweiten Weltkrieg, wieder das Prager Jesuskind in Erscheinung tritt?

Der König der Barmherzigkeit

Glauben wir der Dürener Mystikerin Manuela S., die von 2000-2005 in dem Voreifeldorf Sievernich Marienerscheinungen hatte, die auf das Wohlwollen des Aachener Bischofs Mussinghoff stießen (kath.net berichtete), so erscheint das Prager Jesuskind seit 2018 regelmäßig in Sievernich und Düren. Dass beide Orte nicht nur im Bistum der Kaiserstadt Aachen, sondern auch auf halber Strecke zwischen Aachen und der Edith-Stein-Stadt Köln liegen, mag ein Zufall sein, vielleicht ist es aber auch ein Zeichen der Vorsehung. Während die Kirche mahnt, Privatoffenbarungen mit einer gesunden Skepsis zu behandeln, mehren sich Berichte von Augenzeugen, die auf die Übernatürlichkeit der Ereignisse von Sievernich hindeuten könnten. Dutzende Zeugen sahen während einer eucharistischen Anbetung in der Sievernicher Pfarrkirche selbst das Prager Jesuskind, 50-60 Beter wurden am 5. Oktober 2020 Zeugen eines Sonnenwunders ähnlich wie 1917 in Fatima (wo es freilich 70.000 Zeugen gab). Zudem wurden in den Botschaften an Manuela S., die in diesen Tagen auch in Buchform veröffentlicht werden („Im Namen des kostbaren Blutes“, fe-Medienverlag), schon 2019 „drei schwere Jahre“ angekündigt, was sich, zumindest für 2020 und 2021 schon durch die Corona-Pandemie als traurigerweise wahr erwies. Im Februar 2021 kündigte das Prager Jesuskind ein Strafgericht an, das im Juli stattfinden würde. Um es abzumildern, sollte an drei Terminen im Mai, Juni und Juli Wiedergutmachungsgebete stattfinden. Bei seiner Erscheinung am 13. Juli ließ das Jesuskind die Gläubigen wissen, dass schwere Unwetter Teile Deutschlands heimsuchen würden. Exakt 33 Stunden später erreichte der Starkregen, der zu der historischen Flutkatastrophe im Westen Deutschlands führte, seinen Höhepunkt. Nur Sievernich selbst blieb wie durch ein Wunder von schwereren Schäden verschont.

Die Botschaft des Prager Jesuskindes

Zu einer weiteren Gebetswache kam es auf Wunsch des Jesuskindes am 28. Dezember 2021, dem Fest der Unschuldigen Kinder von Betlehem. Aufgrund der Corona-Pandemie, die eine Zusammenkunft der Beter unmöglich machte, wurde sie über Livestream im Internet übertragen. Obwohl der Seherin bereits im Vorfeld eine Erscheinung angekündigt worden war, konnte niemand ahnen, dass ihr ausgerechnet an diesem Tag die vielleicht brisanteste Botschaft der gesamten Erscheinungsserie übermittelt werden würde.

Über tausend Gläubige beteten einzeln oder in Gruppen mit Manuela S. und ihrem geistlichen Führer, einem Priester aus dem Bistum Regensburg, den Rosenkranz, als der Seherin in einer strahlenden Kugel aus Licht, begleitet von vier Engeln, das Jesuskind in seiner Prager Gestalt erschien. Es trug ein blutrotes Gewand und blickte ernst, als es zu Manuela S. sprach:

„Ich bin heute zu euch gekommen und habe das Gewand und den Mantel Meines Kostbaren Blutes gewählt. Warum habe Ich dieses wohl getan? Warum habe Ich diesen Tag gewählt?

Ihr versteht nicht, dass die Abtreibung die größte Sünde in eurer Generation ist. Und ihr werdet immer hartherziger. Wenn ihr auf Meine Warnungen nicht hört und ihr weiter den Weg der Glaubenslosigkeit geht, dann werden weiter die Rufe des Jeremia erklingen und Russland wird zur Geißel für euer Volk werden. Es wird einen Brand im Nahen Osten geben und einen großen Krieg.“

Papst Benedikt XVI. und das Prager Jesuskind

Damit wurde deutlich, weshalb, die Echtheit der Erscheinungen vorausgesetzt, Jesus in Sievernich in Gestalt des Prager Jesuskindes erscheint. Niemand hat die Symbolik dieses Gnadenbildes besser verstanden als Papst Benedikt XVI., als er am 16. September 2009 die Kirche „Maria vom Sieg“ in der Prager Altstadt aufsuchte, um es feierlich zu krönen.

„Die Figur des Jesuskindes lässt uns mit der Zartheit seiner Kindlichkeit auch die Nähe Gottes und seine Liebe verspüren. Wir verstehen, wie kostbar wir in seinen Augen sind, denn gerade durch Jesus sind wir unsererseits Kinder Gottes geworden. Jeder Mensch ist Kind Gottes und darum unser Bruder, und als solcher muss er angenommen und geachtet werden. Möge unsere Gesellschaft doch diese Wirklichkeit verstehen! Dann würde jeder Mensch nicht für das geachtet, was er hat, sondern für das, was er ist, denn im Antlitz eines jeden Menschen scheint ohne Unterschied der Rasse oder der Kultur das Bild Gottes auf“, erklärte er dort in seiner Predigt, um zu ergänzen:

„Das gilt vor allem für die Kinder. Im Prager Jesulein betrachten wir die Schönheit der Kindheit und die Vorliebe, die Jesus Christus immer für die Kleinen gezeigt hat, wie wir im Evangelium lesen (vgl. Mk 10,13-16). Wie viele Kinder werden hingegen nicht geliebt, nicht angenommen und nicht geachtet! Wie viele sind Opfer der Gewalt und jeder Art von Ausbeutung durch skrupellose Menschen! Den Kleinen möge jene Achtung und jene Aufmerksamkeit zukommen, die ihnen gebührt: Die Kinder sind die Zukunft und die Hoffnung der Menschheit.“

Genau das aber mag der Grund sein, weshalb Jesus in Sievernich seit 2018 in Gestalt des Prager Jesuskindes erscheint: um uns nicht als furchterregender Richter, sondern in der Kleinheit und Demut des Kindes von Betlehem zur Umkehr aufzurufen. Weil wir erst wie die Kinder, unschuldig und demütig, werden müssen, um für das Reich Gottes bereit zu sein. Aber auch in Solidarität mit den wahren Opfern des Dämonismus unserer Zeit, den Millionen abgetriebenen Kindern, die der „Kultur des Todes“ (Johannes Paul II.) zum Opfer fielen. In jedem einzelnen von ihnen wurde Christus neu gekreuzigt.

Wiedergutmachung für das himmelschreiende Verbrechen der Abtreibung

Doch er kam auch dieses Mal nicht, um die Menschen zu ängstigen, sondern um ihnen in Seiner Barmherzigkeit einen Weg aus der Krise zu zeigen, einen Weg der Buße und Wiedergutmachung. So erklärte die Erscheinung am 28. Dezember weiter:

„Euer Ausweg ist das Gebet der Wiedergutmachung, der Ruf an das Erbarmen des Ewigen Vaters. Geht auf die Knie! Bittet für die Mächtigen, die nicht auf die Knie vor den Ewigen Vater gehen wollen. Ich habe dir gesagt, dass Ich Mein Erbarmen auf euer Land ziehen werde. Dies habe Ich durch die Erscheinung in Meiner Heiligen Kindheit getan.

Ich werde Mich der Gemeinden erbarmen.

Segnet mit den Statuen Meiner Heiligen Kindheit eure Gemeinden, eure Häuser, eure Länder. So wird euch nicht nur die Wissenschaft helfen, sondern das Erbarmen des Ewigen Vaters wird auf euch kommen und alle Plagen rasch beseitigen. Und ihr werdet den Frieden finden. Ich werde die Gemeinden, Länder und Völker vor Kriegsgeschehen bewahren, wenn ihr Meinem Wunsch folgt.“

„Der heilige Erzengel Michael wird mit seinem Schwert die Natur anrühren. Dies alles wird durch die Sünde hervorgerufen. Da Ich aber die Menschen liebe und Ich der König der Barmherzigkeit bin, sage Ich euch: Erfüllt Meinen Wunsch! Segnet mit den Statuen Meiner Heiligen Kindheit eure Häuser, eure Gemeinden und eure Länder. Es ist nun die Zeit gekommen, dies zu tun. Und so ihr dies tut, werde Ich Mein Erbarmen auf euer Land ziehen, auf eure Häuser, auf eure Gemeinden, auf eure Länder, die Meinen Wunsch erfüllen.

Und weil die Menschen voller Hochmut sind, erscheine Ich in dieser Zeit als Kind. Und so sollen sie Mich annehmen.“

Eine Andacht für unsere Zeit

Es ist nicht das erste Mal, dass der Himmel in der Stunde der Not eine bestimmte Andachtsform empfiehlt, um unseren Gehorsam zu prüfen und uns zu einer neuen Erkenntnis der Barmherzigkeit Gottes zu verhelfen. Das war 1673 der Fall, als Christus die Ordensschwester Margareta Maria Alacoque bat, sich für die Verehrung Seines Heiligen Herzens einzusetzen. Das war 1830 der Fall, als die Gottesmutter die Pariser Nonne Catherine Labouré bat, die „Wundertätige Medaille“ prägen zu lassen und in der katholischen Welt zu verbreiten. Das war 1929 der Fall, als die Himmelsmutter die Seherin Lucia von Fatima um ihre Hilfe bei der Einführung der Sühnesamstage bat. Oder 1931, als Jesus die polnische Ordensschwester Faustyna Kowalska aufforderte, Sein Bild malen zu lassen, den Rosenkranz der Göttlichen Barmherzigkeit zu verbreiten und die Einführung des Festes der Göttlichen Barmherzigkeit am Sonntag nach Ostern zu erbitten. So ist es zumindest nicht allzu erstaunlich, wenn Jesus jetzt durch eine weitere Seherin die Verehrung Seiner heiligen Kindheit als Antwort auf die Kultur des Todes und Kontrapunkt zur massenhaften Ermordung der Ungeborenen erbittet. Im Gegenteil: Es ist vielleicht gerade die richtige Antwort auf die himmelschreienden Sünden unserer Zeit, eine klare Absage an die Arroganz der Jünger des Zeitgeistes.

Ist es nicht heilsam für unsere Zeit, gerade auch in diesen weihnachtlichen Tagen, wenn das Geheimnis der Kindwerdung Gottes von Neuem in unseren Herzen lebendig wird? Gott ist Kind geworden, um die Hochmütigen zu beschämen und uns alle daran zu erinnern, dass auch wir wieder zu Kindern werden müssen, klein, demütig, mit staunenden Augen und mit lauschenden Herzen, um durch Seine Barmherzigkeit Eingang in das Reich Gottes zu finden.

Vielleicht ist es wirklich das stärkste, ja ein prophetisches Zeichen gegen die Kultur des Todes, wenn wir durch die Verehrung des göttlichen Kindes uns und alle daran erinnern, dass wir wahrhaft Kinder Gottes sind! Jenes Gottes, der sich uns vor über 2000 Jahren als Kind in der Krippe von Betlehem schenkte und der vielleicht jetzt uns allen sagen möchte (wie es in der Botschaft vom 28.12. heißt):  „Wenn du nur wüsstest, wie sehr Ich die Menschen liebe! Ich bin die Liebe selbst. Ich möchte euch bewahren vor dem ewigen Tod. Dies ist der Grund für Mein Kommen.“


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