„Heutzutage ist Antisemitismus auch Antichristlichkeit, und Antichristlichkeit ist Antisemitismus“

19. Jänner 2022 in Weltkirche


Papst-Franziskus-Freund Rabbi Skorka in Polen: „Der Prozess, die Bibel aus dem Bewusstsein der westlichen Welt zu entfernen, geht weiter.“


Lublin (kath.net/pl) „Der Prozess, die Bibel aus dem Bewusstsein der westlichen Welt zu entfernen, geht weiter. Gerade in der Frage, den Glanz der hebräischen Bibel in den Köpfen der Menschen zu bewahren, sind Juden und Christen aufgerufen, zusammenzuarbeiten. Keiner von uns kann es alleine schaffen.“ Darauf wies der argentinische Rabbiner Abraham Skorka beim XXV. Tages des Judentums in der katholischen Kirche in Polen am 17. Januar hin. „Heutzutage ist Antisemitismus auch Antichristlichkeit, und Antichristlichkeit ist Antisemitismus“, erläuterte er. Das Treffen war von der Erzdiözese Lublin, der Katholischen Johannes-Paul-II.-Universität Lublin und dem Zentrum der Erzdiözese Lublin für katholisch-jüdischen Dialog organisiert worden, die Teilnahme war auch via Internet möglich gewesen. Das berichtete die Polnische katholische Bischofskonferenz in einer Presseaussendung.

Skorka, der mit Papst Franziskus noch in dessen Zeit als Erzbischof von Buenos Aires/Argentinien einen gemeinsamen Gesprächsband herausgegeben hatte und als langjähriger Freund des Papstes gilt, hatte seine Vortrag zum Thema „Der jüdisch-katholische Dialog 56 Jahre nach Nostra Aetate“ gehalten. Im Blick auf die Bedeutung von Nostra Aetate – der 1965 veröffentlichten Erklärung der Kirche u.a. zum Judentum– sprach der RRektor des lateinamerikanischen Rabbinerseminars auch über die vielschichtige und jahrhundertealte Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehungen.

Bei der Versammlung, an der auch Vertreter der jüdischen Gemeinde Polens teilnahmen, ergriff auch der Lubliner Metropolit Erzbischof Stanislaw Budzik das Wort und betonte den Beitrag des hl. Johannes Paul II. zum Dialog mit dem Judentum und den Zweck dieses Tages, „das Bewusstsein für die jüdischen Wurzeln des Christentums zu vertiefen – sich im Geiste der Geschwisterlichkeit und des Gebets mit der örtlichen jüdischen Gemeinde zu treffen.“

Am Ende einer biblisch orientierten Andacht sagte Erzbischof Wojciech Polak, der Primas von Polen, dass der 25. Jahrestag des Tages des Judentums „uns zu dem führen sollte, das nicht endet, zur Ewigkeit Gottes, vor dessen Angesicht wir stehen. Das ist auch die Quelle unserer Hoffnung und Freude.“

Der Tag des Judentums in der katholischen Kirche in Polen wurde 1997 von der Polnischen Bischofskonferenz auf Initiative von Erzbischof Stanislaw Gądecki, dem derzeitigen Präsidenten des Episkopats, ins Leben gerufen. Es wird am 17. Januar gefeiert, am Vorabend der Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Foto aus der Veranstaltung (c) Polnische Bischofskonferenz


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