Charles de Foucauld: Prophet der Wesentlichkeit und Universalität des Glaubens

19. Mai 2022 in Aktuelles


Franziskus: ich möchte auch dem heiligen Charles de Foucauld danken, denn seine Spiritualität hat mir während meines Theologiestudiums, einer Zeit der Reifung und auch der Krise, sehr gut getan. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Das Wesentliche, die Verdichtung der Bedeutung des Glaubens in zwei einfachen Worten, in denen alles enthalten ist: ‚Iesus – Caritas’“: vor der Generalaudienz am 18. Mai traf Papst Franziskus in der Aula Paul VI. eine Gruppe der Vereinigung der Geistlichen Familie Charles De Foucauld. Der Papst forderte sie auf, dem Beispiel des Heiligen zu folgen, der am vergangenen Sonntag (15. Mai) heiliggesprochen wurde. Franziskus unterstrich in seiner Ansprache: Charles de Foucauld lehrt die Wesentlichkeit und Universalität des Glaubens.

Der Papst fügte eine autobiographische Anmerkung zur Bedeutung des neuen Heiligen  für seine geistliche Entwicklung hinzu.

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kath.net veröffentlicht die Ansprache von Papst Franziskus bei der Audienz für eine Gruppe der Vereinigung der Geistlichen Familie Charles De Foucauld, 18. Mai 2022:

Willkommen! Ich freue mich, euch zu treffen und mit euch meine Freude über die Heiligsprechung von Bruder Charles zu teilen. In ihm können wir einen Propheten unserer Zeit sehen, der in der Lage war, die Wesentlichkeit und Universalität des Glaubens ans Licht zu bringen.

Das Wesentliche, die Verdichtung der Bedeutung des Glaubens in zwei einfachen Worten, in denen alles enthalten ist: „Iesus – Caritas“; und vor allem die Rückbesinnung auf den Geist der Ursprünge, auf den Geist von Nazareth. Ich wünsche euch auch, dass ihr euch wie Bruder Charles weiterhin vorstellt, wie Jesus unter den Menschen wandelt, geduldig eine mühsame Arbeit verrichtet und im Alltag einer Familie und einer Stadt lebt. Wie glücklich ist der Herr, wenn wir ihn in der Kleinheit, der Demut und dem Teilen mit den Armen nachahmen! Charles de Foucauld schrieb in der Stille des Einsiedlerlebens, in der Anbetung und im Dienst an seinen Brüdern und Schwestern: „wir neigen dazu, die Werke, deren Wirkung sichtbar und greifbar ist, an die erste Stelle zu setzen, während Gott der Liebe den ersten Platz einräumt und dann dem von der Liebe inspirierten Opfer und dem aus der Liebe abgeleiteten Gehorsam§ (Brief an Maria de Bondy, 20. Mai 1915). Als Kirche müssen wir uns wieder auf das Wesentliche besinnen und dürfen uns nicht in so vielen sekundären Dingen verlieren, mit dem Risiko, dass wir die einfache Reinheit des Evangeliums aus den Augen verlieren.

Und dann die Universalität. Der neue Heilige lebte sein Christentum als Bruder für alle, angefangen bei den Kleinen. Sein Ziel war es nicht, andere zu bekehren, sondern die unentgeltliche Liebe Gottes zu leben und das „Apostolat der Güte“ zu verwirklichen. So schrieb er: „Ich möchte alle Christen, Muslime, Juden und Götzendiener daran gewöhnen, mich als ihren Bruder, den universellen Bruder, zu betrachten“ (Brief an Maria de Bondy, 7. Januar 1902).

Und um dies zu tun, öffnete er die Türen seines Hauses, damit es „ein Hafen“ für alle sein konnte, „das Dach des guten Hirten“. Ich danke euch für dieses Zeugnis, das so viel Gutes bewirkt, vor allem in einer Zeit, in der die Gefahr besteht, sich in Partikularismen zu verschließen, sich zu entfernen und den Bruder aus den Augen zu verlieren. Wir sehen das leider täglich in den Nachrichten.

Bruder Charles pflegte in den Mühen und der Armut der Wüste zu sagen: „Meine Seele ist immer in Freude“ (Brief an Pater Huvelin, 1. Februar 1898). Liebe Schwestern und Brüder, die Gottesmutter möge euch schenken, dass ihr dieselbe Freude hegt und pflegt, denn die Freude ist das deutlichste Zeugnis, das wir von Jesus an jedem Ort und zu jeder Zeit geben können.

Und ich möchte auch dem heiligen Charles de Foucauld danken, denn seine Spiritualität hat mir während meines Theologiestudiums, einer Zeit der Reifung und auch der Krise, sehr gut getan. Ich bin durch Pater Paoli und durch die Bücher von Voillaume, die ich ständig las, darauf gekommen. Es hat mir sehr geholfen, Krisen zu überwinden und einen Weg des christlichen Lebens zu finden, der einfacher, weniger pelagiansch und näher am Herrn ist. Ich danke dem Heiligen und lege Zeugnis dafür ab, weil es mir so gut getan hat.

Frohes Schaffen! Ich segne euch und bitte euch, weiterhin für mich zu beten. Danke!

 


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