Kardinal Hollerich will ‚Änderung des kulturellen Paradigmas’ der Kirche zur Homosexualität

29. Oktober 2022 in Weltkirche


Der Erzbischof von Luxemburg und Generalrelator der Synode über die Synodalität sagte, er halte Homosexualität für eine ‚Frucht der Schöpfung’.


Vatikan (kath.net/LifeSiteNews/jg)

Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg und Generalrelator der Synode über die Synodalität, will eine „Änderung des kulturellen Paradigmas“ der Kirche hinsichtlich der Verurteilung der Homosexualität. Nach seiner Einschätzung gebe es in kirchlichen Institutionen einen höheren Anteil an Homosexuellen als in der Gesellschaft, sagte er in einem Interview mit der vatikanischen Zeitung L’Osservatore Romano.

Zu Beginn des Interviews lobte er Papst Franziskus, der kein Liberaler sondern ein Radikaler sei. Franziskus’ Radikalität bestehe in der Barmherzigkeit, die uns alle angehe. „Wir müssen uns alle fragen, was es heißt heute ein Christ zu sein“, sagte der Kardinal wörtlich.

Die Schlüsselfrage für das gegenwärtige Pontifikat sei, ob man die Unzulänglichkeit einer Pastoral akzeptiere, welche die Tochter früherer Epochen sei und bereit sei, die Mission neu zu überdenken. Diese Entscheidung habe schwere und mutige theologische Implikationen, stellte Hollerich fest.

Dies werde sich unter anderem in der Balance zwischen Laien und Klerus zeigen, die sich in Zukunft sehr von der gegenwärtigen unterscheiden werde. Das sei sowohl eine Folge der Synode über die Synodalität als auch des Rückganges der Berufungen.

Zur „Diskriminierung“ Homosexueller sagte Hollerich, die Kirche müsse das kulturelle Umfeld ändern, damit der Zugang zur Homosexualität positiver werde. Auf die Frage nach dem Beispiel der protestantischen Kirchen, die trotz der Segnung homosexueller Paare keinen zusätzlichen Zuspruch unter jungen Menschen gefunden habe, antwortete Hollerich: „Natürlich nicht. Weil das nicht genug ist.“ Er forderte von der katholischen Kirche eine „tiefgehende Änderung des kulturellen Paradigmas“ und einen Gesinnungswandel.

Die Öffnung gegenüber Homosexuellen ist nach Ansicht Hollerichs keine Frage des Kirchenrechts, der Normen und Strukturen. Das habe der Papst der Kirche in Deutschland gesagt. Die Verkündigungen des Evangeliums heute heiße die Freude am Leben in Gott verkünden, den Sinn des Lebens in Jesus Christus finden.

Aufgabe der Kirche sei es, die „frohe Botschaft“ zu verkünden, nicht eine Reihe von Regeln oder Verboten. Niemand dürfe ausgeschlossen sein, auch nicht (zivilrechtlich) wiederverheiratete Geschiedene oder Homosexuelle. Das Königreich Gottes sei kein „exklusiver Club“, sagte der Kardinal. Es öffne seine Tore „für jeden, ohne Diskriminierung“. Niemand dürfe sich ausgeschlossen fühlen, verlangte der Kardinal. „Es geht nicht um theologische Feinheiten oder ethische Dissertationen: es geht einfach darum, zu sagen, dass die Botschaft Christi für jeden ist“, sagte er wörtlich.

Er sei der Ansicht, dass Homosexualität eine „Frucht der Schöpfung“ sei. Gott heiße bei jedem Schritt der Schöpfung sein Werk gut.

Zur so genannten „Homo-Ehe“ räumte Kardinal Hollerich zwar ein, dass der Zweck der Fortpflanzung nicht erreicht werden könne. Das bedeute aber nicht, dass die „emotionale Beziehung“ keinen Wert habe. Die Ablehnung der Segnung homosexueller Paare durch die Glaubenskongregation im März 2021 spielte der Kardinal herunter. „Glauben Sie, dass Gott etwas Schlechtes über zwei Menschen sagen kann, die einander lieben?“, fragte er.

Er sei an anderen Aspekten des Themas mehr interessiert, fuhr er fort. Zum Beispiel würde er gerne wissen, was die Ursache für die unübersehbare Zunahme homosexueller Orientierungen in der Gesellschaft sei. Oder warum der Anteil Homosexueller in kirchlichen Institutionen höher sei als in der Gesellschaft.

 

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