Experte: Hoffnung auf Fortschritte im katholisch-orthodoxen Dialog

30. Jänner 2023 in Weltkirche


Wiener Ostkirchenexperte Nemeth referierte bei internationaler Theologentagung in Volos (Griechenland) über den katholisch-orthodoxen Dialog aus Sicht der katholischen Ostkirchen


Wien (kath.net/KAP) Auf Fortschritte im katholisch-orthodoxen Dialog, bei dem auch die katholischen Ostkirchen eine noch konstruktivere Rolle spielen könnten, hofft der Wiener Ostkirchen-Experte Prof. Thomas Németh. Der Theologe referierte kürzlich bei einer internationalen Theologentagung in Volos (Griechenland) über den katholisch-orthodoxen Dialog aus Sicht der katholischen Ostkirchen. In gleicher Weise äußerte er sich auch am Montag gegenüber Kathpress.

Vom 11. bis 15. Jänner 2023 fand in der griechischen Stadt Volos die zweite Konferenz der Internationalen Orthodoxen Theologischen Gesellschaft ("International Orthodox Theological Association", IOTA) mit dem Titel "Mission und die Orthodoxe Kirche" statt. Die Tagung brachte über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 45 Ländern zusammen. Das Spektrum der wissenschaftlichen Präsentationen reichte von exegetischen und patristischen Fragestellungen bis zu Fragen der aktuellen (kirchen)politischen Lage der Orthodoxie und gesellschaftlichen Themen der Globalisierung sowie zu Krieg und Frieden. Neben einer großen Zahl orthodoxer Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Kirchen nahmen auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus anderen christlichen Traditionen teil.

Die Konferenz habe die Gelegenheit geboten, Perspektiven für einen Dialog zwischen Theologinnen und Theologen orthodoxer und katholischer Ostkirchen vorzustellen, insbesondere auf akademischer Ebene, so Németh. Neben historisch bedingten Problemen habe es in letzter Zeit vermehrt gute Erfahrungen der Zusammenarbeit gegeben. Laut Németh gäbe es gute Gründe, dass katholische Ostkirchen nicht als Brücken zwischen Orthodoxie und Katholizismus anzusehen seien, jedoch hätten sie innerkatholisch eine wichtige vermittelnde Funktion, die für die Ökumene mit der Orthodoxie nicht zu unterschätzen sei. Man müsse zugleich aber auch eine dualistische Gegenüberstellung von katholisch und orthodox überwinden.

Die katholischen Ostkirchen würden zudem manchmal noch wie "Kinder" behandelt, aber es wäre Zeit, sie als Subjekte in der Ökumene wahrzunehmen, so Németh. Das Uniatismus-Paradigma sei heute überholt und ekklesiologische Ansätze sollten im Licht gegenwärtiger ökumenischer Herausforderungen erfolgen.

Prof. Nemeth ist Priester der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche, Professor für Theologie des christlichen Ostens an der Katholischen Theologischen Fakultät der Universität Wien, Konsultor der Stiftung Pro Oriente und Mitglied von dessen "Steering Committee for Orthodox-Catholic Dialogue". Nemeth ist zudem auch Gründungsmitglied und Mitvorsitzender der 2019 eingerichteten Orthodox-Eastern Catholic Dialogue Group (OEC, https://oec.dialogue.group/). Dabei handelt es sich um eine inoffizielle Dialoggruppe, die sich dem besonders heiklen Verhältnis von katholischen Ostkirchen und Orthodoxie widmet.

Prof. Nemeth sah sich gegenüber Kathpress in seinen Auffassungen auch von orthodoxen Kollegen bestätigt. Er verwies etwa auf den griechischen Theologieprofessor Dimitrios Keramidas. Ein entsprechender Beitrag des orthodoxen Theologen findet sich in der Publikation "Stolen Churches or Bridges to Orthodoxie", die die Beiträge der ersten OEC-Tagung zu diesem Dialogthema dokumentiert, die 2019 in Stuttgart stattfand.

In Volos wiederum referierte dieser Tage zum katholisch-orthodoxen Dialog u.a. auch der Belgische Ökumene-Experte Prof. Peter De Mey. Er nahm Bezug auf das Konzilsdekret Orientalium Ecclesiarum und auf das Balamand-Dokument. Mey wie auch Németh äußerten die Hoffnung, dass der intensive Austausch dieser sehr reichhaltigen Konferenz zur ökumenischen Annäherung beitragen könne.

Orthodoxe Konferenz mit Pro Oriente-Beteiligung

Die Stiftung Pro Oriente war auf dem Kongress in Volos mit zwei Veranstaltungen vertreten. Die Kommission für orthodox-katholischen Dialog ("Pro Oriente Steering Committee for Orthodox-Catholic Dialogue") stellte zum einen mit einer Präsentation und Vorträgen das Projekt "Connecting Dialogues" vor. Auf der Website www.orthcath.net werden alle Dokumente der offiziellen und inoffiziellen ökumenischen Dialoge zwischen der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen in verschiedenen Sprachen zugänglich gemacht.

Als zweites Projekt von Pro Oriente präsentierte die "Healing of Wounded Memories"-Arbeitsgruppe der katholisch-orthodoxen Dialogkommission ein Panel zu theologischen Perspektiven auf Versöhnung und Gerechtigkeit. Dabei wurden unterschiedliche theologische Konzepte diskutiert, wie Kirchen mit kollektiver Schuld, kollektivem Trauma und den Fragen nach Gerechtigkeit für die Opfer umgehen können.

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