Der erste Weg der Evangelisierung: das Zeugnis

22. März 2023 in Aktuelles


Franziskus: die Kirche muss auch sich selbst evangelisieren und vernehmen, was sie glauben muss, welches die Gründe ihrer Hoffnung sind und was das neue Gebot der Liebe ist. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Endlich aber: Seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und Liebe zueinander, seid barmherzig und demütig! Vergeltet Böses nicht mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung! Im Gegenteil: Segnet, denn dazu seid ihr berufen worden, dass ihr Segen erbt“ (1 Ptr 3,8-9).

Zehnte Generalaudienz 2023. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe unter dem Thema „Eine Leidenschaft für die Evangelisierung“ fort. Die achte Katechese war dem Thema gewidmet: „Der erste Weg der Evangelisierung: das Zeugnis (vgl. Evangelii Nuntiandi)“.

Der erste Weg der Evangelisierung ist das Zeugnisgeben: die bekräftigte der Papst. Der heilige Papst Paul VI. lehre in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi: Evangelisierung meine zuerst das Zeugnis aus der persönlichen Begegnung mit Jesus Christus.

Man dürfe sich daher nicht darauf beschränken, fertige Antworten einfach mitzuteilen, denn „der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen, als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind“ (EN, 41).

Zu diesem Zeugnis gehöre freilich das Bekenntnis unseres Glaubens an den dreifaltigen Gott, der uns aus Liebe erschaffen und erlöst habe. Durch die Taufe seien wir „seiner göttlichen Natur teilhaftig und so wirklich heilig geworden“ (Lumen gentium, 40). Aus dem göttlichen Leben in uns, aus der Heiligkeit also, nach der wir persönlich streben müssten, entspringe die Evangelisierung. Daher müsse die Kirche auch „sich selbst evangelisieren“ und „vernehmen, was sie glauben muss, welches die Gründe ihrer Hoffnung sind und was das neue Gebot der Liebe ist“ (EN, 15).

Indem sie auf diese Weise den Weg der Umkehr zu Gott gehe, sei sie zugleich ganz dem Heil der Menschen zugewandt und kann die Wahrheit des Evangeliums immer neu verkünden.

Deshalb müssten wir uns bewusst sein, dass die Adressaten der Evangelisierung nicht nur die anderen sind, die sich zu anderen Religionen oder zu keiner bekennen, sondern auch wir selbst, die wir an Christus glaubten und aktive Mitglieder des Gottesvolkes seien. Dies gelte sowohl für uns persönlich als auch für die Kirche, die dazu berufen ist, Zeugnis zu geben von ihrer Solidarität mit den Menschen und zugleich mit dem Absoluten Gottes. Um dieses Zeugnis zu geben, müsse die Kirche als solche auch damit beginnen, sich selbst zu evangelisieren.

Eine Kirche, die evangelisiere, um zu evangelisieren, „ist eine Kirche, die, geleitet vom Heiligen Geist, aufgerufen ist, einen anspruchsvollen Weg der ständigen Umkehr und Erneuerung zu gehen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, die Art und Weise, wie sie ihre evangelisierende Präsenz in der Geschichte versteht und lebt, zu verändern und sich nicht in die geschützten Bereiche der Logik des ‚das hat man schon immer so gemacht’ zurückzuziehen. Diese Kirche ist ganz Gott zugewandt, also Teilhaberin an seinem Heilsplan für die Menschheit, und gleichzeitig ganz den Menschen zugewandt. Sie ist eine Kirche, die der heutigen Welt dialogisch begegnet, die brüderliche Beziehungen knüpft, die Räume der Begegnung schafft, indem sie gute Praktiken der Gastfreundschaft, der Aufnahme, der Anerkennung und der Integration des Anderen und des Andersseins umsetzt und sich um das gemeinsame Haus, die Schöpfung, kümmert“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, in dieser Fastenzeit wollen unseren Eifer für die Evangelisierung erneuern. Bemühen wir uns also, in der Heiligkeit zu wachsen, und empfangen wir vertrauensvoll die Sakramente der Buße und der Eucharistie.

 


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