Wien: Immer mehr Video-Kameras in Gotteshäusern

11. April 2023 in Österreich


Religionsgemeinschaften nicht erst seit der Wiener Terrorwarnung vom 15. März bei Sicherheit sensibilisiert - Videoüberwachung in katholischen Kirchen noch Randerscheinung


Salzburg/Wien (kath.net/KAP) Kirchen, Moscheen und Synagogen werden zunehmend mit Kameras, Zugangscodes und Gitterabsperrungen versehen. Gotteshäuser verschiedener Religionen seien nicht erst seit der Terrorwarnung der Wiener Polizei am 15. März für die christlich-syrische Gemeinde sensibilisiert und hätten bei ihren Sicherheitsmaßnahmen aufgerüstet, berichteten die "Salzburger Nachrichten" (18. März). Dabei sind laut der Zeitung die Schutzvorkehrungen bei kleineren Gemeinschaften um ein Vielfaches höher als bei katholischen Kirchen.

Trotzdem haben laut dem Bauamt der Erzdiözese Wien zumindest fünf Wiener Pfarren Videoüberwachungen eingerichtet. "Wir versuchen, die Kirchen so barrierefrei wie möglich zu machen. Es war bis jetzt nicht notwendig, Sicherheitsschleusen zu errichten", sagte Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien. Jede Pfarrgemeinde sei eigenverantwortlich für die Sicherheit zuständig. Manche sperrten die Gotteshäuser außerhalb der Messzeiten zu, andere errichteten Gitterabsperrungen nach der Eingangstür, andere würden darauf achten, dass sich immer Pfarrpersonal in der Kirche aufhalte, damit nichts passieren könne.

Laut Erzdiözese haben Staatsschützer in der Bundeshauptstadt einzelne touristische Objekte im Auge, darunter den Stephansdom oder die Votivkirche. "Wir merken das gar nicht", betonte Prüller. Jedenfalls sei die katholische Kirche im regelmäßigen Austausch mit der Polizei. Es sei oft eine heikle Frage der Abwägung: "Wir sind zurückhaltend, Menschen dabei zu filmen, die in der Kirche ungestört beten wollen", so Prüller.

Eine der Pfarren mit Videoüberwachung ist die Pfarre St. Brigitta in Wien-Brigittenau. Anlass für die Maßnahme gaben laut dem Pfarrer der Gemeinde, Wolfgang Seybold, 20 Fälle von Vandalismus. "Ich kann nur ermutigen, das zu machen. Es ist seither ruhiger geworden und die Kameras werden von den Kirchenbesuchern gut angenommen, es gab nie eine Beschwerde", so der Geistliche. Trotz Überwachung sei es noch einmal zu einer Beschmierung gekommen, die nicht aufgeklärt werden konnte. Ein Opferstockdieb sei hingegen auf Basis der Kameraauswertungen bei der Polizei angezeigt worden.

Gebetsstätten sollten immer offen sein

Die muslimische Gemeinschaft sei bei Sicherheitsthemen seit einigen Jahren besonders sensibilisiert, erklärte Edina Husovi von der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ). Die Terrorwarnung vom 15. März, "genau am Internationalen Tag gegen Islamfeindlichkeit", habe auch die Muslime geschockt. Jedes Gebetshaus könne Ziel eines Angriffs sein, das könnten auch Vandalismusakte sein wie etwa Graffiti, so die Muslimen-Vertreterin. Gebetsstätten sollten immer offen sein und gleichzeitig auch sicher; da seien Kameras und Zutrittssysteme eine Option, so Husovi.

Bei der jüdischen Gemeinde ist das Thema Sicherheit aufgrund antisemitischer Angriffe auf Jüdinnen und Juden seit Jahrzehnten ein großes. 24 Stunden am Tag patrouillieren Streifenpolizisten vor dem Stadttempel in der Seitenstettengasse in der Wiener Innenstadt. "Wir treffen sehr viele Sicherheitsvorkehrungen. Aber wir äußern uns nicht zu Details der Sicherheitsmaßnahmen", sagte Ben Dagan, Sprecher der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Laut dem Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche, Anba Gabriel, wurden in jüngster Vergangenheit die 15 koptischen Kirchen sowie Klöster in Österreich mit Überwachungskameras versehen. "So können wir beobachten, was in den Innenräumen passiert", so der Bischof. Österreich sei ein sicheres Land, aber man habe die Warnungen nicht ignorieren können. "Es ist gut, wenn man wachsam ist."

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