Der Architekt von ‚Traditionis Custodes’ stimmt ‚Homosexualität als Schöpfung Gottes’ zu

29. Juni 2023 in Weltkirche


Diese Überlegungen würden der katholischen Kirche die Möglichkeit geben, die theologischen Kategorien für das Verständnis von Schöpfung und Erlösung zu revidieren, schreibt Andrea Grillo.


Rom (kath.net/jg)
Andrea Grillo unterrichtet Sakramententheologie und Religionsphilosophie am Päpstlichen Athenäum St. Anselm in Rom und Liturgie in Padua an der Abtei Santa Giustina. Er gilt als wichtigster Autor von „Traditionis Custodes“. Der Theologe Peter Kwasniewski bezeichnet ihn als „Hoftheologen“, dessen Ideen die Kampagne zur Einschränkung der Alten Messe stark beeinflusst hätten. Es sei daher bemerkenswert, dass Grillo auf seinem Blog zustimmend einen Text veröffentliche, der die Position des deutschen Synodalen Wegs zur Homosexualität propagiere, schreibt Kwasniewski in einem Beitrag für den Blog Rorate Caeli.

Die in dem Artikel enthaltenen Überlegungen würden der katholischen Kirche die Möglichkeit geben, die theologischen Kategorien für das Verständnis von Schöpfung und Erlösung zu revidieren, schreibt Grillo einleitend.

Der von ihm veröffentlichte Artikel stammt von Cosimo Scordato, der einen Text des deutschen Synodalen Weges kommentiert. Darin wird die sexuelle Orientierung als etwas bezeichnet, das dem Menschen zukomme, insoweit er von Gott geschaffen sei. Scordato sieht darin einen neuen Zugang zur biblischen Schöpfungstheologie. Homosexualität gehöre zur Schöpfung und müsse daher als Teil des göttlichen Planes gesehen werden, schreibt Scordato. Der Mensch sei zur Liebe berufen (wörtlich: „hetero, homo oder anders“), die ihre eigenen Charakteristiken habe und im Leben jedes Menschen verwirklicht werden solle. Homosexualität sei daher auch in ihren sexuellen Akten nicht als Sünde zu sehen, die von Gott trenne und nicht als etwas in sich Schlechtes. Die entsprechenden Passagen des Katechismus der Katholischen Kirche müssten deshalb „überdacht“ werden, schreibt Scordato.

Abschließend weist er darauf hin, dass diese „neue Orientierung“ während der Tätigkeit des Synodalen Weges „gereift“ sei. Scordato schreibt, dass der Papst selbst auf den Synodalen Weg gedrängt habe und sich von diesem „etwas Neues“ erwartet habe. Der Text des Synodalen Weges sei „die Frucht einer langen und anstrengenden Debatte“, in welche sowohl Bischöfe als auch Vertreter der Laien eingebunden gewesen seien. Er habe eine gewisse lehramtliche Bedeutung, weil er ein Ergebnis der Synodalität der – wörtlich – „Deutschen Kirche“ sei. Die Führung der Kirche müsse zwar noch dazu Stellung nehmen, der Text verlange jedoch ein „radikales Überdenken“ der Theorien und Praktiken, was derzeit noch „erhebliches Unbehagen“ verursache, schreibt Scordato.

 

Link zum Artikel auf Rorate Caeli (englisch): Architect of "Traditionis Custodes" Endorses German Synodal Way on "Homosexuality as God's Creation"

 


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