Psychotherapeut: Corona-Folgen belasten Jugendliche weiterhin

14. Oktober 2023 in Österreich


Bundesverbands-Vizepräsident Stippl zum "Tag der psychische Gesundheit": Antworten auf hohe Suizidalität unter jungen Generation notwendig - Studienpräsentation am 19. Oktober in Wien.


Wien (kath.net/ KAP)
Die Corona-Pandemie hat weiterhin einschneidende Nachwirkungen auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen: Das hat der Vizepräsident des Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP), Peter Stippl, in einem Interview mit Kathpress zum "Tag der psychischen Gesundheit" (10. Oktober) dargelegt. Die ausgefallenen Möglichkeiten direkten Kontakts habe bei den Heranwachsenden dazu geführt, dass viele kein gesundes Selbstvertrauen aufbauen konnten und mit Frust und Enttäuschungen schlechter zurechtkommen. Zum Einzelgängertum neigende Kinder seien davon besonders betroffen.
Die Trends bei der seelischen Gesundheit der jungen Altersgruppe in Österreich seien alarmierend, unterstrich Stippl. Die "Spitze des Eisberges" sei dabei die österreichische Suizidstatistik für 2022, bei der es nach Jahren fallender Zahlen eine Gesamtsteigerung von 12 Prozent gab: Sie weise ein katastrophales Plus bei Kindern und Jugendlichen (bis 20 Jahren) von 55 Prozent auf. Dazu komme, dass Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie jüngst einen Anstieg wegen suizidaler Gefährdung um das Dreifache im Vergleich zum Niveau vor Corona gemeldet haben.
Eine Folge der Pandemie sei die Verlagerung vieler Aktivitäten ins Internet gewesen, sagte Stippl. Problematisch sei dabei, dass viele wichtige Reifungsprozesse über Online-Kontakte nicht möglich seien, "wie etwa Schmähführen oder harmlose Flirts", so der Experte. Allein auf Corona dürfe man die gestiegene Suizidalität freilich nicht zurückführen. Weit eher handle es sich dabei um ein "multiples Belastungsgeschehen", bei dem auch steigender wirtschaftlicher Druck in den Familien, die Wahrnehmung von Umweltsorgen oder Kriegsszenarien in den Medien eine Rolle spielten.
Die Frage, was genau Kinder und Jugendliche so sehr belastet, und wie ein Entgegensteuern möglich wäre, hat der Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) als Ausgangspunkt für eine explorative Studie unter den eigenen Mitgliedern genommen. Erste Ergebnisse dazu werden am 19. Oktober im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien (10 Uhr, Löwengasse 3, 3. Bezirk) vorgestellt. Sprechen werden dabei die beiden Studienautoren Peter Stippl und Markus Böckle, gemeinsam mit ÖBVP-Präsidentin Barbara Haid und Prof. Roland Bernhard von der Kirchlichen Pädagogische Hochschule Wien/Krems.
Große Hoffnungen äußerte Stippl in Bezug auf die soeben gestartete Kooperation des ÖBVP mit der KPH Wien/Krems. Konzepte und Materialien, die auf Aufbau und Stärkung von Lebenskompetenz und Resilienz Lernender abzielen, sollen dabei ausgearbeitet und bestehende Präventionskonzepte für den pädagogischen Bereich bekannter gemacht werden. Konkret in Planung sind präventiv wirkende Unterrichtsmodule sowie Fortbildungen zur Sensibilisierung von Schulleitungen und Lehrkräften. Ein Ziel dabei sei vor allem die schulische Charakter- und Persönlichkeitsbildung.

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