Ein „Verein für Volksfrömmigkeit“?

13. Februar 2024 in Kommentar


In einer eher oberflächlichen Plauderei über die Volksfrömmigkeit meinte mein Freund – mehr zum Spass als im Ernst – man könnte doch einen Verein für Volksfrömmigkeit gründen. Gastkommentar von Stefan Fleischer


Grenchen (kath.net) In einer eher oberflächlichen Plauderei über die Volksfrömmigkeit meinte mein Freund – mehr zum Spass als im Ernst – man könnte doch einen Verein für Volksfrömmigkeit gründen. Ein VfV wäre doch in unserer Zeit der Abkürzungen sicher attraktiv. Solche Steilvorlagen lasse ich mir meist nicht entgehen. Dazu wäre ich zu alt und zu wenig theologisch gebildet, entgegnete ich. Aber das wäre doch eine Aufgabe für ihn. Sicher!, nahm er den Ball auf. Aber das müsste ein Verein sein nicht wie alle anderen, kein Vorstand, keine Statuten und Versammlungen, kein Budget und keinen Kassier, kein Mitgliederregister und all den Krimskrams. Solches wäre nichts für ihn.

So begann sich die Plauderei zu einer ernsthaften Diskussion zu entwickeln. Das Vereinsmotto könnte sein: «Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei!» Das aber gehört schon längst den Turnern, obwohl das Wörtchen «fromm» dort nicht mehr seine ursprüngliche Bedeutung bewahrt hat, während es bei uns ganz klar den Gottesbezug, die Pflege der Gottesbeziehung haben müsste. «Alles meinem Gott zu Ehren!» wäre eine Variante. Das wäre der Ausdruck einer Lebenshaltung, welche bei allem Denken, Reden, Tun und Lassen Gott ins Spiel bringt, mit der Frage: «Was will ich, was will Gott?», und mit der anderen: «Für was, für wen tue ich das alles, für Gott, zu seiner Ehre, einfach für meine Nächsten, oder gar nur für mich selbst?»

Die Ehre Gottes wäre also das Band, das uns alle zusammenhält. Jeder wüsste sich verbunden mit all den Vielen, denen in ihrem Leben die Ehre Gottes wichtig ist, verbunden mit allen, welche sich überall auf der Welt bemühen, mit ihrem Leben einen – wenn auch noch so kleinen, «unbedeutenden» - Beitrag zur Ehre des Dreifaltig Einen zu leisten. Dabei würde ihm auch der Gedanke helfen, dass in der ewigen Heimat, nach welcher wir unterwegs sind, diese Ehre Gottes zentral ist, dass wir hier auf Erden «lernen müssen, wie man sich im Himmel benimmt». Oder anders ausgedrückt, dieses unser Bemühen würde uns lehren, dass unser wirkliches Glück in der Ehre Gottes besteht, ansatzweise schon hier und jetzt, vollkommen dann in der anderen Welt.

In diesem Lernprozess kämen dann automatisch die vier «F» zum Zug. Frisch heisst so, uns von nichts in der Entwicklung unserer Gottesbeziehung stören oder gar lähmen zu lassen. Frisch heisst, offen zu sein, oder besser gesagt uns immer mehr zu öffnen für Gott und seine Beziehung zu uns, damit auch unsere Beziehung zu ihm immer neu, immer lebendig sein kann, was immer auch um uns herum und in unserem Leben geschieht.

Fromm heisst dann, eine besondere Aufmerksamkeit allem zu schenken, was mit unserer Aufgabe als Diener des höchsten Gottes zu tun hat. Besonders wichtig wird uns dann der ganze Bereich, den wir hier umfassend als Gottesdienst bezeichnen wollen, die Heilige Liturgie, das Heilige Messopfer, das Gebet, besonders das Stundengebet etc. für jene, welche sich dazu verpflichtet haben und wo wir uns bewusst mit dem Gebet der ganzen Kirche verbinden, und dann auch unser persönliches Gebet, allein oder in Gruppen etc., und nicht zuletzt das Bemühen, immer und überall in unseren Gedanken mit Gott verbunden zu bleiben.

Was fröhlich heisst, das umschreibt eine französische Redewendung sehr gut: «Un saint triste est un triste saint!», zu Deutsch etwa: «Ein trauriger Heiliger ist wirklich ein trauriger Heiliger!» Das ist jene Freude, jene Fröhlichkeit, die uns eine bewusste Beziehung zu Gott in jeder Situation zu schenken vermag – sofern wir uns ehrlich darum bemühen – eine innere Freude. Sie meidet den Lärm und alles, was sie von ihrem Ziel, von Gott, ablenken könnte. Andererseits geniesst sie auch alles, wo es darum geht, «Gottes Lob und Ehr' zu mehren» und nicht so sehr unser eigenes Wohlbefinden. Solches wird uns dann dazu gegeben werden.

«Die Freiheit des Gefangenen» (oder ähnlich) hiess ein Buch unserer Jugendzeit. Damit ist jene Freiheit umschrieben, die hier gemeint ist. Wir sind frei, wir sind Kinder, wir sind Freunde Gottes, nicht seine Sklaven. Unser Stolz ist es, seine treuen Diener zu sein. Als solche können und sollen wir viele, wohl die allermeisten Sorgen unseres Lebens über Bord werfen. «Wer sich Gott unterwirft, kann von niemandem sonst wirklich unterworfen werden.

Für all dies braucht es keine Vereinsstrukturen im weltlichen Sinn. Es bräuchte nur etwas Mund zu Mund Propaganda. Es bräuchte einfach das gute Beispiel. Und schon gäbe es diese Gemeinschaft, welche wir hier – faute de mieux – «Verein für Volksfrömmigkeit» nennen, und vielleicht noch die Bereitschaft irgendeines Mediums oder einer Institution, welche uns in ihrem Medienaufritt die Möglichkeit gäbe, uns über alle Grenzen hinweg auszutauschen und den guten Willen aller aufzubauen, nicht niederzureissen, uns gegenseitig zu helfen, nicht zu befehden.

Alles meinem Gott zu Ehren!


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