Die Kinderklinik des Papstes, das „Bambino Gesu“

18. Februar 2024 in Chronik


Seit 155 Jahren verbinden sich hier Nächstenliebe und Forschung. Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal


Vatikan (kath.net) Die wenigsten Menschen wissen, dass der Papst über ein eigenes Kinderkrankenhaus verfügt. 1924 kam das Hospital durch eine Schenkung an den Vatikan. Gegründet wurde es aber bereits am 19. März 1869 durch die mildtätige Herzogin Arabella Salviati. Damals war es das erste Kinderkrankenhaus in ganz Italien. Was bescheiden mit gerade mal vier Krankenbetten begann, umfasst heute 607 Betten und eine weltweit anerkannte Forschungsabteilung, die immer wieder neue seltene Krankheiten entdeckt. Seit 1985 ist das „Bambino Gesu“ offiziell als Forschungskrankenhaus anerkannt.

Schnell war das zunächst im Stadtteil Trastevere beheimate Krankenhaus zu klein geworden, so dass man bereits 1887 den Hauptsitz der Heilanstalt an den Gianicolo Hügel verlegte. Inzwischen ist man aber auch hier an die Grenzen des Möglichen gestoßen und dringend benötigte Erweiterungsbauten können aus Platzmangel vor Ort nicht umgesetzt werden. Um der wachsenden Zahl, gerade von schwerkranken Kindern Rechnung tragen zu können, haben vor wenigen Tagen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der Untersekretär des Ministerratsvorsitzes Alfredo Mantovano eine verpflichtende Absichtserklärung unterzeichnet, welches die Rahmenbedingungen für eine Neuansiedlung des Kinderhospitals sichern soll. Als der beste Standort wurde das frühere Krankenhaus „Carlo Forlanini“ im Südwesten von Rom erkoren. Spätestens 2030 soll der neue Standort voll bezugsfertig sein. Nach Angaben von Mantovano soll die Klinikanlagen dann „viermal so groß sein wie die derzeitige“. Damit will er dem Krankenhaus erlauben, „das Potenzial zu entwickeln, für das es weltweit bekannt ist“. Aufsehenerregende Behandlungen sind im Bambino Gesu keine Seltenheit, so gelang den Spezialisten am 4. Oktober 2010 die weltweit erste Transplantation eines künstlichen Herzens, welches dauerhaft in einen damals 15-jährigen Patienten eingesetzt wurde.

Aus Platzmangel gibt es in Rom mehrere Gebäudekomplexe der päpstlichen Klinik. Eines befindet sich seit 2012 in unmittelbarer Nähe der Basilika St. Paul vor den Mauern, und steht damit ebenfalls auf dem exterritorialen Gebiet des Heiligen Stuhls. Das Engagement des Papstes zu Gunsten der in vielen Ländern der Welt bekannten Kinderklinik ist jedenfalls ungebrochen. Mehr als 200 geflüchtete Kinder aus der Ukraine konnten im Bambino Gesu bisher erfolgreich behandelt werden, ebenso auch die ersten schwerstkranken Kleinen aus den aktuellen Krisengebieten des Heiligen Landes. Für besonders schwerkranke Kinder hat das Bambino Gesu in Passoscuro in der Region Latium schon im März 2022 ein pädiatrisches Zentrum für Palliativmedizin eingerichtet, wo innerhalb eines Jahres 200 Patienten – vom Säuglingsalter bis zum Jugendalter – fachspezifisch betreut werden können. Die wenigsten, dieser jungen Patienten sind klassische Hospiz-Patienten, was bedeutet, dass die dort verpflegten Kinder und Jugendlichen zu etwa 90 % nach der Behandlung wieder nach Hause entlassen werden können.

Diese und weitere Einrichtungen des päpstlichen Krankenhausverbunds waren schon Mittelpunkt von heftigen medialen Erörterungen, bei denen es – im wahrsten Sinne des Wortes um – um Leben und Tod ging. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Namen von vermutlich unheilbar erkrankten Kindern aus Britannien, denen die lebenserhaltenden Maßnahmen im eigenen Land, per Gerichtsbeschluss und gegen den Willen der Eltern, abgebrochen wurde: Alfie Evans 2018, Charlie Gard 2017 und Indi Gregory 2023. Die päpstliche Kinderklinik hatte in allen Fällen die Aufnahme der Erkrankten, samt der Unterbringung der Eltern, angeboten. Papst Franziskus hatte sich persönlich für die Behandlungen in seinen Einrichtungen eingesetzt. Sogar die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni, hatte sich 2023 aktiv für die Behandlung des Mädchens eingesetzt, indem sie anbot, dem Kind die italienische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Nachdem das Gericht jedoch eine Verlegung aus dem britischen Krankenhaus ablehnte und die Abstellung der lebenserhaltenden Maßnahmen beschloss, in deren Folge das Mädchen starb, schrieb Meloni auf Facebook: "Wir haben alles getan, was wir tun konnten. Leider war es nicht genug. Gute Reise, kleine Indi".

Diese Beispiele zeigen, dass neben den vielen italienischen Kindern auch kleine Patienten aus allen Teilen der Erde aufgenommen werden. Momentan sind etliche Jungen und Mädchen aus der Ukraine, Rumänien und Albanien in Behandlung. Obwohl das Kinderkrankenhaus auf Spenden angewiesen ist, nimmt es nicht jede Spende auch an. So schlug man Anfang diesen Jahres 1,5 Millionen Euro aus, da das Geld von der Rüstungsfirma Leonardo stammt. Weil Papst Franziskus immer wieder zum Frieden aufrufe und auf ein Ende aller Kriege und Konflikte hoffe, wolle man von einem Waffenproduzenten, der vom Krieg profitiere, während unendlich viele Menschen litten, kein Geld annehmen. Nach der Äußerung des Unverständnisses spendete die Waffenfirma die 1,5 Millionen Euro dem Kinderkrankenhaus in Genua.

So kann man zum 155. Geburtstag des Bambino Gesu nur wünschen, dass das päpstliche Kinderkrankenhaus weiterhin eine Einrichtung bleibt, in der sich Nächstenliebe und Forschung so wunderbar ergänzen, dass viele Heranwachsende davon profitieren werden.

Link zur Internetseite des Bambino Gesu: https://www.ospedalebambinogesu.it/
Archivfoto: Einer der beiden Eingänge von „Bambino Jesu“ © Wikipedia/MarteN253/Free Documentation Licence


© 2024 www.kath.net