5. Dezember 2024 in Weltkirche
Etliche der neuen Kardinäle der katholischen Kirche kommen aus dem Globalen Süden - Einer war vor zwei Jahrzehnten Kaplan in Niederösterreich
Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus erhebt am Samstag 21 Männer, unter ihnen seinen Stellvertreter in der Leitung der Diözese Rom und die Erzbischöfe von Turin, Belgrad, Lima, Tokio, Abidjan und Teheran, im Petersdom in den Kardinalsstand. Von den neuen Kardinälen sind bis auf den pensionierten Vatikandiplomaten Angelo Acerbi (99) alle unter 80 Jahre alt und wären damit mögliche Papstwähler. Nach dem sogenannten Konsistorium wird das Kardinalskollegium 253 Mitglieder haben. Davon sind vorerst 140 jünger als 80 und könnten an einem Konklave teilnehmen. Bereits am 24. Dezember feiert der indische Kardinal Oswald Gracias seinen 80. Geburtstag. Bis Ende 2025 werden zudem vierzehn weitere Kardinäle aus dem Kreis der Papstwähler ausscheiden, unter ihnen der Wiener Kardinal Christoph Schönborn.
Es handelt sich um das zehnte Konsistorium zur Kreierung neuer Kardinäle seit der Papstwahl von Franziskus 2013. Bei der feierlichen Zeremonie überreicht der Papst jedem seiner neuen Senatoren die Ernennungsurkunde, setzt ihm das purpurfarbene Birett auf, steckt ihm den Kardinalsring an den Finger und weist ihm eine römische Titelkirche zu. Diese gilt als Ausdruck der Verbundenheit der Papstwähler mit der Bischofsstadt des Pontifex. Am Sonntag, dem Fest Mariä Empfängnis, wird Franziskus dann mit den neuen Kardinälen eine gemeinsame Messe im Petersdom feiern.
Die Liste der 21 Namen enthält, wie bei Franziskus üblich, manche Überraschungen. So ernannte er den indischen Prälaten George Jacob Koovakad (51), der seit einigen Jahren als Reisemarschall des Papstes tätig ist, ebenso zum Kardinal wie den litauischen Geistlichen Rolandas Makrickas (52), der die Lieblingskirche des Papstes in Rom, die Basilika Santa Maria Maggiore, leitet. Für viele unerwartet kommt auch die Kardinalswürde für den italienischen Migrations-Experten Fabio Baggio (59), der in der vatikanischen Sozial- und Entwicklungsbehörde den Rang eines Untersekretärs bekleidet.
Einer der jüngsten je ernannten Kardinäle ist der als Bischof für die in und um Melbourne (Australien) lebenden Exil-Ukrainer zuständige 44-jährige Mykola Bychok (44). Er könnte später einmal eine wichtige Rolle im ukrainischen Mutterland übernehmen und damit für den Papst ein wichtiger Verbündeter werden. Zu den jüngsten Mitgliedern im Kardinalskollegium zählt künftig auch der erst 53-jährige Erzbischof von Toronto in Kanada, Francis Leo (53).
Viele aus Lateinamerika, Afrika und Asien
Weniger überraschend sind die meisten Neuernennungen für Lateinamerika, Afrika und Asien. Dass mit Carlos Gustavo Castillo Mattasoglio (74, Lima, Peru), Fernando Natalio Chomalí Garib (67, Santiago de Chile), Weltcaritas-Präsident Tarcisio Isao Kikuchi (66, Tokio, Japan) oder Ignace Bessi Dogbo (63, Abidjan, Elfenbeinküste) wichtige Hauptstadt-Bischofssitze von Kardinälen geleitet werden, ist inzwischen schon fast erwartbar.
Neo-Kardinal Jaime Spengler (64), Erzbischof im brasilianischen Porto Alegre, wiederum ist als Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM ein amtliches Schwergewicht der Kirche in Südamerika. In der argentinischen Heimat des Papstes bekommt Erzbischof Vicente Bokalic Iglic (72), seit der Aufwertung der alten Diözese Santiago del Estero vor wenigen Monaten Primas von Argentinien, das Kardinalsbirett. Auch Luis Gerardo Cabrera Herrera (69), Erzbischof von Guayaquil in Ecuador und Vorsitzender der dortigen Bischofskonferenz, wird Kardinal.
Hinzu kommen der belgische Franziskaner Dominique Mathieu (61), der die iranische Erzdiözese Teheran leitet, und der Dominikaner-Erzbischof von Algier, Jean-Paul Vesco (62). Auch die Philippinen, das Land in Asien mit der größten katholischen Bevölkerungsmehrheit, bekommen mit dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Pablo Virgilio David (65) einen weiteren Kardinal.
Einer war Kaplan in Österreich
Weniger berechenbar verhält sich der Papst in Europa. Hier befördert er den Belgrader Erzbischof Ladislav Nemet (68) zum Kardinal. Der Steyler Missionar lebte um die Jahrtausendwende mehrere Jahre lang in Österreich und war auch Kaplan in einer Pfarre in Mödling bei Wien. Der international gut vernetzte Ordensmann ist seit 2021 auch Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Er bemüht sich, Brücken zwischen Ost und West zu bauen, und unterstützt maßgeblich den synodalen Prozess der Kirche.
Wieder "Kardinalvikar" für Rom
"Logische" Kardinals-Ernennungen gibt es für Italien: Die Industriemetropole Turin hat nun mit Erzbischof Roberto Repole (57) ebenso wieder einen Kardinal wie Neapel mit Domenico Battaglia (61). Und in seiner eigenen Diözese Rom hat der Papst ebenfalls wieder die traditionellen Verhältnisse hergestellt. Sein faktischer Stellvertreter für die Leitung der Diözese, Generalvikar Erzbischof Baldassare Reina (54), hat bald ebenfalls ein Kardinalsbirett und kann dann wieviele seiner Vorgänger, als "Kardinalvikar" in Roms Diözese alles regeln - freilich unter der Aufsicht des Papstes als eigentlichem Bischof.
Eines der international bekanntesten Gesichter in der künftigen Kardinalsriege hatte zuletzt auch eine eminent wichtige Rolle bei der Weltsynodenversammlung in Rom zum Thema synodale Kirchenreform: der englische Theologe und Ordensmann Timothy Radcliffe (79). Als geistlicher Begleiter der Synode war der frühere Generalmeister der Dominikaner einer der wichtigsten Impulsgeber.
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