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Strukturreformen können einer Neuevangelisierung im Wege stehen

9. September 2009 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Die neuen Strukturen würden mit Priestermangel und Finanzknappheit begründet. Es besteht jedoch der Verdacht, dass dahinter der Wunsch nach einer anderen Kirche steht. Ein Bericht über die Sommerakademie in Aigen von Christoph Casetti / Die Tagespost


Aigen (kath.net/DT) Wie geht es mit der Seelsorge weiter angesichts der Strukturreformen im deutschen Sprachraum? Dieser Frage stellte sich die 21. Internationale Theologische Sommerakademie im oberösterreichischen Aigen. Es war die Stärke dieser Tagung, dass die Bildung von Seelsorgeräumen und die kooperative Pastoral nicht nur vom Organisatorischen her behandelt, sondern sehr grundsätzlich von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet wurden.

Die Referenten konnten deutlich machen, dass auf die Schwierigkeiten in der heutigen Pastoral nicht einfach mit pragmatischen Rezepten angemessen reagiert werden kann. Zunächst seien die Gründe für die Glaubenskrise zu erheben.

Opportunität wiegt schwerer als Unverfälschtheit des Glaubens

Generalvikar Markus Walser aus der Erzdiözese Vaduz wies auf innerkirchliche Gründe des Glaubensverfalls hin: In der Verkündigung würden seit Jahrzehnten wesentliche Glaubensaussagen verschwiegen, zum Beispiel aus der Lehre von den letzten Dingen. An Beispielen der Bestattungsliturgie und des Kindertaufritus zeigte er, dass der Glaubensverfall bis ins Innerste der Kirche, bis in die Liturgie eingedrungen ist. Der tiefere Grund liege darin, dass Opportunität teilweise den Vorrang erhalten habe vor der Unverfälschtheit des Glaubens.

Der Augsburger Dogmatiker Anton Ziegenaus führte die Identitätskrise des Priesters zurück auf eine Akzentverschiebung auf das Soziologische. Priesterlose Gottesdienste führten dazu, dass das Gespür für die Notwendigkeit des Priesters schwinde. Wenn aber die Identität des Priesters nicht klar sei, werde der Priestermangel weiter zunehmen.

Vorausgegangen seien dieser Entwicklung theologische Defizite. Sogar die Einsetzung des Weihesakramentes durch Jesus Christus werde von manchen Theologen geleugnet. So sei eine theologische Klärung angesagt. Diese leistete der Referent, indem er das Weihesakrament biblisch und dogmatisch begründete.

Die Theologische Sommerakademie in Aigen weiß sich dem Gedankengut von Kardinal Leo Scheffczyk verpflichtet, dessen Referate zu seinen Lebzeiten stets einen Höhepunkt bildeten. Diese Tradition wurde fortgesetzt durch den Vortrag von Johannes Nebel über das Priestertum in der Theologie Leo Scheffczyks, der viele der heutigen Probleme geradezu prophetisch vorausgesehen hatte.


Da seit den 60er Jahren alles Priesterliche hinterfragt wurde, ging es Scheffczyk um eine Neubegründung der priesterlichen Struktur der Kirche. Er überwand den Wandel im Autoritätsbegriff und die Funktionalisierung der Autorität durch eine sorgfältige neutestamentliche Begründung des Priestertums Christi. Von diesem leite sich sowohl das allgemeine Priestertum der Gläubigen als auch das Weihepriestertum in unterschiedlicher Weise ab. Der Kern des Priesterbildes sei die Christusrepräsentation in Wort und Sakrament. Dabei gehe es nicht nur um eine äußere Darstellung, sondern um die reale Vergegenwärtigung Christi.

Vertreter des „Netzwerks katholischer Priester“ zeigten auf eindrückliche Weise die Fakten und Folgen des Umbaus der Seelsorgestrukturen im deutschen Sprachraum auf. Die neuen Strukturen würden mit dem Priestermangel, der Finanzknappheit und dem gesellschaftlichen Wandel begründet. Es bestehe jedoch der Verdacht, dass dahinter noch andere Motive stünden: der Wunsch nach einer anderen Kirche, anderen Formen der Gemeindeleitung und der Seelsorge.

Es sei zu erkennen, dass das Bild des Pfarrers und Priesters zu verschwimmen drohe. Man scheue auch nicht vor Reformen zurück, die mit den Normen der Kirche nicht übereinstimmten: etwa die unbefristete Ernennung von Pfarradministratoren und die frühere Pensionierung als im Kirchenrecht vorgesehen. Der Umbau der Seelsorgestrukturen führe zu leidvollen Erfahrungen für die Geistlichen, die Pfarreien, den Priesternachwuchs und die Laien. Aus der Not des Priestermangels dürfe nicht ein Konstrukt abgeleitet werden, das einen noch größeren Priestermangel zur Folge haben werde.

Diese Ausführungen ergänzte der Vortrag von Peter Christoph Düren über die Gefahren pastoraler Umstrukturierungen am Beispiel des Bistums Aachens. Der Umbau sehe in dieser Diözese so aus, dass 35 Großpfarreien und 71 Gemeinschaften der Gemeinden neu gebildet werden. Verantwortlich für die Seelsorge in diesen großen Räumen ist das Pastoralteam.

Dies führe zum Verschwinden des Pfarrers und der Pfarrei im bisherigen und auch im kirchenrechtlichen Sinn. Die persönliche Verantwortung werde durch demokratische Beschlüsse ersetzt. Das funktional-pragmatische Denken führe zu einer Verwischung der Unterschiede zwischen Priestern und Laien.

Die Psychologie bestimmt heute den Strukturbegriff

Winfried Rohr aus Regensburg übernahm es, die für dieses Thema so wichtigen Begriffe Struktur und Funktion, Autorität und Verantwortung zu klären: Während früher Struktur substanziell begründet wurde, werde der Strukturbegriff heute von der Psychologie bestimmt. Für den neuen Strukturbegriff seien die Träger von Funktionen auswechselbar. Das strukturelle Denken entleere in der Folge das Wesen der Kirche.

Die Autorität sei in unserer Zeit besonders angefochten. Die Zerstörung des Begriffs diene als Instrument der Systemveränderung. Die Autorität werde als Einengung des Denkens verstanden. Für die Griechen sei der Autoritätsbeweis der schwächste gewesen. Die Römer hätten erkannt, dass die Anerkennung von Wahrheit Autorität braucht. Autorität sei ein Humanum, ohne das menschliches Zusammenleben nicht gelingen könne.

Augustinus habe den Autoritätsbegriff verchristlicht: Durch Christus sei die göttliche Autorität erfahrbar geworden. Autorität verbürge Wahrheit durch Zeugenschaft. Heute sei es der Erkenntnis- und Glaubensschwund, welcher die Türe öffne für eine funktionale Sicht. Diese wolle das Unverfügbare verfügbar machen. Damit führe sie zur Eliminierung der Religion.

Das habe Folgen für das Verhältnis von priesterlicher Autorität und Gemeinde. Die Verantwortung des Priesters gründe im Unbedingten seines Priestertums. Der Priester gerate in Konflikt, über Unverfügbares verfügen zu müssen im funktionalistischen Handeln. Dagegen helfe nur eine Rückbesinnung auf die ersten Seins-Bestimmungen der Kirche.

Es wird immer wieder hervorgehoben, die Strukturreformen sollten einer besseren Seelsorge dienen. Aber bieten heute die neuen Strukturen der Seelsorge dem Menschen in einer sehr tiefgreifend veränderten Welt wirklich alles, was er braucht? Dieser Frage ging Professor Georg Muschalek aus anthropologischer Sicht nach.

Seit der Industrialisierung habe für den Menschen der Ort an Bedeutung verloren. Kennzeichnend sei auch der Zeitmangel. Wenn Gott abhanden komme, habe der Mensch keine Zeit mehr. Es entstehe die Unruhe. Es müsse fieberhaft nach etwas Neuem gesucht werden. Das Leben beschleunige sich. Die neuen Kommunikationstechniken förderten eher die Isolierung des Einzelnen. Die Beziehung der Menschen werde schwieriger. Der Sinn von allem sei abhanden gekommen.

Die vorgesehenen und teilweise schon umgesetzten Strukturreformen würden den wirklichen Bedürfnissen vor allem der Laien nicht gerecht. Diese versuchten einfach, den Herausforderungen der heutigen Kultur zu entsprechen. Der heutige Mensch habe aber ein tiefes Bedürfnis nach Sakralität, nach Stille und Gebet. Er habe einen Anspruch auf eine seelsorgliche Hilfe, die auf tiefe Nöte eingehe.

Den Pfarrer als persönlichen Hirten der Pfarrei stärken

Wo sind Ansätze zu einer Glaubenserneuerung und Glaubensvermittlung in Zeiten der Bedrängnis? Um diese Frage ging es dem Pfarrer und Kirchenhistoriker Ignaz Steinwender. Es sei zu bedenken, dass innere und äußere Bedrängnisse zum Glauben gehörten. Obschon der Glaube immer Gnade sei, sei er auch mit Kampf und persönlichem Einsatz verbunden. Angesichts des Glaubensschwundes sollte man sich nicht entmutigen lassen. Einfach den Mangel zu verwalten, sei noch keine Glaubenserneuerung.

Das entscheidende Kriterium dafür sei nicht die Akzeptanz, sondern die Gottgefälligkeit. Entscheidende Punkte seien das Gebet und die Anbetung, eine verstärkte Katechese der Erwachsenen, die Wiedergewinnung einer vertieften Feier der Sakramente, die Entfaltung der Tugenden und das Streben nach Heiligkeit.

Das Fazit der Tagung in Aigen war, dass notwendige Strukturreformen sehr behutsam angegangen werden müssen. In manchen Planungen scheint eine Ideologie enthalten, welche dem Wesen der Kirche und ihrer hierarchischen Verfassung widerspricht. Es müsse nicht nur am Pfarreiprinzip festgehalten werden, sondern vor allem der Pfarrer als der eigentliche und persönliche Hirte seiner Pfarrei gestärkt werden.

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Foto: Der frühere Papst-Sekretär und heutige Erzbischof von Lemberg (Lviv), Mieczyslaw Mokrzycki, und Prälat Franz Breid, Initiator der Sommerakademie Aigen © Christoph Hurnaus papstfoto.com


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