Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  4. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  5. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  6. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  7. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  8. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  11. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’

Reform ja – Reformation nein!

28. Jänner 2022 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„‚Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte: weil sie damals so waren, wie ihr heute seid‘ (Henryk Broder). Diese Worte treffen auch auf die Empörungswelle zu, die nach Münchener Gutachten durch Presse geht.“ Gastkommentar von Helmut Müller


München (kath.net) Leider muss man auch sagen, dass sich viele Kirchenvertreter in punkto Pädophilie von damals gängigen Überzeugungen nicht genügend distanziert hatten: Denn die „DNA“ ihrer Lehre enthielt immer ein klares Profil gegen Kindesmissbrauch. Wenn ausnahmslos allen Erzbischöfen im Münchener Gutachten, angefangen bei einer liberalen Ikone wie Kardinal Döpfner bis zum emeritierten Papst, vorgeworfen wird ohne entsprechende Sorgfalt bis zu aktivem Vertuschen schuldig geworden zu sein, sollte man sich zunächst fragen: Hätte ich wirklich anders gehandelt? Wären Feigheit, Zeitgeistigkeit, Unkenntnis oder Pragmatismus die Gründe gewesen? Dieses oder ähnliches müsste man sich heute vorwerfen lassen. Jedenfalls ist es kein Ruhmesblatt journalistischer Recherche, die damaligen Täter jetzt zu Opfern einer maßlosen Berichterstattung zu machen, die weder mentalitätsgeschichtlich sensibel verfährt, noch den Wissensstand über Pädophilie berücksichtigt, die linksgrünen aktiven Täter von damals (z. B. Daniel Cohn-Bendit) kaum wahrnimmt, dafür aber den katholischen Vertuscher um so mehr. Jedenfalls sollten wenigstens einmal über die weisen mentalitätssensiblen Worte von Henryk M. Broder nachgedacht werden.

Reformen erneuern die Kirche – eine Reformation schafft sie ab und ersetzt sie durch eine andere. Einige Klarstellungen zum Münchener Gutachten:

Anthropologisch

•    Die Sozialstruktur von Homo sapiens ist nicht diejenige eines Heringsschwarms, in dem alle Individuen durch das Seitenlinienorgan justiert, auf gleicher Höhe schwimmen. Auf „Augenhöhe“ ist dann in unserer Spezies bestenfalls eine zu beachtende Maxime im individuellen Zueinander. Diese Maxime kann nicht die wesensmäßigen Hierarchien unserer Spezies ersetzen. D. h. aber dass Personen niederer Hierarchien vor Missbrauch durch Personen höherer Hierarchien geschützt werden müssen. Missbrauch ist so gesehen kein systemisches katholisches Phänomen, sondern viel ursprünglicher schon ein anthropologisches. Zur Sozialstruktur von homo sapiens gehören Hierarchien über alle Ethnien und Zeiten hinweg.


Soziologisch

•    Daher ist Missbrauch eine auch in Sport- und Reitvereinen vorkommende Konstante, vom Politikbetrieb gar nicht zu reden. Missbrauch wird überall begünstigt, wo Abhängigkeitsverhältnisse vorkommen.

Theologisch/Philosophisch:

•    Der kanadische Philosoph und Kyoto-Preisträger Charles Taylor spricht von einer Minus-Vernunft, wenn Menschsein ohne die Dimension des Transzendenten begriffen werden will. D. h. zu einer dem Menschsein immanenten Hierarchie kommt nach Taylor auch noch eine ebenso wesentlich transzendente Hierarchie, nämlich die zwischen Gott und Mensch hinzu. Im platonischen Dialog Nomoi aber auch in der Politeia ist Platon etwa der Auffassung, dass Menschen nicht selber Gesellschaft bauen können, sondern den Beistand der Götter benötigen. So wie der Mensch Schafe führt, braucht der Mensch den Beistand der Götter. Das scheint achsenzeitliches (Karl Jaspers) Allgemeinwissen zu sein – wie auch Habermas in seinem Alterswerk anmerkt. Israel hat im Dekalog diese beiden Hierarchien, den Bund mit Gott und untereinander vorbildhaft ausbuchstabiert. Die katholische Kirche bildet diese transzendente Hierarchie ab. Der synodale Weg ist auf dem Weg sie zu nivellieren.

Ekklesiologisch

•    Auch nach Paulus ist „auf Augenhöhe“ eine Maxime des individuellen Zueinanders. Sein Begriff von Kirche als Leib Christi ist in hierarchischen Strukturen gegliedert. Sie werden als Dienste begriffen und als Charismen spirituell definiert. Das erfordert ein gegenseitiges aufeinander hören und einander schätzen. Die klerikalen Dienste bilden anthropologisch/transzendente Hierarchien ab. Die weiteren Dienste sind eine Abbildung der anthropologisch immanenten Hierarchien. Ohne Kleriker zu haben und mit Frauen hat auch die evangelische Kirche, das Problem des Missbrauchs. Deshalb genügen Reformen innerhalb des Systems katholische Kirche. Eine Reformation wäre eine andere Kirche und die gibt es schon, ohne dadurch das Problem des Missbrauchs gelöst zu haben.

Mentalitätsgeschichtlich

Es ist unfair mit dem Wissensstand von heute und zudem mentalitätsunsensibel Auffassungen, Kenntnisstand und zeitgeschichtlicher Umstände von damals zu beurteilen

Statistisch

•    Selbstverständlich muss sich die katholische Kirche auch an dem messen lassen, was sie predigt. Absolut verwerflich und beschämend sind Verbrechen von Klerikern, die sakramental das Heil schlechthin verkörpern sollen, aber schlimmstes Unheil verursachen. 3 % (Frankreich) – 4 % (Deutschland) Missetäter in ihren Reihen vernichten das Ansehen eines ganzen Berufsstandes. Zum Vergleich: Eine 5 prozentige Unwirksamkeit des Impfstoffs Biontec diskreditiert noch lange nicht den Impfstoff selbst. Ebenso sollten 3 – 4 % Missbrauchstäter nicht einen ganzen Berufsstand diskreditieren. Selbstverständlich ist jeder mit Biontec durchgeimpfter und trotzdem Gestorbener einer zu viel, wie ein von einem Priester missbrauchtes Kind ebenso.

Papst emeritus Benedikt

•    Was das im Gutachten fest gestellte Versagen des emeritierten Papstes anbelangt, sollte abgewartet werden, ob die aus den Papieren hervorgehende, von den Gutachtern vermutete Falschaussage, gleich schon eine Lüge ist, wie der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller schon am Tag der Veröffentlichung im ARD-Brennpunkt behauptet hat.

kath.net Lesetipp: Helmut Müller: Hineingenommen in die Liebe - aber spüren wir sie auch im orbis catholicus? https://www.fe-medien.de/hineingenommen-in-die-liebe


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 vk 28. Jänner 2022 

Vorschnelle Verurteilungen

Aussagen, wie das Gewand des Papstes ablegen, einen vollständigen Rückzug sind nicht nur voreilig sondern auch entbehrlich. Theologen einer Universität die solche Aussagen tätigen, die endlich (zwar wegen Corona) einige Monate geschlossen war sind entbehrlich.


0
 
 SalvatoreMio 28. Jänner 2022 
 

Hätte ich wirklich anders gehandelt?

Vielen Dank für Ihren Beitrag, Herr Müller! Er bietet viel Nachdenkenswertes, stellt er uns doch auch gleich zu Anfang die Frage nach der eigenen, ganz persönlichen Struktur und Festigkeit: "Wie bin ich?" Gutmütig und eohlwollend, aber ein Feigling? Bin ich nur bereit, offen und ehrlich Stellung zu nehmen, wenn es mir persönlich nützt? Wer bin ich selber in Wahrheit?


0
 
 Stephaninus 28. Jänner 2022 
 

Missbrauchsquote

Interessant zu wissen wäre, wie hoch (natürlich schätzungsweise), die Missbrauchsquote bei Männern irgendwie vergleichbarer Berufsgruppen ist (z.B. Lehrer, Ärzte, Therapeuten, Sportgruppenleiter etc.) Erst dann könnte man wissen, ob nun die 3% katholischer Priester noch viel oder wenig sind.


0
 
 J. Rückert 28. Jänner 2022 
 

ein Drogenabhängiger sagte:


0
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  6. Roma locuta - causa (non) finita?
  7. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  8. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  9. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  10. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  11. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  12. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  13. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  14. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  15. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz