Der Glaube ist „verdunstet, verdampft, verflüchtigt“, auch an den katholischen Schulen

9. Juli 2020 in Buchtipp


Benedikt Egli: „Verdunstet, verdampft, verflüchtigt. Der Wandel der religiösen Prägung an den katholischen Internatsgymnasien der Deutschschweiz zwischen 1960 und 1980“. Buchtipp von Hans Jakob Bürger


Linz (kath.net) Viele „katholische Schulen“ haben die Nachkonzilszeit nicht überlebt. Dafür gab es mannigfaltige Gründe: explosionsartig gestiegene Kosten der Schulen und Internate, der Rückgang der Ordenseintritte und die Zunahme der Austritte, vor allem das Verdunsten des katholischen Glaubens.

 

Der Sekundar- und Gymnasiallehrer Benedikt Egli, der über mehrjährige Erfahrung im Schul- und Internatsbereich verfügt, hat ein Buch über die Bildungsgeschichte der katholischen Internatsgymnasien der Deutschschweiz vorgelegt. Unter dem Titel „Verdunstet, verdampft, verflüchtigt“ untersucht er den „Wandel der religiösen Prägung“ in den Jahren 1960 bis 1980. Seine Ergebnisse dürften für den gesamten deutschsprachigen Raum von Bedeutung sein.

 

Egli dokumentiert und analysiert auf 160 Seiten einen äußerst interessanten Zeitraum in der Entwicklungsgeschichte von katholischen Internatsschulen. Wir alle wissen, dass sich die katholische Religion zwischen 1960 bis 1980 stark verändert hat. Dies wird auch im Erziehungs- und Bildungsbereich deutlich. Denn gerade die „religiöse Prägung an den katholischen Internatsgymnasien“ wurde einem starken Wandel unterzogen.

 

Die Leser können sich von der detailreichen Arbeit überzeugen und Kenntnis davon nehmen, was in dem genannten Zeitraum von gerade einmal zwanzig Jahren in bekannten und weniger bekannten Internatsgymnasien der Schweiz geschehen ist. Dafür hat er intensiv Quellen studiert und Zeitzeugeninterviews und Fragebögen ausgewertet. Darüber Auskunft geben am Ende des Buches ein reichhaltiges Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Appendix mit vielen Tabellen.

 

„Verdunstet, verdampft, verflüchtigt“ sei der Glaube. Indikatoren für Eglis Behauptungen sind die Auflösungserscheinungen in der katholischen Kirche, der massive Rückgang des Besuchs der Sonntagsmesse mit dem fast völligen Verlust an Messbesuchern, das Verschwinden der Beichtpraxis, der starke Rückgang an geistlichen Berufungen, das sich immer mehr einschleichende fehlende Verständnis für konfessionelle Unterschiede, sowie der Verlust des Einflusses der Kirche in der modernen Welt, insbesondere auch ihr Verlust in Bezug auf die Sexualmoral. All dies widerspiegelt sich auch im Geschehen an den Internatsschulen. Waren künftige Erzieher und Lehrpersonen Glaubenszeugen oder waren sie womöglich nicht einmal katholisch? Auch die Zulassung des anderen Geschlechts, die Veränderungen sowohl im Religionsunterricht wie in anderen Bereichen der schulisch-religiösen Bildung; - all dies hat Egli zu ergründen versucht und in seinem Buch präsentiert.

 

Das Fazit von Benedikt Egli ist mehr als ernüchternd: der religiöse Charakter sei verdampft und verflüchtigt; „die Schulen durchliefen eine innere Säkularisierung, eine Entkonfessionalisierung und eine Liberalisierung“.

 

kath.net-Buchtipp:

Verdunstet, verdampft, verflüchtigt

Der Wandel der religiösen Prägung an den katholischen Internatsgymnasien der Deutschschweiz zwischen 1960 und 1980

Von Benedikt Egli

Taschenbuch, 160 Seiten

2020 Bernardus

ISBN 978-3-8107-0313-2

Preis Österreich: 15.30 EUR


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