China geht gegen christliche Inhalte in sozialen Medien vor

5. August 2020 in Aktuelles


Weitere Verschärfung der Internet-Kontrollen und Verbot christlicher Konten wie auch von Gottesdienst-Livestreams - Priester berichtet über starke Einschränkung der Religionsfreiheit


Bangkok/Rom (kath.net/KAP) Kirchlich verwaltete Websites und Social-Media-Konten stehen in China unter dem Verdacht "illegaler Aktivitäten". Wie der asiatische katholische Pressedienst "Ucanews" (Montag) berichtete, geht das offizielle Büro der "Zentralen Cyberspace Kommission" der Volksrepublik China aktuell gezielt gegen Websites und soziale Medien vor, deren Inhalte die "Einheit Chinas gefährden". Die Kampagne ziele zwar hauptsächlich auf kommerzielle Webplattformen ab, betroffen seien aber auch Messe-Livestreams sowie christliche Chat-Gruppen. Letztere werden von Beamten Chinas gebeten, bestimmte Inhalte zu löschen oder keine religiösen Inhalte mehr zu veröffentlichen.

Laut einem Bericht von Pater Paul, Verantwortlicher in einer nordchinesischen Diözese für deren "WeChat"-Konto - einem chinesischen Smartphone-Chat-Dienst -, sollen die Beamten ihn aufgefordert haben, "der öffentlichen Meinung im Internet Aufmerksamkeit zu schenken" und "ausländischen Medien keinen Grund für einen Angriff auf die Regierung zu bieten".
Ähnliches berichteten auch andere Priester, wie Pater Zhao, Pfarrer in Nordchina. Behörden sollen die sozialen Netzwerke der Kirche seit deren Corona-bedingten Schließung überwacht haben. In Folge wurde er auch dazu aufgefordert, das Livestreaming der Messen für seine Gemeindemitglieder zu stoppen. Laut Zhao hätten die Beamten argumentiert, dass es verboten sei "religiöse Überzeugungen über das Internet zu verbreiten, insbesondere auf Livestreaming-Plattformen". Die Behörden zeigten sich besorgt, Priester könnte die Regierung online kritisieren. Zudem könnten Online-Messen "viele Menschen in die Kirche locken und die kommunistische Partei schwächen".

Für Pater Zhao ist das Vorgehen ein Zeichen dafür, dass die Volksrepublik nicht den Mut habe, "sich der Realität zu stellen. Sie können nur andere unterdrücken und sich auf Gewalt verlassen, um Probleme zu lösen." Dies sei eine "Tyrannei der Diktatur". Pater Peter, ein ebenfalls betroffener Priester im Nordosten des Landes, bezeichnete dieses Vorgehen und die Vorschriften als "illegal, weil sie die Kirche unterdrücken und die Glaubens- und Redefreiheit verletzen", zitiert ihn der asiatische katholische Pressedienst.

Mittlerweile umfasse die Überwachung nicht nur Priester, sondern auch Gläubige, schreibt "Ucanews". So soll eine katholische Frau in einer WeChat-Gruppe blockiert worden sein, nachdem sie einen Bibelvers mit anderen Christen geteilt habe. Die Betroffene zeigte sich verwundert, da die Regierung wiederholt bestritten habe, den Internetzugang der Menschen überwacht zu haben.

Scharfe Kontrollen

Über noch weiterreichende Repressalien berichtet auf der katholischen Plattform "asianews.it" (Montag) P. Dominikus, ein Priester aus Nordchina. Wer als Christ Staatsbeamter, Soldat oder gar Parteimitglied werden wolle, müsse seinen Glauben verleugnen und dürfe keine Religion ausüben. Viele Gläubige, die für Regierungsbehörden oder öffentliche Einrichtungen tätig seien, hätten aus Sorge um ihren Arbeitsplatz ihre Religion verraten und ihren Glauben aufgegeben. Gesetzlich ist es in China auch verboten, dass Minderjährige sich zu einem religiösen Glauben bekennen. Ähnlich ergehe es den Studenten, denen von den Universitäten die Teilnahme an der Sonntagsmesse verboten werde.

Zur Kontrolle der religiösen Aktivitäten verlange Chinas Regierung von den Kirchen laut P. Dominikus die Installation von Überwachungskameras, die mit dem öffentlichen Sicherheitsnetz verbunden sind. Gottesdienste und religiöse Feiern außerhalb von Kirchengebäuden seien nicht erlaubt. Jede Kirchengemeinde müsse sich registrieren, wobei in den vergangenen Monaten etliche selbst registrierte Kirchen abgerissen oder geschlossen worden seien - "oft unter Vorwänden wie, dass die Zahl der Mitglieder zu gering ist - was jedoch eine Folge dessen ist, dass örtliche Beamte den Gemeinden empfehlen, nicht zu viele Mitglieder zu registrieren", wie der Ordensmann berichtete, der in seiner Pfarre selbst Kameras installieren, vier Eingänge für die Kirche schaffen und jegliche Seelsorge für Kinder und Parteimitglieder aufgeben musste.

Die Verfolgung habe sich in der Volksrepublik seit dem provisorischen Abkommen zwischen China und dem Vatikan 2018 - dabei ging es um Bischofsernennungen - noch verschlimmert. Ein Grund ist laut P. Dominikus offenbar die "Entdeckung, dass Katholiken und Protestanten zusammen die Mitgliederzahl der Kommunistischen Partei Chinas übertreffen".

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