Frankreich: Präsident Macron will Hausunterricht verbieten

8. Oktober 2020 in Jugend


Das Verbot soll islamische Parallelkulturen verhindern. Die Schule sei der ‚republikanische Schmelztiegel’, in dem die Schüler unabhängig von der Religion zu freien, rationalen Bürgern erzogen werden können.


Paris (kath.net/LifeSiteNews/jg)

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am 2. Oktober bekannt gegeben, dass Frankreich den Hausunterricht verbieten will, außer ein Kind hat gesundheitliche Gründe, die ein Fernbleiben von der Schule rechtfertigen.

 

Unabhängige Privatschulen, die keine öffentlichen Mittel erhalten, sollen von Schulinspektoren überprüft werden, ob sie sich an den vorgegebenen Lehrplan halten.

 

Das neue Gesetz soll mit dem Schuljahr 2021/22 in Kraft treten und für alle Schüler von 3 bis 16 Jahren gelten. Die regierende Koalition aus Macrons „La République en Marche“ und der Partei „Mouvement démocrate“ hat in der Nationalversammlung eine komfortable Mehrheit.

 

Das Verbot des Hausunterrichtes ist Teil eines Maßnahmenpaketes zur Bekämpfung des von Macron so bezeichneten „Separatismus“. Der Präsident bezeichnet damit die Ziele „radikaler Islamisten“, welche die Gesetze Frankreichs durch die Gesetze der Scharia ersetzen wollen. Zur Rechtfertigung seiner Maßnahmen brachte er ein Beispiel einer im verborgenen wirkenden Schule, in der Frauen mit Gesichtsschleier junge Muslime unterrichten, ihren Schülern aber nur Gebete und den Koran beibringen.

 

In seiner Ansprache machte Macron eine „Ideologie“ für den „Separatismus“ verantwortlich, die ihre eigenen Gesetze für wichtiger als die der französischen Republik halte. Es sei nicht die Aufgabe des Staates, den Bürgern vorzugeben, was sie glauben oder nicht glauben sollten. Er verlange aber von allen Bürgern, unabhängig welcher Religion sie angehören, dass sie alle Gesetze der Republik respektieren, betonte der Präsident.

 

Derzeit werden ungefähr 50.000 Kinder in Frankreich zu Hause unterrichtet. Die Eltern müssen dies den Behörden bekannt geben. Die Familie wird üblicherweise einmal im Jahr von einem Schulinspektor besucht. Die Zahl der Kinder im Hausunterricht hat in den letzten Jahren zugenommen, wie auch Macron in seiner Rede einräumte.

 

Er bezeichnete die Schule wörtlich als „republikanischen Schmelztiegel“. Sie ermögliche es „unsere Kinder ganz von religiösen Zeichen, von der Religion zu beschützen. Sie ist das wahre Herz des Säkularismus und sie ist der Ort an dem wir das Bewusstsein formen, damit die Kinder freie, rationale Bürger werden, fähig ihr eigenes Leben zu führen. Die Schule ist deshalb unser kollektiver Schatz. Sie ermöglicht es uns die gemeinsame Sache in unserer Gesellschaft aufzubauen, unsere Republik“, sagte Macron wörtlich.

 

Angesichts der „Exzesse, die tausende Kinder von der Erziehung zu Staatsbürgern, vom Zugang zur Kultur, zu unserer Geschichte, zu unseren Werten, zur Erfahrung des Andersseins die im Herzen der republikanischen Schule steht, ausschließen“, habe er sich entschieden, „eines der radikalsten Gesetze“ im Erziehungsbereich in die Wege zu leiten, sagte der Präsident.

 


© 2020 www.kath.net