Wer sich auf Jesus Christus verläßt, ist nie verlassen

24. Dezember 2020 in Interview


Wir brauchen Felsengrund, nicht Flugsand als Basis unseres Lebens.Die heutigen Kirchen surfen mir zu viel auf den Wanderdünen - Weihnachts-Interview mit Peter Hahne über die Weihnachtsgeschichte,das Corona-Jahr und ein Blick auf 2021 - Von Roland Noé


Berlin (kath.net)

Kath.net: Als DAS Nachrichtengesicht des ZDF waren Sie meist Bote schlechter Nachrichten. Warum setzen Sie sich für die frohe Botschaft ein?

Hahne:  Getreu dem biblischen Motto: Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Oder: Wir können es ja nicht lassen, von dem zu erzählen, was wir (mit Jesus Christus) erlebt haben! Die Nachrichten von heute (auch von „heute“?) sind bereits morgen von gestern; bleibend aktuell ist allein die Nachricht der Bibel. Die Schriftstellerin Ricarda Huch sagte einmal: „In der Bibel stehen lauter alte Geschichten, die jeden Tag neu passieren!“ In unsere Welt voller schlechter Nachrichten schickt uns Gott, der Vater, durch seine „Moderatoren“ die einzig gute: „Fürchtet Euch nicht, denn Euch ist heute der Heiland geboren!“ 
 

Kath.net:  Kann man der Bibel in Bezug auf die Weihnachtsgeschichte vertrauen? Viele Theologen tun das ja nicht.

Hahne: Lukas-Evangelium Kapitel Zwei ist ein Paradebeispiel für eine gute, Fakten basierte Kurzreportage mit allem Drum und Dran. Ich habe diesen uralten Text oft dazu benutzt, Praktikanten und Volontären zu erklären, was Qualitätsjournalismus ist. Hier werden nämlich die klassischen sieben W-Fragen beantwortet, Handwerkszeug für jeden Reporter: wer, was, wo, wann, wie, warum, wozu. Allein der Anfang: Es begab sich aber.... — Märchen beginnen bekanntlich mit: Es war einmal.... Nein, bei der Weihnachtsgeschichte stehen wir auf dem Boden der Tatsachen, was uns auch außerbiblische Quellen bestätigen. Bis hin übrigens zum „Stern von Bethlehem“, dem sogenannten Kometen, den wir im Abstand von Jahrzehnten immer mal wieder sehen können. Den sahen wir erst jetzt am 4. Advent wieder, ja tatsächlich! Das Fachmagazin „Bild der Wissenschaft“ gibt dem amerikanischen Astronomen Michael R. Molnar recht. Der hatte 1999 eine neue Theorie zum Stern von Betlehem veröffentlicht. Demzufolge standen am 17. April 6 v. Chr. um 8.26 Uhr die Planeten Jupiter, Saturn, Mars, Merkur und Venus in einer Reihe. Die Interpretation war kein Hokuspokus, das war damals gängige Lehre: Ein Zeichen für die Geburt eines Königs. 


kath.net: In Ihren Büchern wenden Sie sich vehement und scharf gegen den Ausverkauf von Weihnachten, also die Umbenennung von Weihnachtsmarkt und Martinsumzug etc........

Hahne:  Ja, das gehört zu den traurigen Tatsachen der letzten Jahre. Und ich kann das nur mit meinem alten Kollegen Peter Scholl-Latour sagen, mit dem ich vor 48 Jahren bei der ARD in Saarbrücken zusammen zu arbeiten begann: „Ich fürchte mich nicht vor der Stärke des Islams, sondern vor der Schwäche des Christentums.“  Aus völlig falsch verstandener Toleranz, die in Wahrheit nichts anderes als Kapitulation ist, verzichten selbst kirchliche Kindergärten schon auf Krippe, Kreuz oder St. Nikolaus. Ich nenne viele Beispiele in den Büchern „Schluß mit euren ewigen Mogelpackungen!“ oder „Seid ihr noch ganz bei Trost“. Witzig: als „Die Linken“ in Nordrhein-Westfalen St. Martin aus staatlichen Kindergärten verbannen wollten, sagte mir deren Bundesvorsitender Gregor Gysi: „Wie bekloppt ist denn das?! Eigentlich müßten die Linke sich den doch zum Schutzpatron wählen, der seinen Mantel teilte und Gerechtigkeit walten ließ!“ Ein Zeichen, dass Glaubens- und Bildungsnotstand zwei Seiten derselben Medaille sind. 
 

Kath.net: Ganz persönliche Frage: Wie feiern Sie 2020 in Berlin Weihnachten?

Hahne: Gott sei dank diesmal nicht in Berlin, wo alles so ungemein bedrückend ist mit dem, was man darf und was nicht. Ich bin im Oberwallis, direkt am Aletschgletscher in 2.000 Meter Höhe, wo ich seit 49 Jahren zu Silvester und rund um Fastnacht zum Skifahren gehe. Und der Nebeneffekt jetzt: Um Schnee muß einen nicht bange sein, hier liegt mehr als genug für eine richtig schöne „Weiße Weihnacht:“

Kath.net:  Dieses "Corona-Jahr" stellt ja vieles auf den Kopf, viele sind verzweifelt, weil sie z.B. die Arbeit verloren haben oder weil sie durch die lockdowns de facto eingesperrt waren. War das alles nötig oder gab es hier nicht auch zum Teil übertriebene Panikmache der verschiedenen Regierungen?

Hahne: Ich habe bereits im März geschrieben: „Das Löschen darf nicht teurer sein als der Brand.“ Dieses Stadium haben wir längst überschritten. Ich habe zusammen mit der Verlegerin Friede Springer und dem einstigen Spitzenpolitiker Wolfgang Clement zu der Aktion „Wir (ältere Risikogruppe) bleiben zu Hause!“ aufgerufen. Das haben damals Leute wie der Bayerische Ministerpräsident Söder oder die Familienministerin (damals noch Doktor?) Giffey als „Spaltung der Gesellschaft“ gegeißelt. Heute haben wir das Ergebnis: die Altenheime wurden nicht richtig geschützt, 50 bis 90 % aller Toten stammen von dort, je nach Bundesland. Ein Skandal! Unterlassene Hilfeleistung! Bruch des Amtseides! Und das versucht eine in Angst geratene Politik nun durch Populismus und Panik zu überspielen, man denke nur an Söders neuerliche „Corona-Task-Force vor den Heimen.“ Populistische Panikreaktion! Einzig der grüne (!) Tübinger OB Boris Palmer hat richtig gehandelt und nun null, ja wirklich: null „Ü 70 -Tote“ in seinen Pflegeheimen. Ich stimme Gerontologen und Kinderpsycholgen zu: Die Folgen der Maßnahmen sind schlimmer als die Ursache selbst. Am traurigsten: Die neueste WELT am SONNTAG beschreibt die Kirchen als „schweigend und schüchtern“ in der Pandemie. Oder der linke ehem. Chef der Süddeutschen Zeitung: „Die Kirche (also deren Führung!) hat uns im Stich gelassen!“ Das zu zitieren gibt bestimmt wieder viele rote Punkte im kath.net-Blog, über die ich mich immer freue, zeigt dieses „rot“ doch, dass man ins Schwarze getroffen hat ? 
 

Kath.net: Ein kleiner Rückblick auf 2020. Gab es für Sie in diesem Jahr auch Momente, die Sie nie vergessen möchten und an was möchten Sie am liebsten nicht mehr erinnert werden?

Hahne: Nicht mehr erinnert werden möchte ich an das Roulette des Robert-Koch-Instituts, das den Eindruck erweckt, als sei jeder Corona-Infizierte gleich ein Todkranker. Nie vergessen und missen möchte ich dagegen den Einfallsreichtum vieler Pfarrgemeinden und Christen, trotz staatlicher, von Kirchen zu passiv hingenommener Diktate die frohe Botschaft in Wort und Tat weitergegeben zu haben. Das war und ist einfach phänomenal! 
 

Kath.net:  Was wünschen Sie unseren Lesern für 2021?

Hahne: Das Wort zu beherzigen, das die Bekennende Kirche während der grausamen Diktatur des Nationalsozialismus zum Motto hatte: „Teneo, quia teneor“ — ich halte durch, weil ich gehalten werde. Wer sich an den hängt, der am Kreuz hängt, hängt niemals durch. Wer sich auf Jesus Christus verläßt, ist nie verlassen. Daraus habe ich ja den neueren Buchtitel gemacht: „Niemals aufgeben! Wie man mit Werten in Führung bleibt“. Wir brauchen Felsengrund, nicht Flugsand als Basis unseres Lebens. Die heutigen Kirchen surfen mir zu viel auf den Wanderdünen des Zeitgeistes. 
 

Vita: Peter Hahne, populärer und profilierter TV-Moderator, seit 47 Jahren im politischen Journalismus.  Jahrzehnte Moderator der ZDF-Hauptnachrichtensendungen „heute“ und „Heute Journal“, danach Vizechef des Berliner Hauptstadtstudios, bekannt durch seine legendären Sommerinterviews. Bestsellerautor mit 7 Millionen Gesamtauflage und als engagierter Christ 24 Jahre in der obersten Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), deren Entwicklung er heute äußerst kritisch sieht. „Meine schönste Auszeichnung“ nennt er neben dem Publikums-BAMBI den Ehrenkommissar der Bayerischen Polizei. Höhepunkte: „Meine Begegnungen mit den legendären Päpsten Johannes Paul II und Benedikt XVI.“

 

BUCHTIPP:

Peter Hahne

Seid ihr noch ganz bei Trost!: Schluss mit Sprachpolizei und Bürokraten-Terror

Gebundene Ausgabe – 28. Februar 2020

128 Seiten, 12 Euro


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