Beten in Gemeinschaft mit den Heiligen

7. April 2021 in Aktuelles


Franziskus: für andere zu beten ist die erste Art, sie zu lieben, und es drängt uns dazu, ihnen nahe zu sein. Die Gotteserfahrung des Einzelnen ist ständig mit der des Volkes verflochten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Darum wollen auch wir, die wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, alle Last und die Sünde abwerfen, die uns so leicht umstrickt. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt“ (Hebr 12,1-2).

„Generalaudienz“ in der Osteroktav in der Einsamkeit der Bibliothek der ehemaligen Papstwohnung im Apostolischen Palast vor der Fernsehkamera. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Gebet fort. Die 28. Katechese stand unter dem Thema: „Beten in Gemeinschaft mit den Heiligen“.

Wenn wir beteten, seien wir nie allein. Immer seien wir eingetaucht in den gewaltigen Strom von Betern, „die uns vorausgingen und uns nachfolgen werden“. Schon in der Bibel sei die Gotteserfahrung des Einzelnen ständig mit der des Volkes verflochten.

Die Gebete – die guten – seien „diffus“, sie verbreiteten sich unaufhörlich, mit oder ohne Nachrichten in „sozialen Netzwerken“: von Krankenstationen, von Momenten festlichen Beisammenseins ebenso wie von solchen, in denen man im Stillen leide. Der Schmerz eines jeden Menschen sei der Schmerz aller, und das Glück der einen übertrage sich auf die Seele der anderen.

Die Gebete „werden immer wieder neu geboren“. Jedes Mal, wenn wir uns die Hände reichten und unser Herz Gott öffneten, fänden wir uns in einer Gesellschaft von anonymen Heiligen und anerkannten Heiligen wieder, die mit uns beteten und für uns Fürbitte einlegten, als ältere Brüder und Schwestern, die durch dasselbe menschliche Abenteuer gegangen seien. In der Kirche „gibt es keine Trauer, die einsam bleibt, keine Träne, die in Vergessenheit gerät, denn alles atmet und nimmt teil an einer gemeinsamen Gnade“. Es sei kein Zufall, dass in den alten Kirchen die Beerdigungen im Garten um das heilige Gebäude herum stattgefunden hätten, als ob man sagen wollte, „dass in jeder Eucharistie die Schar derer, die uns vorausgegangen sind, in irgendeiner Weise teilnimmt“.

Der Lobgesang Marias, das Magnifikat, bringe dies zum Ausdruck und finde sich wieder im Lobpreis, der gerade aus dem Herzen der Kleinen und Niedrigen zu Gott aufsteigt. So bildeten wir mit allen bekannten und unbekannten Heiligen eine Gemeinschaft des Gebets.

Die Zeugen, die zum Herrn heimgekehrt seien, so sagt der Katechismus, „betrachten Gott, loben ihn und sorgen unablässig für jene, die sie auf Erden zurückließen. Wir können und sollen sie bitten, für uns und für die ganze Welt einzutreten“ (KKK, 2683). Diese geheimnisvolle Solidarität zwischen den schon Vollendeten und uns Pilgern auf Erden werde durch das Heilswerk Christi immer neu gefestigt und lasse uns auf dem Weg der Heiligkeit voranschreiten.

Wir erlebten dieses Band des Gebets schon hier, in unserem irdischen Leben: „wir beten füreinander, wir bitten und bieten Gebete an. Die erste Möglichkeit, für jemanden zu beten, ist, mit Gott über ihn oder sie zu sprechen. Wenn wir dies häufig tun, jeden Tag, verschließt sich unser Herz nicht, sondern bleibt offen für unsere Brüder und Schwestern. Für die anderen zu beten ist die erste Art, sie zu lieben, und es drängt uns dazu, ihnen nahe zu sein“.

Die Heiligen „nehmen uns so an der Hand, damit uns die Gnaden Gottes, die wir brauchen, zuteilwerden. Mit ihrer Hilfe möge auch unser Leben ein Lobpreis Gottes werden“.

Der erste Weg, mit einer Zeit der Bedrängnis umzugehen, bestehe also darin, unsere Brüder und Schwestern, vor allem die Heiligen, zu bitten, für uns zu beten. Der Name, der uns mit der Taufe gegeben werde, sei kein Etikett oder eine Dekoration. Es sei gewöhnlich der Name der Jungfrau, eines Heiligen oder einer Heiligen, die nur darauf warteten, uns „unter die Arme zu greifen“, um von Gott die Gnaden zu erhalten, die wir am meisten brauchten.

Wenn in unserem Leben die Prüfungen ihren Höhepunkt noch nicht überschritten hätten, wenn wir noch zur Beharrlichkeit fähig seien, wenn wir trotz allem mit Zuversicht weitermachten, verdankten wir all dies vielleicht mehr als unseren Verdiensten der Fürsprache so vieler Heiliger, einige im Himmel, andere Pilger wie wir auf Erden, die uns beschützt und begleitet hätten.

Gesegnet sei daher Jesus Christus, so der Papst abschließend, „der einzige Heiland der Welt, zusammen mit dieser unermesslichen Blüte von Heiligen, die die Erde bevölkern und die ihr Leben zu einem Lobpreis Gottes gemacht haben. Denn – wie der heilige Basilius bekräftigte – 'für den Geist ist der Heilige eine besonders geeignete Wohnstätte, da er sich anbietet, bei Gott zu wohnen und sein Tempel genannt wird'“ (Liber de Spiritu Sancto, 26, 62; vgl. KKK, 2684).

Die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Gläubigen deutscher Sprache. Das Gebet für die anderen ist eine wesentliche Stütze für das gemeinschaftliche Leben. Vergessen wir nicht, besonders für unsere Familien zu beten. Der auferstandene Herr schenke uns seinen Geist und seinen österlichen Frieden.

 


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