Bioethiker Beck meint: Keine ethischen Bedenken bei Vakazin-Herstellung

23. April 2021 in Prolife


Wiener Theologe: Für die Vakazin-Herstellung müssten keine Embryonen oder Föten getötet worden, da Zelllinien bereits getöteter abgetriebener Embryonen eingesetzt werden. "Das aus katholischer Sicht Unrechte ist also bereits geschehen"


Wien (kath.net/KAP/red) Der Wiener Theologe und Bioethikexperte, Matthias Beck, hat keine ethischen Bedenken bezüglich der Verwendung von Zellstofflinien für die Herstellung von Corona-Impfstoffen. Für die Vakazin-Herstellung müssten keine Embryonen oder Föten getötet worden, da die Zelllinien bereits getöteter abgetriebener Embryonen eingesetzt werden. "Das aus katholischer Sicht Unrechte ist also bereits geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden", argumentiert Beck in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuell Ausgabe). Katholiken sollten sich daher impfen lassen, so das Mitglied der Österreichischen Bioethikkommission sowie der Päpstlichen Akademie für das Leben wörtlich: "Sie müssen kein schlechtes Gewissen haben."

Zuvor kritisierte der in Polen für Bioethik zuständige Weihbischof Jozef Wrobel die Verwendung von Zellstofflinien abgetriebener Föten für die Vakazin-Herstellung durch die Pharmaunternehmen Astrazeneca und Johnson & Johnson. Wrobel riet Katholiken auch von der Impfung mit solcherart Impfstoffen ab, außer sie seien etwa aus beruflichen Gründen dazu verpflichtet oder hätten keinen anderen Impfstoff zur Auswahl. Dann dürften sie diese Präparate "ohne moralische Schuld nutzen". Auch Polens Bischofskonferenz äußerte "ernste moralische Einwände".

Mit derselben Begründung hatte bereits die US-Bischofskonferenz Katholiken empfohlen, den Impfstoffen von Biontech-Pfizer und Moderna den Vorzug zu geben. Ein ausdrückliches Veto sprach sie nicht aus, allerdings stellt sie Christen Musterbriefe zur Verfügung, um gegen die Entwicklung von Covid-Impfstoffen aus Zelllinien abgetriebener Kinder Stellung zu nehmen, kath.net hat berichtet.

Beck für Vatikan-Position

Anders die Einschätzung des Vatikans: Der wissenschaftliche Nutzen der Zellstofflinien aus bereits abgetriebenen Embryonen überwiege, da mit dem Impfstoff millionenfach Menschenleben gerettet werden kann, heißt es vonseiten der Glaubenskongregation in einer im Dezember veröffentlichten Note. "Was nicht passieren darf, ist, dass extra zur Impfstoffherstellung Embryonen getötet werden. Auf diese Idee kommt aber wohl auch niemand", so Beck, der sich der Position des Vatikans anschließt.

Essenziell sei - ob der Fülle an Informationen - die aktualisierten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse mitzuverfolgen, betont der Theologe. So gebe es bezüglich der Wirksamkeit oder der Nebenwirkungen immer wieder neue Erkenntnisse. "Wenn der oder die Einzelne zur Überzeugung kommt, dass ein anderer Impfstoff ­für ihn oder sie besser geeignet ist, sollte man wählen können. Aber das ist derzeit aufgrund der Impfstoffknappheit schwierig", gibt Beck zu bedenken. Und weiter: "Ja, ich bin schon geimp­ft."

Auch nach einer Impfung seien die Corona-Vorsichtsmaßnahmen, wie Abstand, FFP2-Maske, Hygiene, Lü­ften, einzuhalten, mahnt der Wiener Priester. Denn auch nach der Impfung sei es ungewiss, "ob man nicht dennoch angesteckt werden kann oder andere ansteckt". Auch aufgrund der neuen Corona-Mutationen sei weiterhin Vorsicht geboten. Sicher sei aber, dass schwere Verläufe der Covid-19-Erkrankung vermieden werden, erläutert der Mediziner.

Für die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson wurden Zelllinien von menschlichen Föten verwendet, die in den 1970er beziehungsweise 1980er-Jahren abgetrieben wurden. Fachleute betonen, dass nie ein Fötus mit dem Ziel abgetrieben worden sei, als Ausgangsmaterial für die Impfstoffproduktion zu dienen. Vielmehr würden Zelllinien abgetriebener Föten immer wieder reproduziert und eingefroren.

Nach dem katholischen Kirchenrecht zieht die Mitwirkung an einem Schwangerschaftsabbruch die Exkommunikation nach sich. Aus Sicht des Vatikan muss die persönliche Entscheidung, inwieweit eine Impfung moralisch geboten ist, jedoch auch die öffentliche Gesundheit in Rechnung ziehen. Eine verweigerte Immunisierung könne zum Risiko für andere werden. Die moralische Verantwortung greife auch dann, wenn nur Impfmittel zur Verfügung stünden, die mit Hilfe abgetriebener Föten hergestellt worden seien. Hier bestehe lediglich eine "indirekte und entfernte" passive Mitwirkung an einem von der katholischen Kirche abgelehnten Schwangerschaftsabbruch. In einer im Dezember veröffentlichten Note der Glaubenskongregation hieß es, dies gelte aber nur, wenn keine anderen, ethisch unbedenklichen Impfstoffe vor Ort zur Verfügung stünden.

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