„Papst sollte nunmehr schleunigst auch klare Leitlinien für die Feiern des Novus Ordo herausgeben“

27. Juli 2021 in Kommentar


„Dann freue ich mich auf einen geheilten und geheiligten, ordentlichen Ritus und brauche die außerordentliche Form auch nicht.“ Ein Kommentar von Christof T. Zeller-Zellenberg


Wien-Linz (kath.net/czz) Vergangenen Sonntag sind wir, dem Hinweis von Papst Franziskus in „Traditionis custodes“ folgend, wieder einmal in die Sonntagsmesse im außerordentlichen Ritus gegangen. Es war eine normale Pfarrkirche und keine besondere, diesem Ritus verpflichtete Pfarre. Tatsächlich ist die neue Vorgabe des Papstes, diesen Ritus weitgehend zu verdrängen, nicht verständlich und entspricht auch nicht der Tradition der Kirche. Papst Benedikt XVI hat versucht, mit Summorum Pontificum, den Reichtum der Liturgie innerhalb der Kirche zu fördern und gehofft, dass es dadurch zu einer Heilung der Missbräuche in der neuen Liturgie kommt und sich der ordentliche und der außerordentliche Ritus gegenseitig befruchten. Das wäre auch ein Schritt hin auf die Orthodoxie gewesen. Außerdem sollte es eine weit ausgestreckte Hand zu den schismatischen Gruppen sein, die den alten Ritus als wichtigen Grund anführen, um nicht zur Einheit mit der Mutterkirche, unter dem Papst, zurückzukehren. Dieses Ziel wurde nicht erreicht und die Hand wurde ausgeschlagen.

Und auch wenn ich Gefahr laufe, einige Freunde zu verärgern, muss ich doch sagen, dass ich heute wieder einmal gemerkt habe, dass ich mit dem außerordentlichen Ritus selber nichts anfangen kann. Ich fühle mich dort wie ein Fremder, der einem Schauspiel beiwohnt, dem er aber nicht zugehört. Als Christus selber das Abendmahl gefeiert hat, saß er in Mitten seiner Apostel, hat mit ihnen gesprochen, sie ganz nahe an sich herangeführt, interagiert und nicht entfernt einige unverständliche Worte gemurmelt, leise ein Mysterium vollzogen und den Jüngern danach erklärt, sie wüssten doch eh, um was es ging und könnten ja außerdem den Ablauf alleine im Messbuch verfolgen... Außerdem werde ich den Eindruck nicht los, dass sich überall dort, wo dieser Ritus zelebriert wird, eine Anlaufstelle für vermehrt seltsame Gestalten herausbildet – nicht alle Teilnehmer, vielleicht nicht einmal die Mehrheit aber doch über das normale Maß hinaus – wieso kann ich nicht sagen sondern nur bemerken.

Ja ich bin gegen die neuen päpstlichen Einschränkungen, denn alles, was in die Katakomben verdrängt wird, erhöht für manche nur den Anreiz. Ja die guten Intentionen von Papst Benedikt XVI wurden damit konterkariert. Und ja das Dokument ist widersprüchlich (legt einerseits die Entscheidung in die Hand der lokalen Bischöfe aber lässt sie dann doch nicht frei entscheiden sondern verbietet Pfarrkirchen und fordert die Mitentscheidung von Rom, sobald ein Priester ansucht, den außerordentlichen Ritus zu feiern). Und zuletzt beschränkt das Dokument auch die fundamentale Freiheit der Gläubigen.

Richtig ist aber auch, dass es bereits in der Vergangenheit einen Wildwuchs an liturgischen Sonderformen gegeben hat und gerade deshalb auch klare Leitlinien notwendig wurden – die Kompetenz die Liturgie einheitlich vorzugeben liegt nun einmal beim Papst, sei es Pius V, Pius XII, Paul VI oder Franziskus... der nächste Papst kann es neu entscheiden. Es entstehen hier nunmehr unnötige Fehden und Spannungen und statt Brücken zu bauen, wurde solche abgerissen.

Aber richtig ist auch, dass der außerordentliche Ritus keineswegs das Allheilmittel ist, als das ihn manche sehen und auch nicht für alle ansprechend und auch sicher weiter von der ursprünglichen Handlung Christi entfernt ist, als der neue Ritus.

In Summe bleibt also eine fruchtlose Diskussion, ein unnötiges Spannungsfeld und ein vermeidbares, neues Konfliktpotential.

Papst sollte nunmehr hoffentlich schleunigst auch klare Leitlinien für die Feiern des Novus Ordo herausgeben oder zumindest die bestehenden massiv in Erinnerung rufen. Dann freue ich mich auf einen geheilten und geheiligten, ordentlichen Ritus und brauche die außerordentliche Form auch nicht, bei der ich mich nie zu Hause gefühlt habe.

Foto: Symbolbild

 


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