Kardinal Sarah: Verbot der außerordentlichen Form ‚von Dämon inspiriert’?

6. August 2021 in Weltkirche


In einem Interview im Jahr 2019 betonte der damalige Präfekt der Gottesdienstkongregation den engen Zusammenhang zwischen ordentlicher und außerordentlicher Form des Römischen Messritus.


Rom (kath.net/jg)

„Wie können wir verstehen, wie können wir nicht überrascht und zutiefst schockiert sein, dass das, was gestern die Regel war, heute verboten ist? Ist es nicht wahr, dass das Verbieten oder Verdächtigen der außerordentlichen Form nur von einem Dämon inspiriert sein kann, der unser Ersticken und unseren spirituellen Tod wünscht?“ Mit diesen deutlichen Worten wandte sich Robert Kardinal Sarah, damals Präfekt der Gottesdienstkongregation, gegen jede Form der Zurücksetzung der außerordentlichen Form des Römischen Meßritus. Sarahs Aussage stammt aus einem Interview mit Edward Pentin, dem Vatikankorrespondenten des National Catholic Register, und wurde am 23. September 2019 veröffentlicht.

Ein erheblicher Teil des Gesprächs war aktuellen Fragen der Liturgie gewidmet. Kardinal Sarah betonte mehrmals die Kontinuität zwischen der Alten und der Neuen Messe. „Wir brauchen die außerordentliche Form, damit wir wissen, in welchen Geist wir die ordentliche Form feiern sollen“, sagte er wörtlich. Wer hingegen die Befunde der Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ des II. Vatikanischen Konzils außer Acht lasse, begebe sich in die Gefahr, die außerordentliche Form auf leblose und zukunftslose archäologische Überreste zu reduzieren. „Wir müssen uns von dialektischen Gegensätzen verabschieden“, sagte Sarah wörtlich. Das II. Vatikanische Konzil habe keinen Bruch mit den liturgischen Formen der Tradition herbeiführen wollen. Das Ziel sei gewesen, den Menschen den Zugang zur Liturgie und die Teilnahme daran zu erleichtern. Deshalb habe das Konzil festgehalten: „Dabei ist Sorge zu tragen, daß die neuen Formen aus den schon bestehenden gewissermaßen organisch herauswachsen.“ (SC 23)

Unter „aktiver Teilnahme der Gläubigen“ sei nicht das Verteilen von möglichst vielen Rollen und Funktionen in der Messe zu verstehen, sondern das Heranführen der Menschen an die Tiefen des Geheimnisses des Opfertodes Christi, damit sie als authentischere Christen nach dem Evangelium leben. In der heiligen Messe gehe die Kirche an ihre Quelle. Wenn in der Liturgie nicht Gott im Mittelpunkt stehe, dann stehe er auch in der Kirche nicht mehr im Mittelpunkt. Er bedaure, dass die Feier der heiligen Messe häufig zu einer selbstzentrierten, netten Versammlung degeneriert sei. Die außerordentliche Form der Messe betone den Vorrang Gottes und lasse der Stille Raum. Gerade junge Menschen hätten ihm gegenüber bestätigt, dass sie aus diesem Grund die außerordentliche Form bevorzugen, sagte Kardinal Sarah.

 


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