Die Gotteskindschaft – in Christus eingefügt

8. September 2021 in Aktuelles


Franziskus: das Revolutionäre der Gleichheit in Christus. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Denn alle seid ihr durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben gemäß der Verheißung“ (Gal 3, 26-29).

Generalaudienz mit Pilgern und Besuchern in der Aula „Paolo VI“. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Brief des Apostels Paulus an die Galater fort. Der achte Teil stand unter dem Thema: „Wir sind Kinder Gottes“.

Papst Franziskus erinnerte daran, dass er sich in den Mittwochskatechesen zurzeit im Licht des Galaterbriefs des Apostels Paulus mit dem Thema der Vertiefung des Glaubens befasse. Paulus unterstreiche, dass der Glaube uns erlaubt habe, in Jesus Christus wirklich Kinder Gottes und seine Erben zu werden.

Wer Christus im Glauben annehme, werde durch die Taufe mit der Würde Christi und somit der Gotteskindschaft bekleidet. Der Papst rief erneut auf, sich des Datums seiner Taufe zu entsinnen.Er werde im Innersten verwandelt und erhalte ein neues Leben, das ihm erlaube, sich direkt an Gott zu wenden und ihn vertraulich mit „Abba, Vater“ (Gal 4,6) anzurufen. Es handle sich um eine völlig neue Identität.

Diese Kindschaft kenne keine Unterschiede, sei es im ethnisch-religiösen Bereich, sei es, was die sozialen Differenzen oder das Geschlecht betreffe. Jede Besonderheit werde gegenüber der gemeinsamen Würde, Kinder Gottes zu sein, zweitrangig. Gott schaffe mit seiner Liebe eine wahre und echte Gleichheit.

Es sei wichtig zu erkennen, dass wir untereinander Brüder und Schwestern seien, weil wir in Christus eingefügt seien. Unsere Berufung „ist vor allem jene, die Bestimmung zur Einheit des ganzen Menschengeschlechts in Christus immer wieder sichtbar und konkret zu machen“.

Der Apostel bekräftige kühn, dass die durch die Taufe empfangene Identität eine so neue Identität sei, dass sie die Unterschiede, die auf ethnisch-religiöser Ebene bestehen, überwindet. Diese Ausdrücke würden oft vorschnell gelesen, ohne den revolutionären Wert zu erfassen, den sie besitzen. Als Paulus den Galatern schreibe, dass in Christus „weder Jude noch Grieche ist", sei dies einem echten Umsturz im ethnisch-religiösen Bereich gleichgekommen.

Der Jude sei aufgrund seiner Zugehörigkeit zum auserwählten Volk gegenüber dem Heiden privilegiert gewesen (vgl. Röm 2,17-20), und Paulus selbst bekräftige dies (vgl. Röm 9,4-5). Es sei daher nicht verwunderlich, dass diese neue Lehre des Apostels ketzerisch klingen könnte. Die zweite Gleichstellung, die zwischen „Freien“ und „Sklaven“, eröffne ebenfalls schockierende Perspektiven: „Für die antike Gesellschaft war die Unterscheidung zwischen Sklaven und freien Bürgern von entscheidender Bedeutung. Letztere genossem per Gesetz alle Rechte, während den Sklaven nicht einmal die Menschenwürde zuerkannt wurde“. Schließlich überwinde die Gleichheit in Christus die sozialen Unterschiede zwischen den Geschlechtern und stellt eine Gleichheit zwischen Mann und Frau her, die damals revolutionär gewesen sei und heute erneut bekräftigt werden müsse.

Wie wir sehen könnten, bekräftige Paulus die tiefe Einheit, die zwischen allen Getauften bestehe, unabhängig von ihrem Zustand, weil jeder von ihnen in Christus ein neues Geschöpft ist. Jeder Unterschied werde zweitrangig gegenüber der Würde, Kinder Gottes zu sein, der durch seine Liebe eine wahre und wesentliche Gleichheit erreiche.

Wir seien also auf positivere Weise dazu aufgerufen, ein neues Leben zu führen, das seinen grundlegenden Ausdruck in der Gotteskindschaft finde. Es sei auch für uns alle heute entscheidend, die Schönheit wiederzuentdecken, Kinder Gottes zu sein, Brüder und Schwestern unter uns, eben weil wir in Christus eingegliedert seien: „Unterschiede und Gegensätze, die zur Trennung führen, sollten unter den Gläubigen in Christus keinen Platz haben“. Unsere Berufung bestehe vielmehr darin, den Ruf zur Einheit des ganzen Menschengeschlechts zu konkretisieren und sichtbar zu machen (vgl. Lumen Gentium, 1):

 „Alles, was die Unterschiede zwischen den Menschen verschärft und oft zu Diskriminierung führt, hat vor Gott dank des in Christus erlangten Heils keine Bedeutung mehr. Was zählt, ist der Glaube, der funktioniert, indem er den Weg der Einheit geht, den der Heilige Geist weist. Es liegt in unserer Verantwortung, diesen Weg entschlossen zu beschreiten“.

Die Pilger und Besucher sowie die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Herzlich grüße ich die Pilger und Besucher deutscher Sprache! Heute lädt uns die Kirche ein, den Geburtstag von Maria, der Mutter Jesu zu feiern. Da wir Brüder und Schwestern Jesu sind, dürfen wir Maria als unsere Mutter betrachten. Wir sind eine Familie mit Jesus und Maria. Die selige Jungfrau möge euch allezeit behüten und begleiten.

 


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