Wie Papst Johannes Paul II. auf den 9/11-Terrorschlag gegen die USA reagierte

11. September 2021 in Chronik


Sein Pressesprecher berichtete später, der Papst „blieb kurz vor dem Fernseher stehen. Dann zog er sich in die kleine Kapelle zurück, die nur ein paar Schritte vom Fernsehzimmer entfernt ist. Und er verharrte dort lange im Gebet.“


Vatikan (kath.net/pl) Vor 20 Jahren, am 11. September 2001, wurde auf die Vereinigten Staaten von Amerika die schwersten Terroranschläge ihrer Geschichte ausgeführt. Wie hat Papst Johannes Paul II. von diesem Ereignis erfahren? Es muss für ihn zunächst ein gewöhnlicher Tag gewesen sein, berichtet das französische katholische Nachrichtenportal „Aleteia“. Am 11. September 2001 befand sich der Papst aus Polen noch in seiner Sommerresidenz in Castel Gandolfo. Mit seinen 80 Jahren genoss er vermutlich die frische Luft in diesem Palastes, eingebettet in die Hügel von Albano, eine Autostunde von Rom entfernt.

Am Nachmittag klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung spricht Joaquín Navarro-Valls, der sehr treue Leiter der Pressestelle des Heiligen Stuhls. Er ist es, der dem Papst das Undenkbare beibringt: Zwei Flugzeuge sind gerade in die Zwillingstürme des World Trade Centers gekracht. Amerika steht vor einem Terroranschlag von beispiellosem Ausmaß. „Ich habe ihm erzählt, was los war. Ich erzählte ihm von dem schrecklichen Filmmaterial, das CNN live zeigte. Man konnte sehen, wie sich verzweifelte Menschen aus den beiden Wolkenkratzern stürzten“, erzählte er später in einem Interview mit La Stampa.

Johannes Paul II. reagierte „zutiefst erschüttert“. Wie kann so ein abscheulicher Angriff passieren, fragt er sich. Geschockt schaltet das katholische Kirchenoberhaupt den Fernseher ein und sah die Schrecken des Anschlags. Wie die ganze Welt wird er zum Zuschauer des entsetzlichen Chaos. „Er blieb kurz vor dem Fernseher stehen. Dann zog er sich in die kleine Kapelle zurück, die nur ein paar Schritte vom Fernsehzimmer entfernt ist. Und er verharrte dort lange im Gebet“, sagte der frühere Sprecher des Papstes.

Gleichzeitig möchte Johannes Paul II. mit US-Präsident George W. Bush als einer der ersten dessen Schmerz teilen. Aber der Führer der ersten Weltmacht ist unerreichbar. Später stellte sich heraus, dass er sich an Bord der Air Force One in 10.000 Fuß über dem Boden befand, um seine Sicherheit in diesem Moment der absoluten Verwirrung zu gewährleisten. Der Papst schickt ihm daraufhin ein Telegramm, in dem er seiner „tiefen Traurigkeit“ und seiner „Nähe im Gebet“ in „diesem dunklen und tragischen Moment“ Ausdruck verleiht.

Am Tag nach den Anschlägen vom 11. September, während die Asche des Word Trade Center noch brennt und die Vereinigten Staaten ihre Toten zählen, ist Papst Johannes Paul II. in Rom. Er beginnt die Generalaudienz mit den Worten: „Ich kann diese Audienz nicht beginnen, ohne meine tiefe Trauer über die Terroranschläge des gestrigen Tages auszudrücken, die Amerika bluten lässt und Tausende von Opfern und viele Verwundete verursacht haben“, sagt der Papst vor 25.000 Menschen, die sich auf dem Petersplatz versammelt haben. Die Stille, die die Worte des Papstes begleitet, ist beeindruckend.

Der 11.9. sei „ein dunkler Tag in der Menschheitsgeschichte, eine schreckliche Beleidigung der Menschenwürde. Wie können Vorfälle solch wilder Grausamkeit passieren?“

Doch gleichzeitig verspricht der Papst, dass „das Böse und der Tod nicht den letzten Triumph haben werden. Es gibt die christliche Hoffnung“. Um seine Nähe zum amerikanischen Volk zu zeigen, beschloss er, seine Rede auf Englisch zu beenden und Gott zu bitten, „dem amerikanischen Volk die Kraft und den Mut zu geben, die sie in dieser Zeit der Schmerzen und Prüfungen brauchen“.


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