Eine Pilgerreise des Gebets, eine Pilgerreise zu den Wurzeln, eine Pilgerreise der Hoffnung

22. September 2021 in Aktuelles


Franziskus: die Dämpfe eines Einheitsdenken, das aus der Vermischung alter und neuer Ideologien hervorgegangen ist, verwässern. Ohne Erinnerung gibt es kein Gebet. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch selbst des ewigen Lebens für unwürdig erachtet, siehe, so wenden wir uns jetzt an die Heiden.   Denn so hat uns der Herr aufgetragen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein. Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren. Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend. [...] Und die Jünger wurden mit Freude und Heiligem Geist erfüllt“ (Apg 13,46-49.52)

Generalaudienz mit Pilgern und Besuchern in der Aula „Paolo VI“. Papst Franziskus ließ seine Apostolische Reise zur Abschlussmesse des 52. Eucharistischen Weltkongresses in Budapest und in die Slowakei (12.-15. September 2021) Revue passieren: „eine Pilgerreise des Gebets, eine Pilgerreise zu den Wurzeln, eine Pilgerreise der Hoffnung“.

Der Papst erinnerte an die erste Station: Budapest, wo die Abschlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses stattfand, der wegen der Pandemie um genau ein Jahr verschoben worden war. Die Beteiligung an dieser Feier sei groß gewesen. Das „heilige Volk Gottes versammelt sich am Tag des Herrn vor dem Geheimnis der Eucharistie, durch die es ständig neu erzeugt und erneuert wird“. Das Kreuz, das über dem Altar gestanden sei, „zeigte denselben Weg, den auch die Eucharistie weist, nämlich den Weg der demütigen und selbstlosen Liebe, der großzügigen und respektvollen Liebe zu allen, des Glaubens, der von der Weltlichkeit reinigt und zum Wesentlichen führt“.

Die Wallfahrt des Gebets habe in der Slowakei am Fest der Schmerzensmutter geendet. Auch in Šaštín, beim Heiligtum der Jungfrau der sieben Schmerzen, „kamen viele Kinder zum Fest der Muttergottes, das gleichzeitig das nationale religiöse Fest ist“. Der Weg sei also eine Pilgerreise des Gebets im Herzen Europas gewesen, „die mit der Anbetung begann und mit der Volksfrömmigkeit endete“.

Denn: „das ist es, wozu das Volk Gottes vor allem berufen ist: anzubeten, zu beten, zu gehen, zu wandern, Buße zu tun und dabei den Frieden und die Freude zu spüren, die der Herr uns schenkt“. Dies sei besonders wichtig auf dem europäischen Kontinent, wo die Gegenwart Gottes im Konsumismus und in den „Dämpfen“ eines „Einheitsdenkens“ verwässert wird, das aus der Vermischung alter und neuer Ideologien hervorgegangen sei. Auch in diesem Zusammenhang komme  die heilende Antwort durch Gebet, Zeugnis und demütige Liebe:

„Das ist es, was ich bei meiner Begegnung mit Gottes heiligem Volk gesehen habe: ein gläubiges Volk, das unter atheistischer Verfolgung gelitten hat. Ich sah es auch in den Gesichtern unserer jüdischen Brüder und Schwestern, mit denen wir der Shoah gedachten. Denn ohne Erinnerung gibt es kein Gebet“.

Franziskus hob einen weiteren  Aspekt hervor. Diese Reise „war eine Pilgerreise zu den Wurzeln“: „Bei Begegnungen mit meinen bischöflichen Mitbrüdern in Budapest und Bratislava konnte ich die dankbare Erinnerung an diese Wurzeln des Glaubens und des christlichen Lebens, die im leuchtenden Beispiel von Glaubenszeugen wie den Kardinälen Mindszenty und Korec und dem seligen Bischof Pavel Peter Gojdič lebendig sind, mit meinen eigenen Händen berühren“. Wurzeln, „die bis ins neunte Jahrhundert zurückreichen, bis zum Evangelisierungswerk der heiligen Brüder Cyrill und Methodius, die diese Reise als ständige Präsenz begleitet haben“. Die Kraft dieser Wurzeln habe der Papst bei der Feier der Göttlichen Liturgie im byzantinischen Ritus in Prešov gespürt, am Fest der Kreiuzerhöhung: „In den Liedern spürte ich das Herz der heiligen Gläubigen vibrieren, das durch so viel Leid für den Glauben geschmiedet wurde“.

Er habe oft darauf bestanden, dass diese Wurzeln immer lebendig seien, erfüllt vom Lebenssaft des Heiligen Geistes, und dass sie als solche bewahrt werden müssten: „nicht als Museumsstücke, nicht ideologisiert und ausgebeutet um des Prestiges und der Macht willen, um eine geschlossene Identität zu festigen. Nein. Das würde bedeuten, sie zu verraten und zu sterilisieren! Für uns sind Cyrill und Methodius keine Menschen, derer man gedenkt, sondern Vorbilder, von denen wir immer wieder Geist und Methode der Evangelisierung sowie ziviles Engagement lernen können“. Während dieser Reise ins Herz Europas habe er oft an die Väter der Europäischen Union gedacht, nicht als 'Agentur' zur Verteilung der ideologischen Koloisierungen. So verstanden und gelebt, seien die Wurzeln eine Garantie für die Zukunft: „aus ihnen wachsen dicke Zweige der Hoffnung“.

Dies sei der dritte Aspekt der Reise gewesen: eine Pilgerreise der Hoffnung. Franziskus habe so viel Hoffnung in den Augen der jungen Menschen gesehen, bei dem unvergesslichen Treffen im Stadion in Košice. Gerade in Zeiten der Pandemie „war dieser Moment der Feier ein starkes und ermutigendes Zeichen, auch dank der Anwesenheit vieler junger Paare mit ihren Kindern“. Ebenso stark und prophetisch sei das Zeugnis der seligen Anna Kolesárová gewesen, eines slowakischen Mädchens, das seine Würde unter Einsatz seines Lebens gegen Gewalt verteidigt habe: „ein Zeugnis, das leider aktueller denn je ist, denn Gewalt gegen Frauen ist eine offene Wunde“.

Hoffnung: in so vielen Menschen sei sie   zu sehen gewesen, die sich in aller Stille um ihren Nächsten kümmerten: „ich denke an die Missionsschwestern der Nächstenliebe des Bethlehem-Zentrums in Bratislava, die Obdachlose aufnehmen. Ich denke an die Roma-Gemeinschaft und all diejenigen, die mit ihnen auf dem Weg der Brüderlichkeit und Integration zusammenarbeiten. Es war bewegend, das Fest der Roma-Gemeinschaft mitzuerleben: ein einfaches Fest, das den 'geschmack' des Evangeliums hatte“.

Diese Hoffnung könne nur verwirklicht werden, konkret werden, wenn sie mit einem anderen Wort ausgedrückt werde: gemeinsam, "zusammen": „in Budapest und der Slowakei fanden wir uns zusammen mit den verschiedenen Riten der katholischen Kirche, zusammen mit unseren Brüdern und Schwestern anderer christlicher Konfessionen, zusammen mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern, zusammen mit den Gläubigen anderer Religionen, zusammen mit den Schwächsten. Das ist der richtige Weg, denn die Zukunft wird hoffnungsvoll sein, wenn wir sie gemeinsam gestalten“.

Nach dieser Reise, so der Papst abschließend, „spüre ich in meinem Herzen ein großes Danke: danke an die Bischöfe und die Behörden; danke an alle, die bei der Organisation geholfen haben; danke an die vielen Freiwilligen; danke an alle, die gebetet haben. Bitte fügt ein weiteres Gebet hinzu, damit die Samen, die während der Reise gesät wurden, gute Früchte tragen können“.

Die Pilger und Besucher sowie die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ich grüße die Gläubigen deutscher Sprache, insbesondere die Teilnehmer an der Wallfahrt der Päpstlichen Missionswerke in Österreich. Allen Pilgern wünsche ich, dass sie hier an den Gräbern der Apostel die geistliche Kraft schöpfen können, um die großen Herausforderungen unserer Zeit, aber auch die des Alltags mutig anzugehen. Gott segne und beschütze euch!

 


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