Synodaler Weg: Die Brunnenfrösche quaken nicht mehr

4. Oktober 2021 in Kommentar


Im Windschatten der großen Politik quaken derzeit, von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, auch katholische Brunnenfrösche um die Wette. Doch diese haben sich am Wochenende selbst entzaubert - Ein kath.net-Kommentar von Peter Hahne


Berlin (kath.net)

Der große Hamburger Theologe Helmut Thielicke hat es einst auf den Punkt gebracht, wenn es um Wichtigtuer und deren Selbstüberschätzung geht: „Da träumt der Brunnenfrosch vom großen Ozean.“ Leute, die einmal am ganz großen Rad drehen wollen. Dabeisein bei den Großen. Solche Brunnenfrösche findet man zum Beispiel auf Parteitagen. Oder in Talkshows. Man denke nur an das ganze gegenwärtige Getöse um „Klima-Koalition“, „Zukunfts-Bündnis“, „Nachhaltigkeits-Regierung“ oder „Verjüngung der Partei.“ Bei CDU und CSU hat man übrigens den Eindruck, als fehlte im Team nur noch Johannes Heesters für den Bereich „Zukunftsmusik.“ Im Windschatten der großen Politik quaken derzeit, von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, auch katholische Brunnenfrösche um die Wette. Dieses Wettquaken nennt sich Synodaler Weg, von nicht allzu wenigen Kritikern auch als Holz- oder Irrweg bezeichnet. Dieses katholische „Wenn wir schreiten Seit an Seit….“ hat sich nun am Wochenende selbst entzaubert: „Mit uns zieht die neue Zeit“…..weg von der Bildfläche, hinein in die Bedeutungslosigkeit..

Den Wichtigtuern war die wichtige Reform der Kirche so wichtig, dass viele Wichtige das wichtige Treffen so eilig verlassen haben, dass es vorzeitig beendet werden mußte. Von den 214 „Synodalen“ waren zuletzt nicht einmal mehr 150 anwesend. Der Rest hatte bereits vor Abschluß und Abstimmung die Flucht ergriffen und das Weite gesucht. So wichtig konnte es dann wohl auch nicht gewesen sein, oder? Ein schönes Herzensanliegen ist das! Die FAZ bilanziert nüchtern in ihrer Titelzeile: „Ein Ende im Eklat.“ So etwas nennt man Begräbnis erster Klasse. Oder auch: Viel Lärm um nichts. So wichtig kann es den Wichtigtuern also nicht sein, was sie da Wichtiges anschieben wollen in ihrer Kirche. Die Abreise in ein sonniges Wochenende war also wichtiger als die ach so wichtige Reform der Kirche an Haupt und Gliedern. Man glaubt’s einfach nicht. Parallelen zur Politik drängen sich förmlich auf.

Die WELT kommentiert zu den sich ach so wichtig nehmenden Brunnenfröschen, deren abgebrochene Tagung „alle Vorurteile aufs Deprimierendste übererfüllt“ habe: „In bornierter Selbstgewissheit formulierten manche Synodalen derart unsinnige und aussichtslose Forderungen, dass das ganze Unternehmen (nun völlig) diskreditiert ist.“ Das beliebte Motto „an deutschem Wesen soll alles genesen“ hat sich sich selbst wieder einmal ad absurdum geführt. Bätzings Bankrott ist der Hammer der jüngeren Kirchengeschichte. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz mußte satzungsgemäß die Beschlußfähigkeit feststellen und vor den nackten Zahlen schlichtweg kapitulieren. Den Bischöfen und Laien, die es „denen da in Rom“ mal so richtig zeigen wollten, die voller Ironie auf diverse Erklärungen des Papstes herabblickten und einer fortschrittlichen Kirche Beine machen wollten, nahmen dieselben selbst in die Hand: auf und davon! Der Weg war nicht nur kein leichter, er war mangels Masse ein kurzer. Doch im Ernst: Wen interessieren die Themen in der breiten Öffentlichkeit überhaupt, die von Kirche etwas anderes erwartet als ein regierungstreues Zeitgeistunternehmen mit angeschlossener Spiritualitäts-Abteilung?

Zeitgleich hatten sich zum Beispiel in einer niedersächsischen Kirche zum Erntedankgottesdienst Pfarrer und Greta-Jünger im Altarraum versammelt, um mit ideologischen Klima-Sprüchen ihr ganz besonderes Hochamt zu feiern. Parallel enthüllte BILD zum soundsovielten Male, welch ein Israel- und Judenhaß in dieser Truppe steckt. Was soll’s…. Solange der Rubel rollt wird weiter gequakt. Ohne Rücksicht auf (Mitglieder-)Verluste. Mehr Selbst-Entzauberung als der „synodale Abbruch“ vom Wochenende geht nicht. Selbst-Demontage vom Allerfeinsten. Zurück bleiben wieder mal die Schäfchen vor Ort, denen man „Hoffnung machen wollte auf eine neue Kirche mit frischem Wind.“ Die dürfen jetzt weiter treu und brav ihre Kirchensteuern bezahlen, damit sich die elitären Brunnenfrösche bis ins Jahr 2023 weiter zum Wettquaken treffen können.

Falls man nicht wieder vorher abreist oder gar den ganzen Spuk mangels Interesse der „Basis“ ganz abbläst. Protest, der keinen Spaß macht, ist lästig. Da sucht man sich lieber einen neuen Teich zum Quaken. Dabei wäre es doch so einfach, Kirche zu erneuern: sich statt auf synodale Irrwege auf den Weg konsequenter Nachfolge zu begeben und diesen auch nicht durch „Abreise“ abzubrechen. Gebet, Gottes Wort und Gebot, Gemeinschaft der Gläubigen, das sind ein paar wichtige Wegmarken gegen das Wettgequake, das nun erstmal ein jähes Ende gefunden hat. Das gilt übrigens für alle Konfessionen, wenn sie überleben wollen: Die Konzentration auf den Markenkern ihres Glaubens. Auf das, was sie in dieser rat-, hilf- und orientierungslos gewordenen Welt konkurrenzlos wichtig macht.

 

BUCHTIPP

Peter Hahne

Leid - Warum lässt Gott das zu? 

160 Seiten


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