Das kommt auf dem synodalen Weg nicht vor

11. Oktober 2021 in Aktuelles


Liegt die Krise der Kirche nicht vielmehr darin, dass wir einfach nicht glauben wollen, dass Christus uns sogar durch diese Schrottkirche, wie sie sich unserer Tage zeigt, retten kann? - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

Da war doch was? Was war denn da? Es war doch synodaler Weg. Nicht gemerkt? Nein. So oder ähnlich könnte ein Dialog in einer ganz normalen Gemeinde unter ganz normalen Gläubigen ablaufen. Tatsächlich zeigte sich am ausbleibenden Echo auf die zweite Vollversammlung des synodalen Weges von DBK und „ZdK“ in fast allen Medien ein massives Desinteresse. In den Gemeinden vor Ort ist der synodale Weg weitestgehend gar nicht angekommen, weil die Probleme der Gemeinden vor Ort dort überhaupt nicht vorkommen. Über zwei Jahre hinweg sind die Gottesdienstbesucherzahlen auf protestantisches Niveau zusammengebrochen. Seit zwei Jahren fallen Firmungen, Erstkommunionen und Trauungen aus oder werden verschoben. Was gefeiert werden kann, wird auf Sparflamme gefeiert, so dass man von feiern fast gar nicht reden kann. Selbst Beerdigungen geben kaum noch Gelegenheit gemeinsam mit einem größeren sozialen Umfeld Abschied zu nehmen. Neben dem Priestermangel, der Gemeinden ohne Pfarrer lässt, dem Gläubigenmangel, der Pfarreien ohne Messen lässt und nicht zuletzt einem vorauseilenden Sparkurs, der sinkende Einnahmen der Kirche vorwegnimmt und die Pfarreien schon mal kurz hält, gibt es ein immer weiter ansteigendes gesellschaftliches Misstrauen gegen die Kirche. Andere Kräfte sind längst auf dem Sinnstifter- und Zielgebermarkt weitaus erfolgreicher. Während durchaus schon mal gegen Kirchenglocken geklagt wird und Pfarrer nur noch sehr eingeschränkt die Glocken läuten dürfen, wird in Colonistan (früher Köln) bald der Muezzin zum Gebet rufen dürfen.

Sicher ist die Aufzählung nur ein oberflächlicher Grobschnitt und den Muslimen sei ihr Gebetsruf gegönnt in einem Land, das seine Wurzeln vergessen hat und schwach geworden ist. Nichts davon fand ein Echo auf dem synodalen Weg, nichts von den tatsächlichen Sorgen, die die Kirche umtreiben müsste, findet sich in den Papierwüsten entlang des synodalen Weges. Die nächste Generation der Katholiken in Deutschland wird eine extreme Minderheit sein. Ein Blick in heutige Grundschulklassen zeigt, dass sich ab und zu eine Familie finden lässt, die mit ihren Kindern sonntäglich zur Kirche geht. Jugendliche, die den Glauben der Kirche bekennen, findet man bei Loretto, Nightfever, auf GiG-Festivals und ähnlichen Gruppen und Anlässen. In ihrem Alltag machen sie sich oft genug unsichtbar, um nicht gemobbt zu werden. Oft genug hört man Berichte von Priestern, dass Ministranten aufhören, weil die Kinder in der Schulklasse von gleichaltrigen mit ihrem Dienst aufgezogen und schikaniert werden. Da es den Eltern oft genug ein Dorn im Auge ist, am Sonntag nicht ausschlafen zu können, ist von dieser Seite kaum Unterstützung für die Kinder zu erwarten.

Junge Erwachsene, die zehn bis zwölf Jahre Religionsunterricht genossen haben, kennen nicht die einfachsten Grundsätze unseres Glaubens. Sie wissen einfach nicht, was die Kirche glaubt und sind voll von Vorurteilen gegenüber der Kirche, in die ihre Eltern sie aus unbekannten Gründen haben hineintaufen lassen. Religionsunterricht induziert keinen Glauben, diesem Missverständnis sollte man nicht aufsitzen. Doch Sinn und Zweck des Religionsunterrichtes sollte sein, ein realistisches Wissen über den Glauben zu vermitteln. Das Christentum ist eine Religion, die die Vernunft erfordert, darum braucht es einer seriösen Unterweisung, damit man sich für den Glauben und für Christus entscheiden kann. Wer unwissend ist, kann sich nicht für etwas entscheiden. Die Kirche muss die Frage beantworten, wie die Vermittlung des Glaubens an die getaufte Jugend erfolgen soll, wenn Elternhaus und Schule dafür ausfallen. Die Kirche muss die Frage beantworten, wie sie ungetauften jungen und älteren Menschen den Glauben anbieten kann, wenn diese ihre Erlösungsbedürftigkeit erahnen und beginnen zu suchen.

Erwachsene Menschen, die den Glauben der Kirche teilen, sind oft genug in normalen Kirchengemeinden auf verlorenem Posten. Priester und Hauptamtliche Laien können einem Gläubigen das Leben schwer machen, wenn sie auf der selbsternannten Reformwelle schwimmen. Angebote, die den Glauben stärken und Nähren, finden Gläubige selten in ihren Wohnortgemeinden. Das Aufsuchen von Klöstern, geistlichen Gemeinschaften, Teilnahme an Wallfahrten und der Besuch an besonderen kirchlichen Orten, an denen nicht selten die Alte Messe gefeiert wird, sind oft genug der einzige Ausweg, um geistlich nicht zu verhungern. So manch einer kommt in Altrituelle Gemeinschaften nicht, weil er unbedingt die Alte Messe will, sondern weil er dort authentischen Glauben findet und darüber einen Zugang zur traditionellen Liturgie findet. Die Kirche wird die Frage beantworten müssen, wie sie die Menschen unterstützen will, deren Glauben geistlich genährt werden will und die in ihren Pfarreien zu verhungern drohen, denn nicht jeder ist geistig, geistlich und nicht zuletzt körperlich (besonders ältere Menschen) mobil genug, um sich seine kirchliche Heimat zu suchen.

Dies alles ist nur eine kleine Auswahl der wirklichen Probleme und Fragestellungen, denen die Kirche sich mit einem missionarischen Aufbruch zu stellen hat. Es gibt sie, zweifelsohne. Doch gehörten solche Fragen und mögliche Antworten nicht weitaus eher auf eine Versammlung, die sich die Erneuerung der Kirche auf die Fahnen geschrieben hat? Was sagt es uns, dass sie dort keinen Platz haben? Die Frage lässt sich leicht beantworten, weil der synodale Weg von DBK und „ZdK“ nicht der Re-Form der Kirche dient, vielmehr ist sein Ziel die De-Formierung der Kirche. Darum sollte man solches Treiben in der Tat eher meiden.

Doch eines gilt es zu bedenken: Bei aller Traurigkeit, dass die Kirche von apostatischen Bischöfen im Stich gelassen wird. Das ist doch nichts neues. Bei aller Traurigkeit, von Politikern als Laienfunktionären vertreten zu werden, die die Kirche umbauen wollen. Das ist doch schon mal gar nicht neu.

Liegt die Krise der Kirche nicht vielmehr darin, dass wir, die Gläubigen, uns darin versündigen, dass wir einfach nicht glauben wollen, dass Christus uns sogar durch diese Schrottkirche, wie sie sich unserer Tage zeigt, retten kann? Wer sich das bewusst macht, kann befreit lachen und beten und beichten und Messe feiern und sich im Vertrauen auf Christus seinem Tagewerk widmen.


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