Bistum Limburg dokumentiert in Presseaussendung stolz: Tätowieraktion IN einer Kirche!

27. Oktober 2021 in Kommentar


„In dem Moment, als Becks die Nadel ansetzt, werden alle in der Kirche ganz still. Es ist, als würde keiner wagen, diesen besonderen Moment stören zu wollen, es ist wie vor dem Beginn eines Gottesdienstes.“ - Kommentar von Petra Lorleberg


Frankfurt-Limburg (kath.net/pl) „Im Seitenschiff der Liebfrauenkirche steht ein Tisch gedeckt mit Küchenrolle, Frischhaltefolie, jeder Menge Desinfektionsmittel und Einweghandschuhen. Ein großer Scheinwerfer sorgt für das nötige Licht, um gleich der Gewinnerin der KEB Tattoo-Challenge, Vanessa Sas, ein Tattoo zu stechen. Sie hat sich für ein Zitat entschieden, das bald ihren Unterarm zieren soll: ‚Whatever souls are made of his and mine are the same‘, übersetzt: ‚Woraus auch immer Seelen bestehen, seine und meine sind aus demselben‘. Das Tattoo möchte sie ihrem Freund widmen, in dem sie einen Seelenverwandten gefunden hat. Um bei der Verlosung mitzumachen, mussten die Teilnehmenden auf ihrem Instagram-Profil ein Bild von ihrer Tätowierung posten, das einen religiösen oder spirituellen Bezug hat.“ „Nach der ersten Session mit Vanessa Sas wurden die Tattoo-Utensilien im Gottesdienst der Liebfrauenkirche gesegnet.“ Derart uneingeschränkt positiv schildert das Bistum Limburg in einer Presseaussendung eine Tätowieraktion, die ausgerechnet in der (geweihten, aber nicht entweihten) Frankfurter Liebfrauenkirche stattfand. Dem irritierten Leser stellt sich die Frage, ob die Gemeinde wohl über keine Gemeinderäume verfügt, die man für so eine Aktion zur Verfügung hätte stellen können.

Man wolle mit dieser Aktion „den Menschen in unserer Stadt zeitgemäß und auf Augenhöhe begegnen“, sagte gemäß der Presseaussendung Markus Breuer, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in Frankfurt und erläuterte weiter: Tätowierungen mit christlicher Bedeutung seien auch nur Glaubensbekenntnisse, die unter die Haut gehen. Auch der Tätowierer, der Stuttgarter Silas Becks, erläuterte: „So eine Kette mit Kreuzanhänger kann man jederzeit ablegen, aber ein christliches Tattoo bleibt“. Dann darf er in der Bistumspresseaussendung noch ein bisschen Kirchenkritik hinterherschieben: Die katholische Kirche sei „ein zugeknöpftes Hemd, manchmal tut es ihr gut, sich ein wenig zu öffnen“. Becks ist Mitbegründer des Katholischen Bildungsverbandes für Tätowiererinnen und Tätowierer.

Der Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung kündigte angesichts der „großen Resonanz“ von 30 Personen und 200 Absagen an Interessenten an, eine solche Aktion nochmals anzubieten. Das Bistum, dem der Vorsitzendende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, vorsteht, schreibt dazu in der Pressemeldung euphorisch: „Bald erfüllt also wieder das Surren der Nadel den Innenraum der Liebfrauenkirche in Frankfurt, um Glaubensbekenntnisse auf die Haut zu bringen.“

Schuldig bleibt das Bistum allerdings die Erklärung dazu, aus welchem Grund man den oben zitierten Satz ‚Woraus auch immer Seelen bestehen, seine und meine sind aus demselben‘ auch nur von ferne als Glaubensbekenntnis im Sinn des Christentums verstehen könnte.


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