Weihwasser und Knüppel

28. Oktober 2021 in Prolife


"Deshalb erstattete ich noch während des Marsches bei der Polizei vor Ort Anzeige gegen einzelne Gegendemonstranten wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren" - Gastkommentar von Jan Ledóchowski zum Marsch für das Leben in Wien


Wien (kath.net)

Der Marsch fürs Leben, der Widerstand gegen ihn und die mediale Berichterstattung über ihn stehen sinnbildlich für den Zustand unserer Gegenwart im Westen. Auf der einen Seite finden sich mehrere tausend Menschen zusammen, alle Generationen sind vertreten, besonders die vielen Familien mit Kindern fallen auf. Es wird bewusst alles unternommen, um mögliche Provokationen zu verhindern. Man achtet darauf, sowohl auf den Schildern, als auch in den Redebeiträgen Anschuldigungen zu vermieden. Man will sich auf das Wesentliche konzentrieren, auf den Kern, den eigentlich jeder guten Willens unterstützen muss: Jedes Leben zählt. Auf der anderen Seite sind einige Dutzend, zumeist vermummte Menschen. Ihr Ansatz ist völlig gegensätzlich. Provokation, Aggression, Beleidigung und Einschüchterung ist die Methode. Der Kern ihrer Botschaft ist die Negation von „Jedes Leben zählt“: Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben. Der Marsch kann nicht wie geplant durch breite Straßen führen, sondern wird in schmale Gassen abgedrängt, wo er unbemerkt seines Weges zieht und sein Lauf wird mehrmals unterbrochen. Die Zeitungen Heute, Österreich und Standard berichten, aber nicht vom Marsch, sondern von einem Trugbild und drängen ihn somit auch an den Rand: Rechtsradikale marschieren, instrumentalisieren Kinder und stören mutwillig den Verkehr am Ring. Warum das Ganze? Weil um jeden Preis verhindert werden muss, dass über Abtreibung und ihre Folgen für die Menschen, vor allem Frauen, und unsere Kultur gesprochen wird. Die große Mehrheit der Menschen muss teilnahmslos bleiben und sie bleibt es auch. Gabrielle Kuby trifft in „Die verlassene Generation“ den Nagel schonungslos am Kopf:

"Wenn die Mutter gewürdigt wird, dann auch das Kind. Aber eine solche Forderung erzeugt bei kinderlosen Feministinnen, die für ein Recht auf Abtreibung kämpfen, nur Hohn und Spott. 67% der Journalistinnen haben keinen Nachwuchs. (…) Wie konnte es gelingen, den Begriff Abtreibung vom Assoziationsfeld der grausamen Wirklichkeit zu isolieren? Wir haben gesehen, was Abtreibung bedeutet: Das Kind wird im Mutterleib zerrissen, zerstückelt, vergiftet, verätzt, erstickt: es muss Salzlauge trinken, ein Herzinfarkt wird herbeigeführt. man lässt es im Mutterleib verhungern und verdursten; es wird ausgetrieben, liegen gelassen, bis es stirbt, oder unauffällig erstickt. Während der Geburt wird ihm der Kopf durchbohrt und das Gehirn abgesaugt."

kath.net gab dem ganzen Geschehen in einem Beitrag über den Marsch einen sehr passenden Titel: Wenn die Kinder des Lichts auf die Kultur des Todes treffen. Bloß stellt sich die Frage, was bei so einem Aufeinandertreffen geschehen sollte? Diese Frage drängte sich auch mir auf, als ich auch heuer mit meiner Familie am Marsch teilnahm. Auch ich hielt fröhliche Schilder hoch und ließ mich beschimpfen. Ein Text von John Murray SJ kam mir in den Sinn:

In der Gegenwart eines Frankenstein, greift man nicht zum Weihwasser, sondern zum Knüppel.

Damit sind niemals Menschen gemeint, sondern Ideen oder Gesellschaftssysteme. Der Empfänger des Knüppels ist ein System, das Markus Krall in „Die Bürgerliche Revolution“ so beschrieben hat:

"Während die Umverteiler ständig die Rechte der angeblich Schwachen der Gesellschaft im Munde führen, vergreift sich eine gewaltsam die Augen verschließende Gesellschaft in der Frage der Abtreibung an den Schwächsten in ihrer Mitte mit einer kaum noch überbietbaren Brutalität. Diese Haltung kann niemals liberal sein. Sie ist in Wahrheit eine Perversion des übersteigerten individualistischen Egoismus, der vor den Rechten Schwächerer nicht mehr haltmachen will. Ich sehe die Gefahr, dass es dann nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich seine raubtierartige Natur auch gegen die geborenen Mitmenschen richtet."

Man sieht auch, warum das Bild Frankensteins so treffend ist. Aus den Leichenteilen wunderbarer und wahrer Werte wie Gerechtigkeit und Freiheit und wurde ein Monster errichtet, das zu leben scheint, doch in Wirklichkeit tot ist. Die verzweifelt gebrüllte Parole der Antifa „Kein Gott, kein Staat, kein Patriachat“, will Unabhängigkeit verheißen und doch scheinen die Vermummten seltsam unfrei. Sie würden in George Orwells „Farm der Tiere“ die Rolle der Schafe spielen.

Anderen Menschen wünschen wir nie den Knüppel, sondern Vergebung, so wie auch wir um Vergebung bitten. Wir wollen miteinander sprechen, versuchen ein gemeinsames Fundament zu finden, auf dessen Grundlage wir eine Gesellschaft bauen können, in der wir alle ein zu Hause haben. Es gibt viele Regeln, die ein Auskommen mit Menschen anderer Meinung und Gesinnung ermöglichen. Darunter fallen zum Beispiel simple Regeln der Höflichkeit, dass man einander nicht beschimpft und beleidigt, dass man jeden sein Gesicht wahren lässt. Die letzte Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei ist das Strafgesetz und wird diese Schwelle überschritten, sollen und müssen wir die Instrumente unseres Rechtsstaats nützen. Deshalb erstattete ich noch während des Marsches bei der Polizei vor Ort Anzeige gegen einzelne Gegendemonstranten wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren. Die Polizei stellte die Identität dieser Personen fest und nahm ihnen die betreffenden Schilder ab. Ich weiß auch von einigen Studenten, die erwägen gegen die Österreichische Hochschülerschaft Anzeige zu erstatten, wegen des Verdachts, dass sie die nicht angemeldete gewalttätige Gegendemonstration mitorganisiert haben und einige ihrer Organe an dieser auch aktiv teilnahmen.

Ein zahnloser Knüppel, mag so mancher denken, doch das glaube ich nicht. Es ist vielmehr so, wie Douglas Murray gerne sagt, dass „die Erwachsenen den Raum verlassen haben“ und deshalb dem Infantilen keine Grenzen gesetzt werden. Wir müssen den Raum, aus dem wir uns haben drängen lassen wieder betreten und als Erwachsene beteiligen wir uns nicht an Schreiduellen, sondern bedienen uns der Instrumente eines Rechtsstaates. Das steht auch im Einklang damit, wofür wir am 15.10. auf die Straßen gezogen sind: Eine Gesellschaft, in der auch die Schwächsten vom Gesetz und den Staatsorganen geschützt werden.

 

VIDEO: Marsch fürs Leben | Hinter den Linien der Antifa-Gegenkundgebung: https://rumble.com/vo5zgl-marsch-frs-leben-hinter-den-linien-der-antifa-gegenkundgebung.html

 

 

 


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