Den Himmel auf Erden bauen

14. November 2021 in Aktuelles


Franziskus: alle Entscheidungen im Angesicht des Wortes Gottes treffen, nicht auf Sand, sondern auf Felsen bauen. Zum Ende des Weltklimagipfels in Glasgow: Aufruf an alle zum Klimaschutz. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz am dreiunddreißigsten Sonntag im „Jahreskreis“, Fünfter Welttag der Armen: „er wird die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen“.

Das Evangelium dieses Sonntags beginne mit einem Satz Jesu, der uns staunen lässt: "In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden“ (Mk 13,24-25). „Aber wie, sogar der Herr fängt an, Katastrophenprophet zu sein?“, fragte sich der Papst. Nein, das sei nicht seine Absicht. Er möchte, „dass wir verstehen, dass alles auf dieser Welt früher oder später vergeht“. Sogar die Sonne, der Mond und die Sterne, die das „Firmament" bildeten – ein Wort, das „Festigkeit“, „Stabilität“ bedeute – seien dazu bestimmt, zu vergehen.

Am Ende aber sagt Jesus, was nicht zusammenbrechen werde: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (V. 31). Er unterscheide zwischen vorletzten Dingen, die vergehen, und letzten Dingen, die bleiben würden. Dies sei eine wertvolle Botschaft für uns, die uns bei den wichtigen Entscheidungen des Lebens leiten solle: „Worin sollten wir unser Leben investieren? In das, was vergänglich ist, oder in die Worte des Herrn, die ewig bleiben? Offensichtlich in diese. Aber es ist nicht einfach“.

In der Tat zögen uns die Dinge an, die unter unsere Sinne fielen und uns sofortige Befriedigung verschafften, „während die Worte des Herrn, obwohl sie schön sind, über das Unmittelbare hinausgehen und Geduld erfordern“. Wir seien versucht, uns an das zu klammern, was wir sähen und anfassten und was uns sicherer erscheine. Doch dies sei eine Täuschung, denn „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“. Hier also die Einladung: „das Leben nicht auf Sand bauen: „wenn man ein Haus baut, muss man tief graben und ein solides Fundament legen. Nur ein Narr würde sagen, dass es Geldverschwendung für etwas ist, das man nicht sehen kann“. Für Jesus sei der treue Jünger derjenige, der sein Leben auf den Felsen gründe, der sein Wort sei.

„Und nun fragen wir uns“, so Franziskus: „was ist das Zentrum, das schlagende Herz des Wortes Gottes? Was, kurz gesagt, gibt dem Leben Festigkeit und wird nie enden?“. Der heilige Paulus sage uns, dass die Liebe niemals enden werde (vgl. 1 Kor 13,8). Wer Gutes tue, investiere für die Ewigkeit. Wenn wir einen Menschen sähen, der großzügig und hilfsbereit, sanftmütig und geduldig sei, der nicht neidisch sei, der nicht schwätze, der nicht prahle, der nicht vor Stolz strotze, dem es nicht an Respekt mangle (vgl. 1 Kor 13,4-7), dann sei das ein Mensch, der den Himmel auf Erden baut: „er hat vielleicht keine Sichtbarkeit oder er macht keine Karriere, aber das, was er tut, wird nicht verloren gehen. Denn das Gute geht nie verloren, es bleibt für immer“.

„In was investieren wir unser Leben?“, fragte sich der Paps: „in Dinge, die vergänglich sind, wie Geld, Erfolg, Aussehen, körperliches Wohlbefinden? Hängen wir an irdischen Dingen, als ob wir für immer hier leben würden?“. Das Wort Gottes warne uns heute: der Schauplatz dieser Welt werde vergehen. Nur die Liebe werde bleiben. Sein Leben auf das Wort Gottes zu gründen, bedeute also nicht, der Geschichte zu entfliehen, sondern in die irdischen Realitäten einzutauchen, um sie zu festigen, sie mit Liebe umzugestalten und ihnen das Zeichen der Ewigkeit, das Zeichen Gottes, einzuprägen.

Hier also ein Rat für wichtige Entscheidungen. Vor Entscheidungen solle man sich vorstellen, „dass wir vor Jesus stehen, wie am Ende des Lebens, vor dem, der die Liebe ist. Wenn wir uns dort, in seiner Gegenwart, an der Schwelle zur Ewigkeit sehen, sollten wir die Entscheidung für heute treffen. Es mag nicht die einfachste, die unmittelbarste sein, aber es wird die gute sein (vgl. Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen, 187)“.

Nach dem Angelus am Welttag der Armen erinnerte der Papst an den Klimafipfel COP26:

"Der Schrei der Armen, vereint mit dem Schrei der Erde, ertönte in den letzten Tagen auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen COP26 in Glasgow. Ich ermutige diejenigen, die politische und wirtschaftliche Verantwortung tragen, jetzt mit Mut und Weitblick zu handeln. Gleichzeitig lade ich alle Menschen guten Willens ein, sich aktiv für den Erhalt des gemeinsamen Hauses einzusetzen. Zu diesem Zweck wird heute, am Welttag der Armen, die Registrierung für die Plattform Laudato si’ eröffnet, die die ganzheitliche Ökologie fördert".

 


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