Dichter, Seelsorger, Hexenanwalt und Gegenreformator: Pater Friedrich Spee (1591-1635)

16. Jänner 2022 in Chronik


Heute kennen wir ihn hauptsächlich durch Liedtexte: „Zu Bethlehem geboren“, „Ist das der Leib, Herr Jesu Christ“, „O Heiland reiß die Himmel auf“ und „Ihr Freunde Gottes allzugleich“. Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal


Trier (Köln) „Ob ein der Hexerei Beschuldigter mehrmals gefoltert werden darf?“, „ob es gut ist, Fürsten und Obrigkeiten zur Hexeninquisition anzutreiben?“, oder „ob eine Angeklagte, die auf der Folter nichts gestanden hat, verurteilt werden darf?“ Diese und noch mehr Fragen behandelte der in Kaiserswerth am Rhein (einem heutigen Stadtteil von Düsseldorf) 1591 geborene Jesuit Friedrich Spee in seinem Werk über die „Rechtlichen Bedenken wegen der Hexenprozesse“, „Cautio Criminalis“ genannt.

Als Hexenanwalt, der mehrfach die Beichten der Beschuldigten abnimmt, setzt er sich, zunächst anonym, gegen die Hexenprozesse ein. Er hält die „Hexen“ für unschuldig. Als Gegenreformator zieht er in die norddeutsche Kleinstadt Peine, wo er in der Ausübung seiner Mission, die „Neu-Protestanten“ wieder in die katholische Kirche zu führen, brutal überfallen wird. Bekannt wurde er aber auch für seine poetischen Verse, wie sein bekanntes Werk „Trutz-Nachtigal“ oder sein „Güldenes Tugendbuch“. Heute kennen wir ihn hauptsächlich durch Liedtexte, die sich im Gesangbuch befinden, wie zum Beispiel „Zu Bethlehem geboren“, „Laßt uns erfreuen herzlich sehr“, „Ist das der Leib, Herr Jesu Christ“, „O Heiland reiß die Himmel auf“ und „Ihr Freunde Gottes allzugleich“.  

Diese außergewöhnliche Persönlichkeit der Kirchengeschichte, ist es Wert, dass man genauer auf seine Vita schaut:

Als Sohn eines Burgvogts wurde er am 25.2.1591 geboren. Er war Schüler am Jesuiten-Gymnasium in Köln. Gerade seine Begabung für die lateinische Sprache brachte ihm 1604 einen 1. Preis ein. 1610 tritt er als Novize in die Gesellschaft Jesu in Trier ein. Spee absolviert ein Philosophiestudium an der Universität in Würzburg und promoviert zum Magister Artium. Es folgen Lehrtätigkeiten in Speyer und Worms. 1617 wird seine Bitte um Entsendung zur Mission nach Indien abgelehnt. So beginnt er 1618 das Theologie-studium in Mainz. Seine heilige Priesterweihe erhält er 1622 ebenfalls in Mainz. Im Folgejahr bekommt Spee den Lehrauftrag für Philosophie an der Universität in Paderborn. Für viele Gläubige wird er Beichtvater und Katechet. Eigentlich möchte Spee zum Erlernen von Fremdsprachen nach Mailand, doch auch dieser Wunsch wird ihm verwehrt, und sein Provinzial schickt ihn nach Speyer. 1627 wird er Lehrer an seinem früheren Kölner Gymnasium „Tricoronatum“ (Dreikönigsgymnasium). Als sich im darauffolgenden Jahr der Provinzial beim Ordensgeneral über Spees Kritik an ordenseigenen Häusern beschwert, wird Spee als Heimatmissionar/Gegenreformator nach Peine versetzt. Von Peine aus versorgt er auch die vielen umliegenden Dörfer mit seinem priesterlichen Dienst und versucht möglichst viele Seelen wieder für den katholischen Glauben zu begeistern. Bei einem Ritt zum Ort Woltdorf wird er überfallen und lebensbedrohlich verletzt. Eine schwere Kopfverletzung peinigt ihn von da an, bis zu seinem Lebensende, mit ständigen Kopfschmerzen. Nach einer kürzeren krankheitsbedingten Erholungszeit, nimmt er den Lehrauftrag für Moraltheologie an der Universität in Paderborn an. Auch dort bekommt Spee Gegenwind zu spüren. Der Rektor des Paderborner Kollegs bittet den Ordensgeneral Spee den Lehrauftrag zu entziehen, da er einen „ungünstigen Einfluß“ auf jüngere Ordensmitglieder ausübe. Der Pater General lehnt dies jedoch ab. Im kommenden Jahr, 1631, entzieht der Rektor des Paderborner Kollegs selber Spee den Lehrauftrag. Im gleichen Jahr erscheint anonym und ohne die Druckerlaubnis des Ordens in Rinteln/Weser die erste Ausgabe der „Cautio Criminalis“. Im Orden wird bekannt, daß Spee hinter dem Buch gegen die Hexenprozesse steckt. Daraufhin wird er bei seinem General angeschwärzt. Doch dieser nimmt Spee in Schutz. Auch den Vorschlag, Spees Buch auf den Index der verbotenen Bücher setzen zu lassen, wird verworfen und Pater Spee wird durch seine Oberen rehabilitiert. 1632 kommt nun eine verbesserte Auf-lage der „Cautio Criminalis“ heraus. Spee erhält in Trier einen Lehrauftrag für Moraltheologie. 1634 schreibt Pater Spee in Trier sein Werk „Trutz-Nachtigal“ nieder. 1635 tobt in der ältesten deutschen Stadt, Trier, ein Kriegsgemetzel, bei dem es viele Schwerstverwundete gibt. Friedrich Spee spendet nicht „nur“ seelischen Beistand, sondern pflegt Verwunderte, die sonst sich selbst überlassen wären. Unter den Verwundeten sind auch etliche die zusätzlich an Seuchen leiden. Hierbei infiziert sich Spee und stirbt noch im selben Jahr durch die Ausübung der tätigen Nächstenliebe am 7. August 1635. Nach der Wiederentdeckung seines Grabes 1980 ruht Spee in der nach ihm benannten Gruft unterhalb der Jesuitenkirche in Trier.

Im Erzbistum Köln wird Friedrich Spee als eine heiligmäßige Person wahrgenommen. Auf Nachfrage in der Deutschen Provinz der Jesuiten in München wird Pater Spee innerhalb des Ordens zwar als „vorbildhafte und anerkannte Person“ bezeichnet, es gebe jedoch seitens des Ordens „keine persönlich Verehrung“. Dort denkt niemand an eine Seligsprechung.

Der Bischöfliche Offizial in Trier, Dr. Georg Holkenbrink, schreibt unter anderem, dass die Verehrung Spees eher auf „intellektueller Art“ zu finden sei. „Die Historiker, die Moraltheologen und Liturgiewissenschaftler interessieren sich für sein Wirken. Aber bei den Gläubigen heute ist Pater Spee keine Persönlichkeit, die eine Verehrung (im religiösen Sinne) erfährt“. Diese persönliche Verehrung durch Gläubige ist aber Voraussetzung für ein Seligsprechungsverfahren, wessen er wohl unbestritten würdig wäre.


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