Franziskus: Ein guter Vater weiß sich zurückzunehmen

14. Jänner 2022 in Aktuelles


Papst in erstem Interview für "Osservatore Romano" und "Vatican News": Gute Vaterschaft ermutige Menschen zu großen Entscheidungen, einschließlich ihrer Folgen und Risiken


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Erstmals in seinem Pontifikat hat Papst Franziskus den Vatikan-Medien "Osservatore Romano" und "Vatican News" ein eigenes Interview gegeben. In dem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch geht es um Josef von Nazareth und Jesus sowie die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen. "Ein guter Vater", so der Papst, sei jemand, der "es versteht, sich im richtigen Moment zurückzunehmen, damit sein Sohn mit seiner Schönheit, mit seiner Einzigartigkeit, mit seinen Entscheidungen, mit seiner Berufung hervortreten kann".

Freiheit zu geben und zu lassen sei nicht nur einer der schönsten Aspekte von Vaterschaft, sondern von Liebe überhaupt, so Franziskus. Die väterliche Beziehung zwischen Josef und Jesus habe dessen Leben so sehr beeinflusst hat, dass seine spätere Verkündigung auch davon geprägt gewesen sei.

"Nach dem Vorbild Josefs", sagte Franziskus, "müssen wir uns fragen, ob wir in der Lage sind, einen Schritt zurückzutreten und zuzulassen, dass andere und vor allem die uns Anvertrauten in uns einen Bezugspunkt, aber niemals ein Hindernis finden". Diese gelte für leibliche wie geistige Väter.

Gute Vaterschaft ermutige Menschen zu großen Entscheidungen, einschließlich ihrer Folgen und Risiken. "Ein echter Vater sagt dir nicht, dass immer alles gut gehen wird", so der Papst weiter, "sondern dass du selbst dann, wenn du in eine Situation gerätst, in der es nicht gut läuft, in der Lage sein wirst, dies und sogar die Misserfolge mit Würde zu ertragen und zu leben."

Spiritualität und Sachlichkeit

Zwei Charakterzüge machen nach Ansicht des Papstes den biblischen Josef zum Vorbild für Männer: zum einen seine "ausgeprägte Spiritualität, die sich im Evangelium in den Traumgeschichten niederschlägt". Der zweite wichtige Zug seine "äußerste Sachlichkeit" gegenüber Problemen, und dass er "sich angesichts von Schwierigkeiten und Hindernissen nie in eine Opferrolle flüchtet".

Seit Mitte November befasst sich der Papst in seinen Katechesen bei der wöchentlichen Generalaudienz mit der biblischen Figur des Josef von Nazareth. Am 8. Dezember war ein eigenes "Jahr des heiligen Josef" zu Ende gegangen. Jorge Bergoglio gilt als Verehrer des Ziehvaters Jesu. Er habe "schon immer eine besondere Verehrung für den heiligen Josef gehegt", bekannte der Papst in dem Interview.

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