Warum wird die Todesstrafe für Ungeborene ungeniert in Deutschland akzeptiert?

21. Jänner 2022 in Prolife


Gastkommentar von Christina Agerer-Kirchhoff zu den Plänen der Deutschen Regierung UND Einladung zum Marsch für das Leben nach München am 19. März 2022


München (kath.net)

„Mehr Fortschritt wagen – Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“: Das ist der Titel der Ampelvorhaben.

Auf Seite 114 findet sich dort ein für jeden sensiblen Menschen krasses Beispiel für „mehr Fortschritt“: Die Ärzte sollen endlich im Studium das Töten anständig lernen! „Schwangerschaftsabbrüche sollen Teil der ärztlichen Aus- und Weiterbildung sein“, so heißt es wörtlich. Man reibt sich die Augen! Abtreibungen sollen neuerdings Teil der normalen Ausbildung der Mediziner sein? Ärzte sollen sich zum Abtreiber zudem ganz legal und normal weiterbilden können – vielleicht müssen sie es demnächst sogar, wenn sie Facharzt für Gynäkologie werden wollen? Verkauft wird solche Barbarei als Fortschritt. „Weiterbilden“ ist ein eindeutig positiv besetztes Wort. Es wird hier benutzt für das Lernen von Absaugen, Ausschaben, Zerstückeln von ungeborenen Menschen samt anschließendem Zusammensetzen der Teile zwecks Prüfung der Vollständigkeit des getöteten Körpers. Auch Spätabtreibungen werden so gelernt werden müssen, damit nicht – wie schon geschehen – dem getöteten Kind bei der erzwungenen Geburt der Kopf abreißt! Die Ampel fordert hier ganz modern „Aus- und Weiterbildung“! So wurde auch der Begriff „Schutzhaft“ und „Sonderbehandlung“ einst verwendet: Verschleierung der verbrecherischen Tatsachen durch irreführendes Framing.

Wo aber bleibt für junge Mediziner die oben genannte Freiheit? Sie wird nicht mehr zugelassen! Man will alle Medizinstudenten zwingen, Dinge zu lernen, zu üben und daran teilzunehmen, die dem verbrieften Recht auf Leben eines jeden Menschen widersprechen. Dass beim Abbruch ein lebendiger Mensch getötet wird – was sollte es sonst sein, was da im heranwächst und nach wenigen Wochen einen hörbaren Herzschlag hat – das lernt man in Biologie. Man schränkt also nicht nur die Freiheit des ungeborenen Menschen ohne viel Federlesens derart ein, dass man ihn stracks töten lässt; man beschneidet auch die Freiheit der Ärzte, indem man sie ihrer einzigartigen Profession berauben will: Menschen zu heilen, zu bewahren vor Ausweitung der Erkrankung, zu retten vor dem Tod.

Nicht umsonst möchten immer weniger Mediziner das blutige und belastende Töten und Entfernen des kindlichen Körpers aus dem Leib der Mutter als ärztliches Handeln anbieten. Auch wenn es manchmal noch ein recht kleines menschliches Gefüge ist: Es ist in keinem Stadium biologisch ein Zellhaufen! Immer ist es höchst organisiert und entwickelt sich zielgerichtet und rasant als Organismus, als Mensch. Für die Zeit der ersten Zellteilungen, wenn noch die Möglichkeit der Mehrlingsbildung besteht, da meinen manche einen Tötungsfreiraum zu sehen. Hier kann aber vielleicht folgender Gedanke hilfreich sein: Warum sollte ein Gewebe, ein Gefüge aus menschlichen Zellen weniger schützenswert sein, weil möglicherweise nicht nur das ganz sichere eine Kind, sondern vielleicht sogar zwei Kinder darin verborgen sind?

Die neue Regierung fordert also forsch: Pflichtgemäß sollen alle Medizinstudenten Schwangerschaftsabbrüche im Studium lernen müssen. Basta! Warum wohl? Weil Aktivistinnen immer wieder über zu wenig flächendeckend verfügbare Abtreiber lamentieren! Das ist der eigentliche Grund, denn am ärztlichen Ungenügen der tausendfach „erfahrenen“ Abtreibungsärzte kann es doch wohl nicht liegen. Die harte Miene der neuen Denke verrät: Wir bestimmen, wann und wem Freiheit gewährt wird und wann und wem nicht.

Der nächste Satz im Koalitionsvertrag zeigt ebenfalls völlig unverfroren das kalte Gesicht der transformierten Gesellschaft: „Die Möglichkeiten zu kostenfreien Schwangerschaftsabbrüchen gehören zu einer verlässlichen Gesundheitsversorgung.“ Man soll sich also darauf verlassen können, dass bei Bedarf ohne Probleme abgetrieben werden kann. Auch die Übernahme der Kosten für Abtreibungspillen durch die Kassen wird in dieser grundstürzenden Festlegung stecken. Abtreibungen bekommen so den Rahmen, das Framing von zwei positiv besetzten Worten, „Gesundheit“ und „Versorgung“! Dadurch möchte man wieder über die Sprache die Gehirne und Emotionen der Menschen „modernisieren“ und  „transformieren“!

Darauf noch viel mehr und immer wieder unermüdlich hinzuweisen, das ist wichtige Aufgabe der Kirchen, der Intellektuellen, aller Bürger, die offen sind für ein aufgeklärtes, abendländisches, christlich-jüdisches Menschenbild. Wir stehen in dieser Frage vor einem gesellschaftlichen Abgrund! Es gibt kein gutes Töten! Töten von Mitmenschen kann niemals die Lösung von Problemen sein!

Die Todesstrafe ist mit Recht geächtet. Warum wird die Todesstrafe für Ungeborene ungeniert akzeptiert? Sie sind völlig unschuldig an der unglücklichen Lage mancher Frauen und Paare! Wird es bestraft dafür, dass es entstanden ist?

Was hat ein Schwangerschaftsabbruch zudem mit Gesundheitsversorgung zu tun? Für einen der beiden Beteiligten bedeutet er immer den sicheren Tod! Für die beteiligte Frau Tränen, Schmerzen, Zerrissenheit, Schuldgefühle, Tod der Beziehung, körperliche und psychische Belastung, Leere, Kältegefühle, Ohnmacht. Was ist daran förderlich für die Gesundheit?

Auch der hehre Begriff Gerechtigkeit aus der Überschrift des Ampelpapiers ist im Abschnitt über die Abtreibungsthematik gar nichts wert: Ist es gerecht, wenn alle Steuerzahler zur Finanzierung der Abtreibungstötungen gezwungen sind? Ist es gerecht, wenn Männer sich die Zahlung des Unterhalts für ein Kind sparen und der Staat sogar die Kindstötung finanziert? Ist es gerecht, dass er als Vater dieses Blutgeld von etwa 500 € nicht selbst aus seiner Börse nehmen muss, wobei er vielleicht zum Überlegen käme und Gerechtigkeit seinem Kind gegenüber zeigen könnte? Ist es gerecht, dass auf diese Weise der Druck auf die Schwangere noch größer wird, weil es heißt, sie solle sich nicht so anstellen; es könne – in ihrer Notlage – doch nichts Schlechtes dran sein, wenn diese Abtreibung sogar der Staat bezahlt!

Die Krankenkassen finanzieren in fast 100 % der Fälle die Tötung vor und erhalten ihre Auslagen plus Verwaltungsaufwand aus den Länderhaushalten zurück. Diese Finanzierung der Abtreibungen als Leistung des Staates ist meiner Einschätzung nach einer der größten und folgenreichsten Fehler bei der Regelung der Schwangerschaftsabbrüche gewesen, ja sie ist ein Skandal! Im Grunde werden damit seit Jahrzehnten die Gewissen der Betroffenen korrumpiert, die Leute werden sogar indirekt exkulpiert: Nicht die Eltern des schwangeren Mädchens ziehen das Geld für die Tötung ihres Enkelkindes aus dem Geldbeutel; nicht der junge Mann bezahlt die Abtreibung seines Kindes; nicht der Ehebrecher finanziert die Vernichtung des unerwünschten Nachwuchses und Erben. Vater Staat übernimmt mit der Finanzierung –durch die Ampelpläne jetzt noch lautstark als „kostenfrei“ fast beworben–  großzügig die Bereinigung der Folgen problematischen Handelns. Ohne Beschränkung! Immer wieder neu! Mal durch eine Abtreibungspille, mal durch Absaugen, mal durch Spätabtreibung. Wie oft eine Frau das macht? Egal! Für ein jahrzehntelanges „lustvolles“ Sexualleben hält man sicher bald mehrere Abbrüche pro Frauenleben für ganz normal.

Langsam wandeln sich die Ansichten der Menschen. Abtreibungen gehören plötzlich zur „Lebenswirklichkeit“. Was so unkompliziert bezahlt wird, das ist doch rechtens! Ja eigentlich hat man doch ein Recht darauf! Es gebe eben Situationen, wo eine Abtreibung besser sei: wenn eine aussereheliches Kind eine vorhandene Ehe stark gefährde; wenn das Kind möglicherweise behindert sei; wenn eine Schwangerschaft eine Lebensplanung zerstöre; wenn die Mutter heillos überfordert sei und manches mehr. „Ein verabscheuungswürdiges Verbrechen“ nennen es Konzil und Lehramt der katholischen Kirche. Aber sogar das wird von prominenten Frauen als überholt und lebensfremd angesehen. Man solle keine Steine werfen, heißt es.

Dieser „erste Stein“ allerdings war ein Felsbrocken zur Steinigung der Frau wegen Ehebruchs! Jesus erweist sich hier als Retter einer Frau vor der Todesstrafe. Niemand will heute Frauen in Not bestrafen für ihr Tun, auch wir Lebensschützer nicht. Aber dass hierzulande mittlerweile eine fanatische Abtreibungsärztin mit Preisen von Parteien und mit Lobreden überhäuft wird, das will mir nicht in den Kopf!

 „Du sollst nicht morden“ heißt es seit Jahrtausenden im Dekalog. – Mit dem Wort „morden“ war das Töten von Menschen gemeint –  unterschieden vom Töten im Krieg und vom Töten als Todesstrafe. Abtreibung ist das Töten, ja in der Sprache des Dekalogs das heimtückische „Morden“ von völlig unschuldigen und wehrlosen Menschen.

Dieses barbarische Tun soll nach dem Willen der Ampelregierung kostenfrei zu einer „verlässlichen Gesundheitsversorgung“ im neuen Deutschland gehören.

Man kann sich nur wundern darüber, mit welcher Herzenskälte man es wagt, unter der Überschrift „Gerechtigkeit“ das Recht auf Tötung von ungeborenen Kindern rein nach Gutdünken zu propagieren, das Eliminieren von unerwünschten Erben, von ungeborenen Kindern nach diversen pränatalen Tests, (die alle ihre Fehlerquoten haben), ja von allen Kindern, die nicht in die persönliche Lebensplanung passen. Am Feigenblatt der Beratung, die „auch künftig online möglich sein“ soll, wird bisher noch festgehalten.

Diese neue „Gerechtigkeit“ ist das brutale Recht des Stärkeren! Das Recht des Stärkeren ohne Herz, ohne Gewissen und ohne Verantwortung vor Gott und den Menschen!

Die Ampelminister sind natürlich dafür, dass Mediziner für Abtreibungen öffentlich werben und ihre Vorgehensweise dabei öffentlich darstellen dürfen. Der gesamte Bereich der Schwangerschaftsabbrüche soll „entkriminalisiert“ werden. Und so heißt es vollmundig und entschlossen im Koalitionsvertrag: „Daher streichen wir §219a StGB“

Das weite Feld der Folgen einer solchen Streichung kann im Rahmen dieses Kommentars nicht weiter beleuchtet werden. Wir sehen bereits, dass dies der erste Rammbock ist, den die Ampel jetzt sofort auf den Weg bringt.

Ins Mark aber soll uns Lebensschützer und die Menschen, die mit uns an den Abtreibungsstätten beten und demonstrieren, folgendes Vorhaben des Ampelpapiers treffen: „Sogenannten Gehsteigbelästigungen von Abtreibungsgegnerinnen und Abtreibungsgegnern setzen wir wirksame gesetzliche Maßnahmen entgegen.“

Ein neuer Begriff also für Beten in angemeldeten Gruppen an Tötungsstätten, ein gemeiner Negativ-Stempel für das vorsichtige Zugehen auf Paare, auf das Hochheben eines Plakats mit dem Bild eines Säuglings! Kerzen, Babymodelle, Hinhalten und Übergeben von Faltblättern mit Hinweisen auf Hilfen in Not, sichtbare Rosenkränze von „Abtreibungsgegnerinnen“, gefaltete Hände – das alles heißt jetzt im Neusprech „Gehsteigbelästigung“.

Ja, es scheint der Drache ein weiteres Haupt zu erheben und sich ein Diadem der neuen Unfehlbarkeit aufzusetzen: Die Gegnerinnen und Gegner der Abtreibung gehören ins Abseits; sie gehören kriminalisiert; sie sind Gegner der modernen Selbstbestimmung, der neuen moralischen Autonomie, Gegner der modernen Zeit: Sie „belästigen“ Frauen, die sich alles wohlüberlegt haben und deren Tun der Staat geradezu verteidigen muss.

Wir Lebensschützer fragen mit Recht: Unbehelligt von anderen Meinungen sollen sie ihr Kind zum Töten tragen dürfen? Die Konfrontation in Wort und Bild mit anderen Ansichten müssen emanzipierte Frauen doch aushalten können! Dies aber will die Ampel durch „wirksame gesetzliche Maßnahmen“ verbieten. Eine markige Ankündigung von Bestrafung der Lebensschützer bei Zuwiderhandlung also. Wir sind Gegner und Gegnerinnen der Moderne!

Wenn es um Leben und Tod von Menschen geht, dann sehen wir Lebensschützer jedoch ein Recht, ja eine Pflicht zum Widerstand! Wir sehen es als eine genuine Pflicht der Kirchen an, diesen Widerstand engagiert zu stützen! Wer, wenn nicht sie!

Niemals ist es daher Aufgabe des Staates oder von Kommunen, Bannmeilen quasi als Schutzräume um Abtreibungsstätten zu errichten. Niemals darf Betern und Demonstranten für das Lebensrecht der Ungeborenen diese Meinungsäußerung und das Anbieten von Infomaterial an Ort und Stelle der Untaten verunmöglicht werden.

Vielleicht erinnert sich die eine oder andere Frau Jahre nach der Abtreibung, dass damals unbekannte Menschen für sie und ihr Kind und eine Umkehr in letzter Minute gebetet hatten. Es waren Lebensschützer, die übrigens nicht für ihre eigenen Kinder auf die Straße gingen, sondern für die Kinder anderer, völlig unbekannter Mitmenschen.

 

Wir geben nicht auf und laden zusammen mit dem Trägerverein „Stimme der Stillen e.V.“ ein zum 2. Münchner Marsch fürs Leben am Samstag, den 19. März 2022 - Treffpunkt Königsplatz 13 Uhr. Nur 1 U-Bahnhalt entfernt vom Hauptbahnhof. Kommen Sie aus ganz Bayern mit der Bahn und dem Bayernticket!

 

Dr. rer.nat. Christina Agerer-Kirchhoff ist Sprecherin der ALM, Arbeitsgemeinschaft Lebensrecht München


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