‚Tradismatischer Trientekostalismus’ für die Kirche von morgen

17. Februar 2022 in Spirituelles


Junge Katholiken in den USA verbinden auf fruchtbare Weise charismatische mit traditioneller Spiritualität. Ein Beispiel ist die Franziskaner-Universität Steubenville.


Steubenville (kath.net/jg)

An der Franziskanischen Universität Steubenville (US-Bundesstaat Ohio) habe er eine glückliche Verbindung von charismatischer und traditioneller Religiosität kennengelernt, schreibt Clement J. Harrold in einem Artikel für die Märzausgabe des Magazins First Things.

Charismatische und traditionelle Religiosität würden einander an anderen Orten eher skeptisch gegenüber stehen. In Steubenville bilden sie eine fruchtbare Synthese, „die Herz und Hirn zugleich anspricht“ und zeigt, wie die Kirche im 21. Jahrhundert vielleicht aussehen könnte, schreibt Harrold.

Die charismatische Spiritualität betone eine radikale Offenheit für den Heiligen Geist. Die Gottesdienste seien durch Freude, Vertrauen ins Gebet und authentische christliche Gemeinschaft geprägt. Gleichzeitig hätten viele junge Gläubige in den letzten Jahrzehnten den Wunsch verspürt, zu den Quellen des Glaubens vorzudringen und traditionelle Glaubensformen zu pflegen, wie sie bis in die 1960er-Jahre üblich gewesen seien.

An der Universität Steubenville verbindet sich das Beste aus beiden Spiritualitäten, schreibt Harrold. Shawn Roberson TOR, der für die Seelsorge an der Universitätskirche zuständig ist, sagte einmal, die Franziskaner-Universität sei im Kern „eine christozentrische Universität“. Sie wolle gute und lebendige liturgische Feiern anbieten, und zwar sowohl im Neuen Ritus, in der traditionellen lateinischen Messe oder im byzantinischen Ritus. Entscheidend sei „die aktive Teilnahme am liturgischen Leben der Kirche“.

In einer Kirche, in der 70 Prozent der Mitglieder nicht mehr an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie glauben, seien die Unterschiede zwischen „Charismatikern“ und „Traditionalisten“ gering, verglichen mit den Unterschieden, welche die lehramtstreuen Katholiken von den heterodoxen trenne, betont Harrold.

Im zweiten Teil seines Artikels kritisiert der Autor jene Kräfte in der Kirche, die durch das Interesse an der Tradition alarmiert sind. Die Berater von Papst Franziskus würden nostalgisch in ihrer Vision der 1970er-Jahre verharren. Die jungen Katholiken seien nicht „an Ideologie oder Parteipolitik“ interessiert, betont Harrold. Sie könnten nicht verstehen, wie ein Bischof oder Papst die verheerenden Wirkungen des „liturgischen Bildersturms“ der 1970er-Jahre ignorieren könne. Sie fühlten sich um das liturgische und kulturelle Erbe betrogen, für welches ihre Vorväter ihr Leben hingegeben hätten.

Harrold schließt mit der Hoffnung, dass die von ihm skizzierte Synthese die „Kirche von morgen“ prägen wird und findet Referenzen dafür sowohl beim Apostel Paulus als auch beim hl. John Henry Newman.

 

Link zum Artikel von Clement J. Harrold (englisch): Tradismatic Trentecostalism

 


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