Die wahre Pandemie

9. April 2022 in Jugend


Der Virus der Gleichgültigkeit, des Hasses und der Gewalt geht um. Und es kommt die Frage auf – wann werden wir ein Heilmittel oder eine Impfung dagegen finden? - Die Jugendkolumne von kath.net - Von Viktoria Samp


Berlin (kath.net)

In letzter Zeit sehen wir, wie sich eine weitere Pandemie ganz still und heimlich entwickelt hat während wir ganz eingenommen waren von dem Coronavirus – es gibt nicht nur die Pandemie des Coronavirus, sondern auch das Virus des Egoismus, des Machtstrebens, das sein schlimmstes Gesicht zeigt. Ein Virus der Gleichgültigkeit, des Hasses und der Gewalt. Und es kommt die Frage auf – wann werden wir ein Heilmittel oder eine Impfung dagegen finden? Wird es jemals ein Zertifikat geben, das bestätigt, dass wir dieses Virus bereits durchgemacht haben und immun sind? Dass wir uns gegen dieses Virus geimpft haben und uns daher nichts mehr droht? Sucht man überhaupt nach einem Mittel gegen dieses Virus, da doch anscheinend alle bisherigen Mittel gescheitert sind?

Ich bin zuletzt auf ein Zitat gestoßen, das schon recht alt ist, aber ideal auf unsere Situation passt: „Die Krankheiten der Seele wollen wenigstens so behandelt werden wie die des Körpers“ (hl. Don Bosco).

Ja, der Krieg ist zweifellos Konsequenz einer kranken Seele. So wie die Covid-Pandemie klein und lokal ihren Anfang genommen hat, so hat auch ein großer Krieg seinen kleinen Anfang, und zwar in Herzen des Menschen:

„Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen. Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen essen macht ihn nicht unrein“ (Mt 15,19-20).

Wie aktuell sind diese Worte des Evangeliums doch heute! Wie sehr vernachlässigen wir stets unser Herz… auch in der vergangene Monaten, als wir uns so sehr auf unsere physische Gesundheit konzentriert haben, während das Seelenheil in der Hintergrund geraten ist und kaum jemand gemerkt hat, wie sich die Pandemie des Hasses verbreitet. Aus lauter Angst vor unserem körperlichen Elend, haben wir die Kirchen und Beichtstühle nicht nur gemieden, sondern auch zugemacht, unsere Beziehungen mit anderen Menschen eingeschränkt, uns zerstritten und die Gesundheit unseres Körpers über all das gestellt, was uns zuvor so wertvoll war. Wie sehr hat uns die Pandemie gezeigt, in welchem Zustand unser Glaube ist und wie schnell wir bereit sind, für unser irdisches „Leben“ das wahre Leben aufzugeben.

Manchmal bräuchten wir eine Maske, nicht als Schutz vor den anderen, sondern vor uns selbst, damit wir nicht Worte aussprechen, die verletzten. „Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“ (Mk 7,20). Zum Glück gibt es tatsächlich ausreichend Präventivmedizin und im Notfall auch genügend Heilmittel für die Seelenkrankheit.  

Wir brauchen eine Impfung, die unser Herz mit Liebe versorgt und uns gegen jede Versuchung immun macht. Wir brauchen tägliche Vitamine in Form einer guten und festen Beziehung zu Gott, des Gebetes, der Eucharistie, der Heiligen Schrift, um gegen alle äußeren Einflüsse gerüstet zu sein und in Zeiten der Pandemie unseren Mitmenschen, die sich abschotten werden, neue Hoffnung bringen zu können.  Denn „[d]er Frieden beginnt mit einem Lächeln“ (Hl. Mutter Teresa) und der Krieg beginnt mit einem unreinen Herzen. Manchmal haben wir keine Ahnung, wie sehr von unserem Herzen das Schicksal eines anderen Menschen, eines ganzen Volkes oder gar der ganzen Welt abhängen kann.  


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