Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott.

15. April 2022 in Kommentar


An diesem Karfreitag möchte ich die Muttergottes neu bitten, uns das Königtum Jesu zu zeigen, hier und heute, und auch ganz in unserem persönlichen Leben - BeneDicta am Freitag von Linda Noé


Linz (kath.net)

„Bring mich näher zu ihm“ sagt sie, in der dicht gedrängten Menschenmenge. Johannes läuft voraus, und gemeinsam bahnen sie sie sich einen Weg durch die Seitengassen. In einer derselben bleiben sie schließlich stehen, der herannahende Lärm der Menge der ist zu hören. Die Mutter Jesu, gezeichnet von tiefem Leid, ebenso tiefer Liebe, sammelt ihre Kräfte. Schnell, er wird gleich da sein! - bedeutet ihr Johannes. In diesem Moment werden wir mitgenommen in eine ihrer Erinnerungen an die Kindheit Jesu, erleben mit Maria eine Szene, in der der kleine Jesus hinfällt und sie auf ihn zuläuft, um ihn zu trösten, ihn auf ihren Armen wiegt. Wieder im Hier und Jetzt, wo Jesus in diesem kurzen Moment vorbeikommt, geschunden, blutend, das Kreuz tragend, läuft seine Mutter nun wiederum zu ihm, begegnet ihm, ist mit ihm, ihre Blicke begegnen sich. „Siehe, ich mache alles neu.“ Jesus spricht in dieser filmischen Darstellung hier das Wort aus der Offenbarung aus, das Wort dessen, der auf dem Thron sitzt.

Ich weiß nicht mehr wie viele Jahre ich den Film „Die Passion Christi“ nicht mehr angesehen hatte. Er ist furchtbar und schwer zu ertragen in jeglicher Hinsicht, aber in diesem Jahr hatte ich auf dem Herzen, mich wieder einmal auf diese besondere Art der Betrachtung einzulassen. Erstaunt war ich darüber, dass mir diesmal einige Details aufgefallen sind, an die ich mich gar nicht erinnern konnte, sie überhaupt vorher gesehen zu haben. Unter anderem interessanterweise die Tatsache, dass man die Schlange bereits im aalglatten Gesicht des Teufels sehen kann, bevor sie sich in Gethsemane von ihm weg über den Boden windet und von Jesus in seinem Akt der absoluten Hingabe an den Vater zertreten wird. Gleich geblieben ist die Szene, die mich am meisten Tränen kostet-nämlich die Begegnung Jesu mit seiner Mutter inklusive der Rückblende in seine Kindheit. Ja, das ist leicht menschlich zu erklären, weshalb mich als jemand, der selbst Mutter ist, diese Szene berührt. Und doch geht es weit darüber hinaus. Diese Begegnung rührt an das Innerste des tiefsten Geheimnisses der Identität Jesu:  Er ist wahrhaft wahrer Mensch und wahrer Gott. Mit dem Verstand ist diese Wahrheit unmöglich zu ergründen, nur die tiefe Begegnung mit Jesus hilft uns. Wir haben uns an diese Bezeichnung gewöhnt, und man vergisst im Grunde genommen zu schnell, welchen Skandal sie eigentlich darstellt. Tendieren wir nicht innerhalb der Kirche auch manchmal dazu, entweder die Gottheit oder aber die Menschheit Jesu überzubetonen und dadurch an einer tiefen Begegnung mit ihm vorbeizulaufen? Ich denke, dass in der Betrachtung der Begegnung der Mutter Jesu mit ihm unter dem Kreuz ein Schlüssel dafür liegt.

Aus dem Kreuzweg des Hl. Johannes Paul II. im Jahr 2000 im Kolosseum in Rom:

„Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben (Lk 1, 3033). Maria erinnerte sich an diese Worte. Sie dachte im Innersten ihres Herzens oft an sie.
Als sie auf dem Kreuzweg dem Sohn begegnete, kamen ihr vielleicht gerade diese Worte in den Sinn. Und das mit besonderer Eindringlichkeit. "Er wird herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben", hatte der himmlische Bote gesagt. Während sie jetzt ihren Sohn, den Todeskandidaten, das Kreuz tragen sieht, an dem er sterben würde, könnte sie sich, menschlich gesprochen, fragen: Wie sollen jene Worte noch in Erfüllung gehen? Auf welche Weise wird er über das Haus Davids herrschen? Und wie kann es sein, dass seine Herrschaft kein Ende hat? Aus menschlicher Sicht sind diese Fragen verständlich. Maria erinnert sich jedoch, dass sie damals bei der Verkündigung des Engels antwortete: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast" (Lk 1,38). Jetzt erkennt sie, dass dieses Wortes sich erfüllen sollte im Wort vom Kreuz.“

Jesus antwortet Pilatus in Johannes 18,36 mit: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.“

Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott. An diesem Karfreitag möchte ich die Muttergottes neu bitten, uns das Königtum Jesu zu zeigen, hier und heute, und auch ganz in unserem persönlichen Leben. Dass sie uns hilft, alles in uns, auch das Verborgene, immer mehr unter Seine Herrschaft zu bringen, durch Seine Gnade. Er begegnet uns wirklich in unserer Menschlichkeit. Nur durch Ihn, mit Ihm, in Ihm, ist es möglich, dass auch wir sein Reich, selbst im Schmerz, und auch heute repräsentieren. Hilf uns, Maria, das zu glauben wie Du, und im Glauben auf das scheinbar Unmögliche zu antworten.

Zum Schluss ein Wort für jeden, der das liest, ganz persönlich, an diesem Karfreitag, an dem der Vorhang im Tempel zerrissen wurde, und wir durch Jesus Christus Zugang zum Vater bekommen haben. Unsere Heiligung- wir sind der Grund, aus dem Jesus den Weg des Kreuzes bis zum Ende gegangen ist. Wir danken es Ihm durch unser neues Leben, das wir immer mehr ergreifen sollen durch den Heiligen Geist.

„Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“


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