Ijob. Die Prüfung des Glaubens, der Segen des Wartens

18. Mai 2022 in Aktuelles


Franziskus: besonders ältere Menschen, die schon so vieles erlebt und erlitten hätten, können uns hier ein glaubwürdiges Zeugnis geben, das uns angesichts des oft übermächtig erscheinenden Leids nicht irrewerden lässt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Da antwortete Ijob dem Herrn und sprach: Ich habe erkannt, dass du alles vermagst. / Kein Vorhaben ist dir verwehrt. Wer ist es, der ohne Einsicht den Rat verdunkelt? - / Fürwahr, ich habe geredet, ohne zu verstehen, über Dinge, / die zu wunderbar für mich und unbegreiflich sind. Hör doch, ich will nun reden, / ich will dich fragen, du belehre mich! Vom Hörensagen nur hatte ich von dir gehört, / jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. Darum widerrufe ich. / Ich bereue in Staub und Asche. [...] Der Herr aber segnete die spätere Lebenszeit Ijobs mehr als seine frühere. Er besaß vierzehntausend Schafe, sechstausend Kamele, tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen.[...] Ijob lebte danach noch hundertvierzig Jahre und er sah seine Kinder und Kindeskinder, vier Generationen“ (Ijob 52,1-6.12.16).

Neunzehnte Generalaudienz des Jahres 2022 mit Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Alter fort. Die zehnte Katechese stand unter dem Thema: „Ijob. Die Prüfung des Glaubens, der Segen des Wartens“.

Das Glaubenszeugnis Ijobs, der eine Reihe schwerster Schicksalsschläge zu erleiden gehabat habe. Stand im Mittelpunkt der Betrachtung von Papst Franziskus. Er klage Gott nicht nur sein Leid, er klage ihn schließlich sogar dafür an und fordere eine Antwort auf seine bohrenden Fragen.

Nach einem schier unerträglich langen Schweigen, das Ijobs Glauben schwer auf die Probe stelle, antworte Gott. Mit göttlicher Autorität und äußerst liebevoll zugleich führe er Ijob seine unergründliche Herrlichkeit vor Augen. Schnell werde Ijob bewusst, dass er Gott vertrauen und ihm sein Leben mit allen berechtigten Fragen und Zweifeln getrost überlassen dürfe.

Ijob werde von Gott für diese Haltung reich belohnt. Der Herr „lobt ihn, weil er das ihm widerfahrende Übel, anders als seine wohlmeinenden aber unverständigen Freunde, nicht als Strafe Gottes gedeutet, sondern stets auf Gottes Liebe und Güte vertraut hatte – gerade auch in seiner ehrlichen und daher Gott ernstnehmenden Klage“.

Wir alle kennten diese alles in Frage stellende Wirklichkeit von Not und Leid aus eigener oder fremder Anschauung und gewiss hätten wir auch schon Menschen erlebt, die sich durch nichts von ihrem Gottvertrauen abbringen ließen. Besonders ältere Menschen, die schon so vieles erlebt und erlitten hätten, können uns hier ein glaubwürdiges Zeugnis geben, das uns angesichts des oft übermächtig erscheinenden Leids nicht irrewerden lasse und uns zeigt, „dass Gottes Wege, auch wenn sie unser Verstehen übersteigen, am Ende doch zum Heil führen“.

Das Glaubensbekenntnis Ijobs – „das gerade aus seiner unablässigen Berufung auf Gott, auf eine höchste Gerechtigkeit, hervorgeht - wird am Ende durch die fast mystische Erfahrung vervollständigt“. Dieses Zeugnis sei also besonders glaubwürdig, wenn das Alter mit seiner fortschreitenden Gebrechlichkeit und seinem Verlust es aufnehme. Die Alten „haben viel gesehen! Und sie haben auch gesehen, wie widersprüchlich die Versprechen der Menschen sind“. Menschen des Rechts, Menschen der Wissenschaft, sogar Menschen der Religion, „die den Verfolger mit dem Opfer verwechseln und letzterem die volle Verantwortung für ihr eigenes Leid zuschreiben“.

Die älteren Menschen, „die den Weg dieses Zeugnisses finden, das den Groll über den Verlust in Beharrlichkeit in der Erwartung der Verheißung Gottes umwandelt, sind eine unersetzliche Garnison für die Gemeinschaft angesichts des Übermaßes des Bösen“. Der Blick der Gläubigen, die sich dem Gekreuzigten zuwendeten, erfahre genau dies. Mögen auch wir es lernen, „von so vielen Großvätern und Großmüttern, von so vielen alten Menschen, die wie Maria ihr manchmal herzzerreißendes Gebet mit dem des Gottessohnes vereinen, der sich am Kreuz dem Vater hingibt“.

Die Pilger und Besucher sowie die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Gläubige deutscher Sprache, ich lade euch ein, den vielen Menschen in Not zu helfen, seien sie fern oder nah. Tun wir alles, was wir können und vertrauen wir darauf, dass jede gute Tat immer von der Gnade des Herrn begleitet und getragen wird.

 


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