Diözese Linz: Angriff auf das sakramentale Priestertum durch einen katholischen Exegeten

4. Juni 2022 in Weltkirche


Die frühe Kirche habe nur das allgemeine Priestertum aller Gläubigen gekannt. Die Eucharistie sei ein Gedächtnismahl, bei dem alle gleich zu behandeln seien, behauptet der emeritierte Neutestamentler Martin Ebner beim Linzer Bibelwerk


Linz (kath.net/jg)

Das Bibelwerk Linz hat in seinem Newsletter einen Beitrag von Martin Ebner, Priester und emeritierter Professor für Neues Testament an den Universitäten Münster und Bonn, veröffentlicht, in welchem dieser erneut die These vertritt, dass Priester in der Kirche nicht vorgesehen seien und das sakramentale Priestertum wie es die Katholische Kirche versteht im Neuen Testament keine Grundlage habe. Die Linzer KirchenZeitung, die Zeitung der Diözese Linz, hat bereits Ende April ein Interview mit Ebner zu diesen Theorien veröffentlicht.

In dem Beitrag stellt Ebner sieben Thesen auf und endet mit der offenen Frage, wie es zu Priestern im Christentum gekommen sei.

Zunächst bestreitet er, dass die in den Schriften des Neuen Testaments erwähnten Presbyter etwas mit Priestern zu tun hätten. Es handle sich um eine reine  Sprachverwandtschaft. Presbyter seien Mitglieder eines Ältestenrates, wie er in jeder Stadtverwaltung oder in Vereinen etabliert sei. Zweitens seien die Priester der Antike nichts anderes als „Kultmanager“ gewesen, die Tieropfer nach bestimmten, ihnen vorbehaltenen Riten dargebracht hätten. Bei den jüdischen Priestern sei hinzugekommen, dass sie mit der Darbringung des Opfers die Sündenvergebung erwirken konnten.

In den neutestamentlichen Gemeinden habe es keine Priester gegeben und auch keine Opfer. In den Gemeinden sei ein Mahl gefeiert worden, „nach den Usancen eines antiken Symposions“, allerdings mit dem Unterschied, dass es „in Erinnerung an Jesus“ gefeiert werde. Dazu seien alle Getauften im Einzugsbereich geladen gewesen und alle hätten das Gleiche zu essen bekommen und seien gleich behandelt worden. Denn ein Charakteristikum des frühen Christentums sei die Aufhebung aller gesellschaftlich etablierten Standesgrenzen gewesen, wie Ebner in der vierten These behauptet. Jede Über- und Unterordnung der Menschen wäre ein Widerspruch zum Glauben an Christus, schreibt Ebner.

Die Priestertheologie der frühen christlichen Gemeinden spreche die Priesterwürde entweder nur Christus oder aber allen Christen gemeinsam zu, lautet die fünfte These. Die Sühne für die Sünden sei durch den Kreuzestod Jesu Christi ein für allemal geleistet. Das wahre Opfer sei ein „den Menschen zugewandtes Leben im Respekt vor Gott“. Dieses „Opfer“ könne jede und jeder darbringen, schreibt Ebner.

In seiner siebenten These behauptet Ebner, dass die Kritik Jesu am jüdischen Tempel die Grundlage für den christlichen Glauben sei, der ohne Tempelinstitution und Riten, die allein menschlichen Priestern vorbehalten seien, auskomme. Vielmehr hätten sich die frühen Christen selbst als neuen Tempel verstanden und Jesus als dessen von Gott eingesetztes Zentrum.

Die Frage, wie es doch zu Priestern im Christentum gekommen sei, beantwortet Ebner mit der These, dass um die Wende des 2. zum 3. Jahrhunderts die Episkopen (Bischöfe) und dann auch die Presbyter sich wie die alttestamentlichen Priester gesehen hätten, um von den Gläubigen den Zehnt verlangen zu können. Aber weder Episkopen noch Presbyter bringen Tieropfer dar, die Bezeichnung sei also symbolisch. Aus dieser Metapher, behauptet Ebner, sei der Klerikerstand entstanden, der im Gegensatz zur Aufhebung aller gesellschaftlichen Unterschiede stehe (siehe 4. These).

Die Kirche müsse sich diesen „wissenschaftlichen Erkenntnissen“ der Exegese und Kirchengeschichte stellen. Andernfalls sei sie „unwahrhaftig ihrer eigenen Geschichte gegenüber“, schreibt Ebner abschließend. Das Forum „Priesterliche Existenz heute“ des deutschen Synodalen Weges müsse sie sich „zur Basis aller weiteren Reflexionen“ Machen. Sonst könne es „keine Reform der katholischen Kirche geben, die diesen Namen verdient.“

 

KONTAKT - Bischof Scheuer: https://www.dioezese-linz.at/bischoefliches-sekretariat

 


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