Hoffnung, selbst wenn alles andere schwankt

10. Juni 2022 in Kommentar


Sehen wie Gott alles zum Guten nützen kann, selbst das, womit der Feind Zerstörung bewirken wollte - BeneDicta am Freitag von Linda Noé


Linz (kath.net)  Pfingsten 2022- wie schön ist es, die Festzeiten zu halten und sich selbst durch diesen Rhythmus halten zu lassen, gerade nach und in diesen uns bedrängenden Zeiten. „Weihnachten war Gott mit uns. Ostern war Gott für uns. Pfingsten ist Gott in uns“ habe ich letztens gelesen- und es ist mir gedanklich geblieben. Gott Heiliger Geist, so nahe, dass wir Zeit brauchen, um uns immer wieder neu bewusst zu machen, wie beschenkt wir sind, in allen Umständen. Am Vorabend zu Pfingsten habe ich an einem „Abend der Barmherzigkeit“ teilgenommen: eucharistische Anbetung, Beichtgelegenheit, Lobpreis. Sehr viele sehr junge Menschen, Teenager, waren dabei, und eine ganze Weile war ich auch versunken in die Betrachtung dieser Mädchen und Burschen, die ihr Herz ausschütteten, sichtbar begeistert waren, sich gegenseitig umarmten, das Austrecken nach Jesus miteinander teilten.

Zuerst, muss ich zugeben, habe ich ein wenig wehmütig daran gedacht, wie anders mein Leben mit 14 Jahren ausgesehen hat, da ich Jesus noch nicht kannte. Wie die Zeit allgemein und schnell vergeht- und unwiederbringlich ist. Wie das Leben sich wohl entwickelt, wenn man so früh schon solche Gelegenheiten der Begegnung mit Jesus Christus erlebt? Ich habe mir diese Frage schon manchmal gestellt, mich auch sehr lange „neu im Glauben“ gefühlt gegenüber anderen, die als Christen aufgewachsen sind. Jetzt gehöre ich selbst schon längst zu dieser Elterngeneration und ich staune über die offen sichtliche Schönheit der Beziehung dieser Teenager mit Jesus. Jeder hat auch seine Lasten zu tragen, ohne Frage, und ich möchte keine Lebenssituation auf dieser Welt verklären oder idealisieren.

Und doch, es gibt hier ein sicheres Fundament, das gelegt ist, das Hoffnung und Sinn gibt, das bleibt, wenn alles andere schwankt. Gleichzeitig merke ich, dass ich immer versöhnter mit und dankbarer für meine eigene Lebensgeschichte werde, über den Reichtum der Liebe in meiner Herkunftsfamilie, aller Wegbereiter, die wichtigen Begegnungen und Stationen. Sehen darf, wie Gott alles zum Guten nützen kann, selbst das, womit der Feind Zerstörung bewirken wollte. Versöhnung mit meinem Leben ist auch Versöhnung mit Gott- der Beginn alles Guten. Im Zweiten Korintherbrief Kapitel 5 heißt es: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und uns das Wort von der Versöhnung (zur Verkündigung) anvertraute. Wir sind also Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt.

Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!“ Um diesen Auftrag zu erfüllen, dürfen wir Gott dieses Geheimnis zuerst auch in unserem eigenen Herzen wirken lassen. Ich denke an den Heiligen Papst Johannes Paul II., der noch Papst war, als ich Jesus kennen lernen durfte, und der durch die Lehre und Früchte seines eigenen Lebens und Wirkens ein großes Beispiel der für Versöhnung und Wiederherstellung ist- in die ganze Welt und Geschichte hinaus. Im Apostolischen Schreiben „Reconciliatio et paenitentia“ schreibt er: „Im engen Zusammenhang mit der Sendung Christi kann man also die an sich reiche und vielschichtige Sendung der Kirche zusammenfassen in der für sie zentralen Aufgabe der Versöhnung des Menschen mit Gott, mit sich selbst, mit den Brüdern, mit der ganzen Schöpfung; und dies fortwährend: denn - wie ich schon bei anderer Gelegenheit gesagt habe - »die Kirche ist von Natur aus immer versöhnend«.

Das durfte ich auch persönlich wieder neu erfahren an diesem Pfingstsonntag beim Abend der Barmherzigkeit. „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden“, ein bekanntes Wort des dänischer Philosophen, Essayisten und Theologen Søren Kierkegaard, kam mir dabei in den Sinn. Wie gut, dass wir auf die fixe Zusage Jesu vertrauen können, in diesen Zeiten, in denen wir vorwärts leben und erst rückwärts verstehen, dass wir einen Beistand haben, der für uns eintritt und uns niemals verlässt. Einen, der Gott ist, größer als unser Herz und alles weiß. (Joh 3,20)


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